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Blick auf das Fundament

Neurowissenschaften. - Das Wissen über unser Gehirn wächst derzeit geradezu sprunghaft. Doch noch immer besitzen wir nur Grundkenntnisse. "Ich" widmet sich dem Zusammenhang zwischen neurologischer Grundlage und psychologischem Aufbau, wie aus einem Gewirr von Nervenzellen ein Bewusstsein erwächst.

Von Michael Lange |
    Hirnforscher und Neurowissenschaftler haben in den letzten Jahrzehnten ihre Methoden immer weiter verbessert, so dass sie sich nun an die großen Fragen der Menschheit heran trauen. Wie entsteht aus einem Durcheinander von Nervenzellen in unserem Kopf so etwas wie Persönlichkeit? Letztlich schafft das Gehirn sein Ich-Bewusstsein selbst, so die Hypothese der Wissenschaftler, der sich die Autoren anschließen. Ein verändertes Gehirn erzeugt ein neues "Ich". Das belegen sie mit Fallbeispielen von Menschen, die nach einer Hirnverletzung nicht mehr die selben waren.

    Aber das Gehirn macht noch mehr: Es baut dieses "Ich" in eine selbst konstruierte virtuelle Welt ein. Im Grunde lebt jeder Mensch in einer Simulation, die er mit seinen eigenen Gedanken erzeugt hat. "ICH" ist ein Buch, das unser Selbstbild in Frage stellt und zum Nachdenken anregt. Aber Vorsicht: Vieles was hier als Faktum verkauft wird, könnte sich als virtuelle Wahrheit entpuppen. Eine Illusion, die schon morgen nicht mehr wahr sein könnte, genau wie unser "Ich".

    Werner Siefer und Christian Weber: Ich - Wie wir uns selbst erfinden
    ISBN: 3-593-37676-8
    Campus Verlag, 306 Seiten, 19,90 Euro