01. Juli 2024
Blick in die Zeitungen von morgen

Zentrales Thema der Zeitungskommentare von morgen ist das Ergebnis der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich, und insbesondere der Erfolg des rechtspopulistischen Rassemblement National unter Marine Le Pen.

01.07.2024
Marine Le Pen, Gallionsfigur der extremen Rechten in Frankreich, freut sich nach den ersten Hochrechnungen zur Parlamentswahl über das Ergebnis des rechten Bündnisses.
Viele Zeitungen kommentieren den Wahlsieg des rechtsextremen Rassemblement National bei den Parlamentswahlen in Frankreich. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Thibault Camus)
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle an der Saale hält fest:
"Le Pen steht nun vor den Toren der Macht. Mit einer deutlichen Mehrheit für ihren Rassemblement National bei der Stichwahl am nächsten Sonntag könnte sie eine Rechtsaußen-Regierung bilden. Und dann ihr europafeindliches Programm umsetzen. Geöffnet hat ihr den Weg dorthin ausgerechnet Präsident Macron. Nach der Niederlage seiner Partei bei den Europawahlen setzte der Pokerspieler alles auf eine Karte - und verlor."
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf formuliert es so:
"Macron hat sich für ein Russisch-Roulette entschieden, um alle Aufmerksamkeit auf den eigenen Mut zu lenken, und erst hinterher entdeckt, dass in allen Trommellagern des Revolvers eine Kugel steckt, er sich also nur selbst abschießen kann."
Die TAGESZEITUNG - TAZ - ist überzeugt:
"Der politische Sieg der extremen Rechten ist eine logische Folge ihrer 'Banalisierung'. Ihre Ideen haben sich längst festgesetzt in vielen Köpfen. Was noch vor wenigen Jahren schockiert hätte, wird fast beiläufig in Talkshows wiederholt, ohne Reaktionen auszulösen."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU meint zu Macrons politischen Zukunftsaussichten:
"Im schlimmsten Fall wird ihn künftig eine vom ausländerfeindlichen und antieuropäischen RN geführte Regierung Knüppel zwischen die Beine werfen. Im besten Fall bekommt er eine schwache Kompromissregierung. Beide Lösungen würden für Frankreich Stillstand bedeuten und die große Nation zum unsicheren Partner in Europa machen."
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER ergänzt:
"Will Macron nicht zum Steigbügelhalter von Le Pen werden, kann er sich kaum einer Kooperation mit dem Linksbündnis verweigern. Angesichts leerer Staatskassen dürfte es den Linken schwerfallen, mit Rentengeschenken und der Stärkung des Sozialstaates an Zustimmung zu gewinnen. Es bleibt also die Hoffnung, dass enttäuschte Wähler bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in drei Jahren zu den Liberalen zurückkehren."
Nun zum Urteil gegen den Thüringer AfD-Chef Höcke.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt dazu:
"Man sieht sich als Opfer - will aber auch nicht als Nazi dastehen. Das wird auch im Umgang mit Höcke deutlich, der nun zum zweiten Mal wegen des Verwendens der nur sehr Eingeweihten bekannten SA-Parole zu einer Geldstrafe verurteilt worden ist.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ist sich sicher:
"Dieses Urteil wird der Partei richtig wehtun. Bedenkt man, wie Höcke sich vor Gericht wand mit immer neuen Anträgen und Verzögerungsversuchen, wird klar: Um dieses Urteil wäre er lieber herumgekommen."