Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg schreibt dazu:
"Deutschland braucht rasch eine neue Regierung, die – möglichst ausgestattet mit einer klaren Mehrheit – fähig ist zu Weichenstellungen. Da sollte das notwendige Prozedere vor einer Neuwahl des Bundestags – von der Kandidatenkür bis zum Drucken der Wahlunterlagen – doch ausnahmsweise gewuppt werden können. Ach, wie es aussieht, hülfe selbst die Rückbesinnung auf die berühmten deutschen Sekundärtugenden nichts. Weil der Kanzler Freude am Dasein als Rumpelstilzchen gefunden hat."
Die BERLINER MORGENPOST formuliert es so:
"Um es ganz klar zu sagen: Die Deutschen wollen keine Popcorn-Politik. Und sie haben ein gutes Gespür dafür, dass es keine gute Idee ist, in Berlin Kraft mit einer öffentlichen Schlammschlacht zu verschwenden, während sich in Washington Donald Trump zum Regieren bereit macht. Sie wollen auch nicht am Sonntagabend ein ganze Stunde lang dem Kanzler zuhören und sich am Ende fragen, was er denn gemeint haben könnte und wie das alles nun weitergeht. Sie wollen Klarheit und die Aussicht auf eine schnell wieder voll handlungsfähige Regierung."
Das HANDELSBLATT blickt ebenfalls auf den gestrigen Auftritt von Scholz in der ARD:
"Was für ein Trauerspiel. Scholz redete viel über die staatspolitische Verantwortung von Merz. Dabei hätte man liebend gern mehr über seine eigene staatspolitische Verantwortung erfahren. Es reicht eben nicht zu meinen, dass man 'cooler' in staatspolitischen Angelegenheiten sei als Merz. In der SPD dürften sich nun viele zu Recht fragen, ob sie mit dem richtigen Kandidaten in den Wahlkampf ziehen."
Der Berliner TAGESSPIEGEL nimmt das Gegeneinander von Scholz und Merz unter die Lupe:
"Wenn Kanzlerkandidaten Führungsstärke unter Beweis stellen wollen, geht das zuweilen nach hinten los. Das bisherige Entgegenkommen des Kanzlers reicht bei Weitem nicht aus. Mehr noch, es atmet den Geist einer gnädigen Obrigkeit. Umgekehrt ignoriert er die Forderung von CDU-Chef Merz, die Vertrauensfrage sofort zu stellen, das einzig wirklich relevante Argument des Kanzlers: Eine Wahl muss anständig vorbereitet sein; eine so wichtige wie diese erst recht."
Dem pflichtet der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER mit Blick auf den möglichen Wahltermin bei:
"Wie wichtig eine gute Vorbereitung ist, zeigt der Rückblick auf den September 2021: Berlin versank damals im Wahlchaos, die Wahl musste schließlich in Teilen wiederholt werden. Unsere Demokratie ist zu wertvoll, um sie kurzfristigen parteipolitischen Machtspielchen zum Fraß vorzuwerfen."