Die Blockchain-Technologie hat bislang nicht nur neue digitale Währungen wie Bitcoin hervorgebracht, sondern auch die dezentrale Verschlüsselungstechnologie NFT: Non-Fungible Tokens (übersetzt etwa "nicht austauschbare Merkmale") sind komplizierter digitaler Code mit einer simplen Funktion: Echtheit zu beweisen.
Zwar kann man digitale Werke unendlich kopieren, NFTs aber sind einzigartig. Sie sind Protokolle, die die Herkunft sowie sämtliche Transaktionen einer bestimmten Datei verzeichnen. NFTs sind nirgends zentral gespeichert, sondern befinden sich in der Blockchain, einem dezentralen Sicherungsverfahren, auf dem zum Beispiel auch Bitcoin basiert.
NFTs werden bislang vor allem auf dem Kunstmarkt eingesetzt. 2021 sind dort einige NFTs zu gewaltigen Summen vermarktet worden. Knapp 70 Millionen Dollar gab es beispielsweise für Werke des Künstlers Beeples im März. Im Mai wurde ein virales Internetvideo mit dem Titel "Charlie Bit My Finger Again" für über 760.000 Dollar* verkauft.
Um NFTs gibt es also ganz offensichtlich einen gewaltigen Hype. Und wo ein Hype ist, da ist ein Markt. Und bei dem mischen jetzt die ersten Medien mit. Die US-Zeitschrift "Time Magazine" veräußerte im März 2021 drei ihrer Titelseiten als NFTs. Die Tageszeitung "USA Today" verkauft via Blockchain alte Ausgaben als Sammlerstücke.
Und Ende September hat das Londoner Mode- und Lifestyle-Magazin "Evening Standard" erstmals ein Kunstwerk als NFT versteigert. Es handelt sich um ein Video, das den britischen Transgenderkünstler und Aktivisten Kai-Isaiah Jamal zeigt, als lebende Skulptur in einer futuristischen virtuellen Landschaft. Zu hören ist ein Gedicht aus der Feder Jamals.
Für 1.700 Pfund kam das Stück am 24.09.2021 unter den virtuellen Hammer. Der "Evening Standard" spendet den Erlös an soziale Projekte. Der Käufer besitzt dafür jetzt ein unfälschbares digitales Zertifikat darüber, dass das Werk ihm gehört.
Einen historischen Moment nennt das der Geschäftsführer des "Evening Standard", Charles Yardley. Er spricht von NFTs als einer aufregenden Bewegung aus Kryptografie, Medien und Fashion und träumt von NFT-Events als Werbekampagnen. Man könne etwa Rolex ansprechen, für einen NFT übers Tauchen - mit wasserdichten Armbanduhren.
Einen historischen Moment nennt das der Geschäftsführer des "Evening Standard", Charles Yardley. Er spricht von NFTs als einer aufregenden Bewegung aus Kryptografie, Medien und Fashion und träumt von NFT-Events als Werbekampagnen. Man könne etwa Rolex ansprechen, für einen NFT übers Tauchen - mit wasserdichten Armbanduhren.
Wenn man durch den gegenwärtigen Hype hindurchschaue, gehe es bei NFTs im Kern um etwas anderes, meint David Cohn, Innovationsforscher beim US-amerikanischen Medienkonzern Advance: Bei Blockchain und NFTs gehe es nämlich um Vertrauen und Transparenz und um den digitalen Transfer von Wissen. Darum werde diese Technologie auch irgendwann die Welt von News und Information verändern.
Cohns Idee: Auf einer Technologie, die Finanztransfers und Kunsthandel sicher zertifizieren kann, könnte theoretisch auch ein Netzwerk für den Wissenstransfer aufgebaut werden. Ein Netzwerk, in dem die Herkunft von Information und die Echtheit von Quellen via Non-Fungible Tokens verzeichnet werden.
Noch nicht jetzt, sagt Cohn - aber man solle sich doch mal eine Zukunft vorstellen, in der die meisten Menschen über sogenannte digitale "Wallets" verfügten. Das sind digitale Identitäten, mit denen man im Netz handeln und sich ausweisen kann, wie Benutzerkonten, wie man sie vom Onlineshopping kennt, oder aus den sozialen Netzwerken; nur dass bei Benutzerkonten die persönlichen Daten bei Unternehmen liegen. In der Blockchain laufen Handel und Kommunikation dezentral und verschlüsselt.
US- Innovationsforscher David Cohn glaubt, dass die Zukunft des Journalismus in einer Art Wikipedia liegt, in einem globalen sozialen Netzwerk aus Information, bei dem alle mitmachen können. Wo Medienschaffende mit dem Publikum zusammentreffen oder mit Quellen und Information austauschen. NFTs wären dann ein möglicher Beleg über die Güte der einzelnen Wissenstransfers.
Das ist ein utopisches Szenario. Ebenso denkbar ist, dass NFTs und Blockchain für die Medienbranche belanglos bleiben. Ohnehin müssten Medien-Unternehmen für dieses Szenario bereit sein, den Besitz von Wissen und persönlichen Daten aufzugeben und beides zu überführen in allgemeines Gut. Und warum sollten Unternehmen so etwas tun?
Bislang sind NFTs im Journalismus also vor allem eins: ein Event. Ein Aufreger. Ein neues Reizwort, mit dem man von sich reden macht.
Bislang sind NFTs im Journalismus also vor allem eins: ein Event. Ein Aufreger. Ein neues Reizwort, mit dem man von sich reden macht.
*An dieser Stelle haben wir den angegebenen Verkaufspreis korrigiert.