Das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbands bestätigte unter Führung des Interimspräsidenten Issa Hayatou den Termin für die Kür des neuen Präsidenten der FIFA am Dienstag bei seiner Dringlichkeitssitzung in Zürich. Nach Ende der Bewerbungsfrist am 26. Oktober folgt eine Integritätsprüfung der Anwärter. Deshalb gilt eine Kandidatur des aktuellen UEFA-Präsidenten Michael Platini als unwahrscheinlich - doch es bleibt eine Hintertür: Die Prüfung werde nicht durchgeführt, solange ein Kandidat gesperrt sei, teilte die FIFA mit. Um doch antreten zu können, müsste nun der Einspruch Platinis gegen seine Suspendierung erfolgreich sein oder er von den Korruptionsvorwürfen freigesprochen werden.
Platinis Suspendierung läuft Anfang Januar aus und kann noch um 45 Tage verlängert werden. Er war - wie der aktuelle Präsident Sepp Blatter - am 8. Oktober von der Ethikkommission des Weltfußballverbands für 90 Tage gesperrt worden. Grund ist eine Millionenzahlung von Blatter an Platini im Jahr 2011, die mit viele Jahre zurückliegenden Berater-Tätigkeiten begründet wurde. Nach den jüngsten Sperren im Korruptionsskandal war auch über eine Verschiebung der Wahl auf den turnusmäßigen Kongress im Mai in Mexiko-Stadt spekuliert worden.
Kandidaten für die Wahl noch unklar
Für Kandidaten muss die schriftliche Unterstützung von mindestens fünf FIFA-Mitgliedsländern bis zum 26. Oktober, vier Monate vor dem Wahlkongress, eingereicht werden. Noch ist allerdings unklar, wer sich alles zur Wahl stellen wird. Hinter dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Chung Mong-Joon aus Südkorea steht aufgrund seiner Sechs-Jahre-Sperre ein noch größeres Fragezeichen als hinter Platini. Dem jordanischen Prinzen Ali bin Al Hussein, Brasiliens Idol Zico und David Nakhid (Trinidad und Tobago) werden kaum Chancen eingeräumt.
Scheich Salman bin Ibrahim al Khalifa, Oberhaupt des asiatischen Verbandes AFC, möchte zwar offensichtlich kandidieren, gegen den Bahrainer werden allerdings schwere Vorwürfe erhoben. Nach Angaben des "kicker" ermittelt die Ethikkommission der FIFA gegen das Exekutivmitglied wegen des Anfangsverdachts auf Verletzung von Menschenrechten. Und der Südafrikaner Tokyo Sexwale ist bisher nur der Wunschkandidat von Franz Beckenbauer. Dessen Unterstützung dürfte durch die Spekulationen um die angeblich gekaufte WM-Endrunde 2006 in Deutschland allerdings kaum noch internationales Gewicht haben.
"Ethikkommission" soll transparenter werden
Die "Ethikkommission" der FIFA darf derweil nach einem Beschluss des Exekutivkomitees ab sofort die Öffentlichkeit über ihre Untersuchungen informieren, die Verschwiegenheitsklausel wurde aufgehoben. Sowohl Chef-Untersucher Cornel Borbely als auch Hans-Joachim Eckert als Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer hatten sich für das Recht zur Information eingesetzt. Bislang waren die Mitglieder der Ethikkommission gemäß Paragraf 36 des Ethik-Codes verpflichtet, "über die im Rahmen ihrer Tätigkeit erworbenen Kenntnisse, insbesondere über den Sachverhalt, den Inhalt der Untersuchungen und Beratungen sowie die getroffene Entscheidung und private Personendaten gemäß FIFA-Datenschutzreglement Stillschweigen zu bewahren."
Erst bei rechtskräftigen Urteilen durfte eine Begründung veröffentlicht werden. So war bei den Sperren für Blatter und Platini der Grund für die Sanktionen offiziell offengeblieben. Nun sind auch Informationen über mögliche weitere laufende Untersuchungen zu erwarten.
(nch/am)