Im Kern gehe es um Betrug, erklärt Sportjournalist Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung. Grund ist eine unklare Zahlung von zwei Millionen Franken, die die FIFA 2015 an Platini überwies. Laut Angaben Blatters und Platinis waren es Nachzahlungen für Beraterdienste, die Platini schon um die Jahrtausendwende erbracht habe.
Infantino als Profiteur
Die Staatsanwaltschaft zweifle diese Version an, habe aber auch kein echtes Motiv für die Zahlung gefunden, erklärt Kistner. Nun sei im Falle einer Verurteilung allenfalls mit einer Geldstrafe zu rechnen.
Interessanter, so Kistner, sei die Frage nach den Informanten der Schweizer Bundesanwaltschaft. Möglicherweise hätten "dunkle Mächte aus dem Fußball" Informationen geliefert. Der heutige FIFA-Präsident Gianni Infantino profitierte schlussendlich von den Vorwürfen gegen Platini, den damals favorisierten Kandidaten für das FIFA-Präsidentenamt. Infantino bestreitet, seine guten Drähte zur Bundesanwaltschaft genutzt zu haben
Belegt sind dieses Drähte allerdings: Es gab mehrere geheime Treffen von Infantino mit dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber. Das Bundesstrafgericht, das nun entscheiden müsse, stehe unter internationaler Beobachtung, meint Kistner.
Woher kamen die Informationen?
Interessant wird nun, ob das Gericht sich darum bemüht, die Frage nach der Herkunft der Informationen über die Transaktion der FIFA an Platini zu beantworten. Die Bundesanwaltschaft kann einige Fragen dazu nun nicht mehr beantworten, denn es gibt einen neuen Skandal: Laubers Mails sind bei seinem Abgang 2020 verschwunden.