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Blockchain-Technologie
Nicht nur die IT-Branche hofft auf neue Geschäfte

Die Idee hinter der sogenannten Blockchain-Technologie ist mittels Kryptographie und einer großen Anzahl von Kopien Transaktionen jedweder Art kostengünstig und fälschungssicher zu dokumentieren. Bei der Kryptowährung Bitcoin funktioniert dies bereits. Aber auch andere Branchen zeigen sich sehr interessiert.

Von Achim Killer |
    "Bitcoin accepted here" steht an einem Eingang zu einer Bar in Berlin-Kreuzberg.
    "Bitcoin accepted here" steht an einem Eingang zu einer Bar in Berlin-Kreuzberg. (dpa / picture alliance / Jens Kalaene)
    "Leasing-Firmen sind natürlich daran interessiert, dass die Benutzer regelmäßig ihre Leasing-Raten bezahlen. Und bisher taten sie sich schwer, dann auf jemanden zuzugreifen, wenn er nicht bezahlt hat. Heute mit Blockchain-Technologien können sie quasi verhindern, dass der Motor anspringt, wenn nicht bezahlt wurde."
    Manfred Kloiber: Das war Harald Murgas, der für IBM Dienstleistungen rund um die Blockchain vermarktet. Blockchain, das ist das aktuellste und allerliebste Buzzword der Branche. Und fast schon ist man ob des Rummels um die Blockchain geneigt zu glauben, diese Kette miteinander verwobener Datenblöcke könne alle Schwierigkeiten dieser Welt lösen. Das Problem, das Leasing-Firmen zum Beispiel mit zahlungsunwilligen Kunden haben, ist nur eine davon. Auf jeden Fall aber verspricht diese Technologie gute Geschäfte für alle Firmen, die Hard-, Software und vor allem Service und Beratung dafür anbieten. Achim Killer über die Blockchain:
    Für Hacker praktisch nicht zu knacken
    "Technology likely to have the greatest impacton the next few decades has arrived. And it's not social media. It's not big data. It's not robotics. It's not even AI. You'll be surprised to learn that it's the underlying technology of digital currencies like Bitcoin. It's called the blockchain. Blockchain.”
    "Die Technik, die in den nächsten Jahrzehnten die stärkste Wirkung entfalten wird, sie ist da. Es sind nicht die sozialen Netze. Es ist nicht Big Data oder die Robotertechnik. Es ist – das wird sie überraschen – dasselbe, was auch technische Basis von digitalen Währungen bildet. Es ist die Blockchain."
    Der Management-Professor Don Tapscott auf der Innovations-Konferenz TED Mitte letzten Jahres. Um "Ideas worth spreading” geht es bei dieser Veranstaltungsreihe, Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden. So das Motto. Die Idee hinter der Blockchain nun besteht darin, mittels Kryptographie und einer großen Anzahl von Kopien Transaktionen jedweder Art - Käufe und Verkäufe beispielsweise - kostengünstig und fälschungssicher zu dokumentieren, sie quasi zu beurkunden - nur eben ohne Notar. Eine konkrete Blockchain hat sich bereits weit verbreitet, die technisch die Kryptowährung Bitcoin bildet. 100 Gigabyte ist sie lang. Hunderttausende von Usern haben sie auf ihren Rechnern gespeichert. Die schiere Teilnehmerzahl bildet dabei bereits den entscheidenden Sicherheitsfaktor. Außerdem wird nach jeder Transaktion eine Prüfsumme errechnet und mit abgespeichert, ein Hash. Und in regelmäßigen Abständen werden aus allen bisherigen Transaktionen und deren Prüfsummen weitere Hashes errechnet. So entsteht eine unentwirrbare Kette von Datenblöcken und Hashes, eben die Blockchain. Beim Versuch, sie zu knacken und zu manipulieren, würden sich Hacker die Zähne ausbeißen, sagt Stefan Riedl von IBM:
    "Sie müssen ja auf allen Rechnern gleichzeitig quasi den spezifischen Hash eigentlich knacken oder hacken, um das zu erreichen. Aber der Clou liegt am Ende des Tages darin, dass jeder Hash mit dem Vorgänger verbunden ist, und zwar über eine endlose Kette bis zum Beginn."
    Möglicher Einsatz bei juristischen Dienstleistungen
    Die IT-Industrie betrachtet Bitcoin als eine Art globalen Feldtest für die Blockchain. Und weitere Branchen sind bereits darauf aufmerksam geworden, aus naheliegenden Gründen die Finanzinstitute, Banken und Versicherungen sowie die zugehörigen Start-ups, die Fin-Techs, die derzeit in großer Zahl gegründet werden. Aber auch im produzierenden Gewerbe werden Einsatzmöglichkeiten entdeckt. So kann sich Stefan Riedl vorstellen, Autoersatzteile in einer Blockchain zu registrieren. Das würde dem Diebstahl teurer Bauteile einen Riegel vorschieben.
    "Was dann dazu führen würde, wenn jetzt jemand zum Beispiel mein Navigationsgerät stehlen würde hier in Köln, dass es ja in einer Blockchain vermerkt ist. Und wenn jetzt irgendwo in einem anderen Land dieses Navigationsgerät jetzt wieder eingebaut würde, müsste es sich identifizieren. Und das würde dann in dieser Blockchain auffällig werden."
    Juristische Dienstleistungen sowie der gesamte öffentliche Sektor bilden ein weiteres potenzielles Einsatzgebiet für die Blockchain, das derzeit in etlichen Feldversuchen erkundet wird. Immer geht es dabei darum, Vorkommnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Und das könnte auch für die Lebensmittelsicherheit nutzbar gemacht werden, sagt Harald Murgas von IBM:
    "Zusammen mit der IBM und der Universität in Peking ist man dabei, auf Blockchain basierend den kompletten Lieferweg der Lebensmittel vom Bauern über den Transportweg bis in die Regale hinein nachvollziehen zu können. Man kann beispielsweise die Temperaturen, die während der Transportzeit, auf welchem Kilometer geherrscht haben, nachvollziehen oder sonstige Rahmenbedingungen."