Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kritisiert:
"Langfristig droht nach den verpatzten Neuwahlen von Juni und dem Regierungssturz ein baldiger Machtantritt politischer Extremisten in Paris: Marine Le Pen auf der Rechten oder Jean-Luc Mélenchon auf der Linken. Der französische Präsident Macron erkennt nicht, wie unpopulär und politisch isoliert er ist – und wie sehr es Le Pen und Mélenchon eilt. Der nächste Regierungssturz ist programmiert."
Die Zeitschrift CICERO schreibt in ihrer Online-Ausgabe:
"Frankreich hat ebenso wie Deutschland das völlig überzogene System der sozialstaatlichen Umverteilung nicht reduziert. Der Sparwillen der Barnier-Regierung und Macrons kam viel zu spät und ist angesichts der früheren Super-Verschuldung für die meisten Franzosen nicht glaubwürdig."
Der Berliner TAGESSPIEGEL fragt:
"Bleibt Frankreich also handlungsunfähig bis Juli, wenn verfassungsgemäß wieder Parlamentswahlen möglich sind? Oder gar bis zu den Präsidentschaftswahlen 2027, für die bereits jetzt viele Parteivorsitzende ihr Profil schärfen und daher nicht zu politischen Kompromissen bereit sind? Mon dieu!"
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg erwartet Konsequenzen für Deutschland:
"Der Bundestagswahlkampf wird diesmal in Paris mitentschieden. Frankreichs schwere innenpolitische Malaise schlägt auf Deutschland wie die gesamte EU durch."
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG kommt zu folgendem Schluss:
"Marine Le Pen wollte sich dem Volk als pragmatische Politikerin empfehlen, doch sie kann nicht aus ihrer Haut: Sie will Macrons Kopf, will in den Élyséepalast einziehen. Koste es, was es wolle. Den Preis zahlen das Volk, Europa und die Ukraine."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG kritisiert die Pläne von SPD, Grünen und Linken, kurzfristig den Paragraf 218 zu reformieren:
"Also doch. Als im Frühjahr dieses Jahres eine Kommission der Bundesregierung die robuste Liberalisierung von Abtreibungen in Deutschland empfahl, übte sich der Kanzler noch in Beschwichtigungen. Das sei nichts, was man unter Zeitdruck abhandeln könne, ließ Scholz damals mitteilen. Jetzt aber wollen viele Abgeordnete der Regierungsfraktionen und auch der Kanzler selbst genau das: noch mal eben am fein austarierten deutschen Abtreibungsrecht herumdoktern, kurz bevor man in seinem Bundestagsbüro eh die Kartons packen muss."
Und die STUTTGARTER ZEITUNG schreibt:
"Tatsächlich ist die Gesellschaft viel weiter als die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Bundestag. Immer wieder zeigen Umfragen, dass die Deutschen längst bereit sind für einen neuen Kompromiss. Wenn überhaupt etwas skandalös ist, dann dass ausgerechnet eine grünsozialliberale Regierung es in den vergangenen Jahren nicht geschafft hat, die Entkriminalisierung anzugehen."