Newsblog zum Krieg im Nahen Osten
Die Entwicklungen vom 30. und 31. Dezember 2023

Am 7. Oktober ist der Nahostkonflikt durch einen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel eskaliert. Wir halten die Entwicklungen in einem Newsblog fest. Hier geht es zum Archiv.

    Israel Katz, damals Außenminister von Israel, spricht im September 2019 während der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.
    Israel Katz, neuer Außenminister Israels. (Frank Franklin II/AP/dpa)
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    Sonntag, 31. Dezember

    +++ Die israelische Armee kündigt die Entlassung einiger Reservisten an.

    Diese würden bereits kommende Woche an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, sagte ein Militärsprecher. Dies bedeute eine erhebliche Entlastung für die Wirtschaft. Einzelheiten über Art und Umfang wurden nicht genannt.

    +++ Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen sind mindestens 35 Menschen getötet worden.

    Israelische Streitkräfte waren unter anderem in der zweitgrößten Stadt des Küstengebiets, dem südlich gelegenen Chan Junis, im Einsatz. Einwohner berichteten auch von Angriffen in der Mitte des Gazastreifens. Augenzeugen im Gebiet von Sweida berichten von mindestens 13 Toten nach einem israelischen Luftangriff. Dutzende weitere seien verletzt worden. Vertreter des zentral in Deir al-Balah gelegenen Al-Aksa-Krankenhauses sagten, die 13 Toten seien unter 35 Leichen, die am Sonntag eingetroffen seien.
    Das israelische Militär berichtete von Gefechten mit Hamas-Kämpfern in Chan Junis sowie von einem Einsatz in Schati im nördlichen Gazastreifen. Dort sei eine Bombe in einem Kindergarten gefunden und entschärft worden. Die Hamas setzte unterdessen ihre Raketenangriffe auf den Süden Israels fort. Alle diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

    +++ An Israels Grenze zum Libanon ist es erneut zu gegenseitigem Beschuss gekommen.

    Nach Angaben der israelischen Armee griffen Kampfjets militärische Einrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah im Süden des Nachbarlandes an. Auf der israelischen Seite der Grenze gab es am Vormittag in dem Ort Zarit Luftalarm.
    Nach israelischen Armeeangaben wurden bereits am Samstag vom Libanon aus Panzerabwehrraketen auf israelisches Gebiet gefeuert. Israels Militär habe daraufhin Beobachtungsposten der Hisbollah angegriffen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanajhu sagte am Samstagabend, seine Regierung habe "operative Pläne für die Fortsetzung der Kämpfe" gebilligt. Er drohte auch dem Iran, der die Hisbollah unterstützt.

    +++ Der britische Außenminister David Cameron sieht Iran in der Pflicht, zu einem Stopp der Angriffe von Huthi-Rebellen im Roten Meer beizutragen.

    Das habe er bei einem Gespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Hussein Amirabdollahian am Sonntag klargemacht, schrieb Cameron beim Kurznachrichtendienst X. Hintergrund sei, dass der Iran die Huthis seit Langem unterstütze.

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    Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs greifen die mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen immer wieder Israel mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt attackierten sie wiederholt auch Schiffe im Roten Meer - eine der für den Welthandel wichtigsten Schifffahrtsstrecken.

    +++ Israel ist nach eigenen Angaben bereit, einen Seekorridor für Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu öffnen.

    Der israelische Außenminister Cohen sagte einem Radiosender in Tel Aviv, die Lieferungen könnten "sofort beginnen". Ein von Zypern vorgeschlagener Plan sieht vor, die Schiffe im zypriotischen Hafen Larnaca einer Sicherheitskontrolle zu unterziehen, bevor sie zur 370 Kilometer entfernten Küste des Gazastreifens aufbrechen. Dort müssten sie direkt am Strand landen, da der Gazastreifen über keinen Tiefwasserhaften verfügt.
    Boote im Hafen von Gaza-Stadt. (Archivbild von 2017)
    Der Hafen von Gaza. (AFP / Mahmus Hams )
    Cohen nannte vier europäische Länder, die sich an den Transporten beteiligen könnten: Großbritannien, Frankreich, Griechenland und die Niederlande. Von den dortigen Regierungen gibt es bisher keine Stellungnahme. Die britische Regierung hat aber bereits Schiffe mit geringem Tiefgang angeboten. Sollte der Plan umgesetzt werden, wäre dies die erste Lockerung der israelischen Seeblockade gegen Gaza im Jahr 2007. Damals hatten militante Hamas-Islamisten die Kontrolle über die palästinensische Enklave übernommen.

    +++ Die USA haben eigenen Angaben zufolge einen Angriff der Huthi-Rebellen auf einen Frachter im Roten Meer abgewehrt.

    Das Regionalkommando der US-Streikräfte US Centcom teilte mit, dass das Containerschiff Maersk Hanghzou am Vormittag einen Notruf abgesetzt habe. Die Reederei bestätigte die Angaben. Demnach kamen die Rebellen in vier Booten bis auf 20 Meter an den Frachter heran, hätten ihn beschossen und versucht ihn zu entern. Auch die zu Hilfe gekommenen US-Marinehubschrauber seien beschossen worden. Sie hätten drei Boote versenkt, eines sei geflüchet.
    Die Karte zeigt den Golf von Aden, das Rote Meeer, den Jemen und ain einem roten Kästchen den Ort der Angriffe: Die Meeresenge Bab al-Mandab.
    Kartenansicht der Region um das Rote Meer und den Golf von Aden mit der Meeresenge Bab al-Madab, an der sich die Angriffe auf Frachtschiffe ereignen. (dpa )

    +++ Ein rechtsextremer israelischer Minister setzt sich für eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens nach dem Krieg ein.

