Jedes Jahr im Februar werden im Rahmen des Black History Month Geschichte, Kultur und Errungenschaften von Schwarzen Menschen in den Fokus gestellt und gewürdigt.
Black History Month - von den USA bis nach Deutschland
Der Black History Month hat seinen Anfang im Jahr 1926 in den USA – damals noch als Black History Week. Die Aktionswoche rief der US-afroamerikanische Historiker Carter G. Woodson ins Leben. Woodson wollte so auf die Marginalisierung Schwarzer Geschichte in den USA aufmerksam machen. Infolgedessen entwickelten Schulen, Museen und Universitäten ähnliche Veranstaltungswochen und weiteten diese auf den ganzen Monat Februar aus. Der Februar wurde gewählt, da er mit den Geburtstagen des ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln und dem des Bürgerrechtlers und Schriftstellers Frederick Douglass zusammenfällt (*). Beide spielten eine wichtige Rolle bei der Abschaffung der Sklaverei.
Seit 1976 hat bisher jeder US-Präsident den Februar offiziell zum Black History Month in den USA erklärt. In Deutschland führte die Initiative Schwarze Menschen (ISD) den Black History Month das erste Mal in den 1990er-Jahren ins öffentliche Leben ein.
Marginalisierte Geschichte sichtbar machen
Rassismus ist in Deutschland noch lange nicht Geschichte. Es fehlt auch oft an Schwarzen Perspektiven in Geschichtsbüchern. Je nach Bundesland wird zum Beispiel die deutsche Kolonialgeschichte in der Schule in unterschiedlichem Umfang thematisiert - oft auch aus Täterperspektive.
Für den Verein ISD ist es wichtig, mit dem Black History Month Schwarze Geschichte sichtbar zu machen. Anlässlich des Aktionsmonats 2023 erklärte die damalige Geschäftsführerin des Vereins, Siraad Wiedenroth, dass der ISD um die Wahrnehmung von Schwarzer Geschichte als deutsche Geschichte kämpfe - und zwar in ihrer Vielschichtigkeit.
Diese Vielschichtigkeit spiegelt sich auch in den diesjährigen Veranstaltungen zum Black History Month wider. Bundesweit finden Filmvorführungen, Lesungen, Workshops und Kochevents statt. Sie werden vom ISD und weiteren Schwarzen Organisationen bundesweit organisiert.
„Man rückt marginalisierte Geschichte in den Fokus – man bewegt sich abseits des gängigen Kanons, der gängigen Erzählung und schaut, was dahinterliegt“, erklärte 2021 die Choreografin Joana Tischkau in Deutschlandfunk Kultur.
Junge Künstler und Künstlerinnen wie Joana Tischkau wünschen sich mehr Raum für Schwarze Menschen in der Öffentlichkeit. Denn Kulturschaffende wie der Schriftsteller Hans-Jürgen Massaquoi oder die Dichterin Katharina Oguntoye leisteten etwa bedeutende Beiträge zur deutschen Gesellschaft, sind bis heute aber den meisten unbekannt. Ziel des Black History Month ist es, auf Leistungen wie diese hinzuweisen. So bietet er auch eine Chance zum Empowerment.
Empowerment und Bildung
Welche Schwarzen Vorbilder gibt es? Welche unterschiedlichen Erfahrungen von Rassismus haben Schwarze in Deutschland gemacht? Fragen wie diese betreffen nicht nur die Schwarze Community. Die Veranstaltungen im Rahmen des Black History Month sollen ebenfalls die weiße Mehrheitsgesellschaft auf strukturelle Probleme aufmerksam machen und Vorurteile abbauen. Denn auch wenn es der Titel „Black History Month“ suggeriert: Zur Geschichte, zur Vergangenheit, zählen Erfahrungen von Rassismus und Marginalisierung noch lange nicht. Für Hunderttausende Schwarze Menschen sind sie Teil der deutschen Gegenwart.
In diesem Text wird der Begriff „Schwarz“ großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich bei der Verwendung des Begriffes um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt, und keine reelle „Eigenschaft“, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist.
(*) Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle war eine Formulierung missverständlich. Frederick Douglass war nicht US-Präsident. Wir haben diesen Satz angepasst.