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Blockchain-Technologie
Intelligenz fürs Auto

Im Auto sind mittlerweile fast alle technischen Geräte vernetzt. Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. Doch die Dinge sollen nicht nur miteinander kommunizieren, sondern auch selbstständig denken können.

Von Jan Rähm |
    Ein mit Bosch-Technik ausgestattetes, autonom fahrendes Auto des Typs Jeep Cherokee
    Ein mit Bosch-Technik ausgestattetes, autonom fahrendes Auto des Typs Jeep Cherokee (dpa / Britta Pedersen)
    Egal ob Akkuschrauber oder riesige Maschinenparks: Ohne Anschluss an das globale Datennetz scheint heute kein Industrieprodukt mehr geplant zu werden. Das Internet der Dinge wächst damit immer schneller. Beispiel Bosch: Vernetzung gehört hier zur Strategie für die kommenden Jahre, erklärt Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung des Industrieunternehmens.
    "Unser CEO hat uns vorgegeben, das zum Beispiel 100 Prozent aller Bosch-Produkte, die vernetzbar sind, in 2020 vernetzt werden sollen. Und wir haben heute schon 50 Prozent der Produkte vernetzt."
    Es geht dem Industrieriesen Technologiekonzern nicht um die Vernetzung an sich. Das Unternehmen verspricht sich vor allem von den gesammelten Daten einen Mehrwert für Entwicklung und Praxis. Ein Bestandteil dabei ist die künstliche Intelligenz, die zunehmend zum Einsatz kommt.
    "Ich denke der Durchbruch, warum jetzt in IoT und auch im Fahrzeug die künstliche Intelligenz auch wichtiger geworden ist, ist die Art und Weise, wie wir heute große Datenmengen handhaben können. Dass wir heute mit Hochleistungsrechnern auch On Board im Fahrzeug und später vielleicht auch bei intelligenten Knoten im IoT damit umgehen können. Aber die Leistungsfähigkeit, da stehen wir in der Tat noch ganz am Anfang und erkennen eigentlich Monat für Monat, Jahr für Jahr, was eigentlich für Potenzial in diesem Verfahren steckt."
    Das selbststeuernde Auto voranbringen
    Für den Automobilbereich ist Bosch dafür eine Kooperation mit dem Chiphersteller Nvidia eingegangen. Zusammen will man mit künstlicher Intelligenz auf handlichen Platinen das selbststeuernde Auto voranbringen. Daniel Shapiro, Direktor der Automobilsparte bei Nvidia.
    "Wir haben künstliche Intelligenz für das Auto entwickelt. Das System kann mit einer Vielzahl Sensoren verbunden werden und ermöglicht Autos so, selbst zu fahren. Unsere KI wird dabei zum Hirn des Autos. Damit kann das Auto ein Verständnis dafür entwickeln, was um es herum passiert. Es weiß exakt wo es ist und wo es hin muss."
    Das System im Fahrzeug steht dabei nicht allein, sondern in regelmäßigem Austausch mit einem Datencenter. Das soll dem Auto beim Lernen helfen.
    "Wir haben ein System entwickelt, das nicht fest verdrahtet ist, sondern sich aktualisieren kann und so immer intelligenter werden kann und immer neue Fähigkeiten lernen kann. Wir können unsere Prozessoren auch in einem Data-Center für das Training laufen lassen. Das ist die gleiche Architektur wie im Auto. So können die Daten konsistent zwischen Cloud und Auto ausgetauscht werden."
    Schluss mit manipulierten Kilometerständen
    Zwischen Auto und Cloud könnte demnächst auch ein viel einfacheres, aber nicht minder wichtiges Datum ausgetauscht werden: der Kilometerstand. Er ist, wenn er manipuliert wird, immer wieder Garant für Ärger und Streit. Ein junges Forscherteam von der Universität St. Gallen will dem mithilfe der Blockchain-Technologie vorbeugen. Timo Gessmann vom Bosch IoT Lab an der Uni St. Gallen.
    "Das Fahrzeug wird ausgestattet mit einem Connectivity-Device, was in der Lage ist, den Kilometerstand aus dem Fahrzeug auszulesen und vom Fahrzeug direkt in die Blockchain zu übermitteln. Das heißt, ich habe einmal hier das reale Fahrzeug, was eben kontinuierlich den Kilometerstand, wenn ich fahre, erhöht, und parallel dazu wird eben in der Blockchain ein digitales Abbild, eine Historie erstellt, die auf Basis der Blockchain-Technologie nicht manipuliert werden kann."
    Damit würde ein Traum von Interessenvertretern wie Autoclubs oder Verbraucherschützern wahr werden: Ein manipulationssicherer Kilometerzähler, wie er schon lange gefordert wird, zum Beispiel als Zusatzchip im Fahrzeug.
    "Wenn ich heute aber selber einen Chip einbauen muss ins Fahrzeug, muss ich diesen Chip entwickeln, ich muss den Chip bezahlen, habe sehr hohe Kosten. Und da ist eben vergleichsweise die Blockchain-Technologie doch sehr sehr günstig, weil ich eben nur dann bezahle, wenn ich die Daten in die Blockchain transferiere und da reden wir vom Millicent-Bereich."
    Ob die Blockchain-basierte Lösung schon bald für Sicherheit beim Autokauf sorgen wird, ist noch nicht sicher. Im Prototypen, so berichtet Ingenieur Gessmann, funktioniere es schon.