    Finanzminister Smotrich sagte dem israelischen Armeesender, wenn Israel richtig vorgehe, werde es eine Abwanderung von Palästinensern geben, "und wir werden im Gazastreifen leben". Laut einem Post des Senders auf der Plattform X sagte Smotrich zudem: "Wir werden keine Situation erlauben, in der dort zwei Millionen Menschen leben. Wenn in Gaza 100 000 bis 200 000 Araber leben, wird die Diskussion über den Tag danach eine ganz andere sein."
    Smotrich gilt als Verfechter der Vision von "Groß-Israel" und setzt sich auch für eine Annexion des besetzten Westjordanlands ein. Die Palästinenser hingegen beanspruchen das Westjordanland, den Gazastreifen sowie den arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Gebiet eines künftigen eigenen Staates. Israel hatte die Gebiete 1967 erobert.
    Bezalel Smotrich, Israels Finanzminister, lässt sich von seinen Anhängern feiern.
    Bezalel Smotrich, Israels Finanzminister (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Mahmoud Illean)

    +++ Im Gazastreifen warten nach Angaben der dortigen Behörden mehr als 5300 schwer verletzte und kranke Menschen dringend auf eine Evakuierung.

    Sie könnten vor Ort nicht ausreichend behandelt werden, berichtete das UNO-Nothilfebüro OCHA unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden in Gaza. Zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werde versucht, einen Transport der Menschen ins Ausland zu organisieren. Im Norden des Gazastreifens sei es gelungen, eingeschränkte Dienste in einigen Krankenhäuser und ärztliche Praxen wieder herzustellen. Dies geschehe teils unter Lebensgefahr, weil zahlreiche Gegenden nach wie vor unter israelischem Dauerbeschuss stünden.
    Am vergangenen Mittwoch hieß es von der WHO, dass nur noch 13 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen eingeschränkt arbeiten können, vier davon im Norden. Vielen fehlten Narkose- und Schmerzmittel, Antibiotika, Nahrungsmittel und Wasser sowie qualifizierte Fachkräfte.

    +++ Die israelische Armee hat ihre Angriffe auf die Hamas im Gazastreifen fortgesetzt.

    Nach Militärangaben waren Luftwaffe und Bodentruppen beteiligt. Bei den Einsätzen seien Terroristen getötet und weitere Tunnel freigelegt worden. Zudem hieß es, dass in einem Kindergarten Sprengsätze entdeckt und zerstört worden seien.

    +++ Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben das Hauptquartier der islamistischen Hamas in Chan Junis im Süden des Gazastreifens gestürmt.

    Darin habe sich auch die Geheimdienstzentrale der Terrororganisation befunden, sagte der israelische Armeesprecher Hagari. Die Angaben konnten unabhängig nicht überprüft werden. Israel vermutet, dass sich in den unterirdischen Tunneln unter Chan Junis der Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia Sinwar, versteckt hält.

    +++ Die USA haben nach eigenen Angaben zwei Raketen im Roten Meer abgeschossen.

    Diese seien auf ein Containerschiff im südlichen Roten Meer gerichtet gewesen und aus von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen abgefeuert worden, teilte das US Central Command mit. Ein unter der Flagge Singapurs fahrendes und von Dänemark betriebenes Containerschiff hatte zuvor gemeldet, dass es von einer Rakete getroffen worden sei. Daraufhin reagierten die USS Gravely und die USS Laboon, so Centcom.
    Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs greifen die Huthis Israel immer wieder auch mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt attackierten sie wiederholt auch Schiffe im Roten Meer - eine der für den Welthandel wichtigsten Schifffahrtsstrecken, die zum Suezkanal führt.

    +++ Der israelische Regierungschef Netanjahu hat angekündigt, dass der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen noch "viele Monate" dauern wird.

    Die israelischen Streitkräfte seien in einen "komplexen Kampf" verwickelt und brauchten Zeit, um ihre Ziele zu erreichen, sagte Netanjahu. "Der Krieg wird noch viele Monate andauern, bis die Hamas ausgeschaltet ist und die Geiseln zurückgebracht werden."

    Samstag, 30. Dezember

    +++ Israels Militär hat eine vierstündige taktische Kampfpause in einem Lager in Rafah im Süden des Gazastreifens verkündet.

    Militärische Aktivitäten würden dort aus humanitären Gründen vorübergehend eingestellt, teilte ein Sprecher der Armee auf der Plattform X auf Arabisch mit. Dies solle es der Bevölkerung ermöglichen, Nachschub an Vorräten zu besorgen.

    +++ Die israelische Armee hat ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt.

    Sie rückte nun auch mit Panzern weiter ins Zentrum und in den Süden des Gazastreifens vor. Zudem habe es schweren Luft- und Artilleriebeschuss gegeben, meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Bewohner des Palästinensergebiets. Die Armee erklärte, es seien zahlreiche Terroristen getötet und militärische Anlagen zerstört worden. Die Kämpfe konzentrierten sich demnach auf die Orte Al-Bureidsch und Nuseirat sowie die Stadt Chan Junis und Gaza-Stadt.In Chan Junis vermutet die israelische Armee derzeit Führungsleute der Terrororganisation - versteckt in unterirdischen Tunneln.


    Die bisherigen Entwicklungen im Konflikt zwischen Israel und der Hamas finden Sie hier.