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Blick auf die Turbulenzen im Flugverkehr

Die Luftfahrtindustrie als Arbeitgeber und als Einnahmequelle beschäftigen die Fluglinien. Und sie kritisieren dabei die deutsche Politik, vor allem die seit 2011 geltende Luftverkehrssteuer.

Von Dieter Nürnberger | 18.02.2013
    Etwas neidisch blickt die deutsche Luftverkehrsbranche derzeit beispielsweise nach Istanbul, Peking oder auch nach Dubai. Nicht nur, dass dort gegenwärtig neue große und vor allem rund um die Uhr geöffnete Flughäfen entstehen. Es geht auch um den generellen Trend: Denn die großen Wachstumsmärkte der Branche befinden sich alle außerhalb Europas – Flughäfen, die mehr und mehr Gewinne verbuchen können, Fluggesellschaften, die ihre Flotten vergrößern. Ganz anders das Bild in Deutschland, sagt Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL.

    "Der Grund liegt vor allem darin, dass die dortigen Regierungen auf den Luftverkehr als besten Treiber für Wirtschaftswachstum setzen. Bei uns dagegen sehen viele Politiker den Luftverkehr immer noch als eine Art Goldesel."

    Weltweit vollziehen sich im Luftverkehr derzeit dramatische Veränderungen. Hinzu kommt, dass sich in Europa die Rezession stärker auf die Luftfahrt auswirkt als in vielen anderen Regionen.

    Zu den vorgestellten Leitlinien für einen fairen Wettbewerb im internationale Luftverkehr wird von der Bundesregierung vor allem ein Masterplan gefordert, der künftig mehr Planungssicherheit für die Unternehmen garantieren soll. Und an die Adresse auch der EU gerichtet, wird vor den Konsequenzen von Alleingängen gewarnt. Auf internationaler Ebene müsse zudem ein Luftverkehrsabkommen verankert werden, welches unerlaubte Beihilfen ausschließt und auch eine Etablierung von Kontrollmechanismen berücksichtigt – faire Marktchancen, wie es Lufthansa-Chef Christoph Franz formuliert.

    "Wo andere Industriebranchen mit der Welthandelsorganisation WTO Mindeststandards und auch grundsätzliche Regeln für den Wettbewerb aufgestellt werden, fehlt so etwas für unsere Branche. Denn die Luftverkehrsbranche ist nicht Teil der WTO."

    Vor allem schossen der Dachverband und die Unternehmen aber gegen die seit 2011 geltende Luftverkehrssteuer in Deutschland. Dieser Alleingang sei ein Jobkiller. Nach eigenen Schätzungen seien deshalb 2012 rund fünf Millionen Fluggäste weniger von Deutschland aus geflogen. Und jede Million fehlender Fluggäste bedeute rund 1.000 Jobs weniger. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach der Flugstrecke zwischen Deutschland und dem Flugziel. Sie liegt derzeit zwischen 7,50 und rund 42 Euro. Zahlen müssen sämtliche Airlines, die von Deutschland aus fliegen. Auch dies trage zu Gewinneinbrüchen bei, sagt Lufthansa-Vorstandschef Franz:

    "Von 2010 auf 2011 ist die operative Marge bei den berichtspflichtigen Fluggesellschaften von ohnehin mageren 2,6 Prozent auf nur noch 0,4 Prozent eingebrochen. Bei der klassischen Lufthansa zeigt sich dies etwa an den Ergebnissen für die Monate Januar bis September: Der operative Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent auf nur noch 64 Millionen Euro."

    Bessere nationale und auch europäische Rahmenbedingungen müssten her. Das gelte auch für die Neuordnung des Emissionshandels auf internationaler Ebene. Durch Alleingänge könne man global kaum Verbesserungen erreichen, die Folge seien lediglich Wettbewerbsverzerrungen, soll heißen, wirtschaftliche und finanzielle Turbulenzen im eigenen Land.