Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.
Montag, 15. Januar
+++ Die Terrorgruppe Hamas hat den Tod von zwei weiteren im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln verkündet.
Sie seien bei israelischen Bombenangriffen getötet worden, teilte der bewaffnete Arm der Palästinenserorganisation mit. Die Hamas veröffentlichte ein Video, in dem eine junge Frau, die ebenfalls als Geisel gefangengehalten wird, den Tod der beiden Männer bekanntgibt. Gestern hatte die Hamas ein Video veröffentlicht, in dem die Frau und ihre beiden noch lebenden Mitgefangenen zu sehen waren. Darin forderten die drei Geiseln die israelische Regierung auf, sich für ihre Freilassung einzusetzen.
Die israelische Armee sprach mit Blick auf die Videos von einer brutalen Instrumentalisierung Unschuldiger und wies den Vorwurf zurück, dass die Geiseln bei israelischen Angriffen getötet wurden. Dabei handle es sich um Lügen der Hamas. Das entsprechende Gebäude sei kein Ziel gewesen und nicht attackiert worden. Israelische Medien haben vergleichbare Geisel-Videos der Hamas als Psychoterror eingestuft.
+++ Drei UNO-Organisationen haben Israel aufgefordert, für humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen auch seinen Hafen Aschdod zur Verfügung zu stellen.
Das Welternährungsprogramm WFP, das Kinderhilfswerk Unicef und die Weltgesundheitsorganisation erklärten, die Lieferung von Lebensmitteln und Hilfsgütern hänge auch von der Öffnung neuer Zugangswege in das Palästinensergebiet ab. Die Nutzung von Aschdod werde von den Hilfsorganisationen "dringend benötigt". Wenn humanitäre Organisationen diesen Hafen nutzen dürften, könnten "wesentlich größere Mengen an Hilfsgütern verschifft und dann direkt in die schwer betroffenen nördlichen Regionen des Gazastreifens transportiert werden, die bisher nur wenige Konvois erreichen konnten", hieß es in der Erklärung.
+++ UNO-Generalsekretär Guterres hat vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die weitere Region gewarnt.
Er sagte in New York, es sei seine Pflicht, allen Seiten eine einfache Botschaft zu überbringen: "Hört auf, an der blauen Linie mit dem Feuer zu spielen, deeskaliert und bringt die Gewalt zu einem Ende." Die blaue Linie markiert die Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah.
+++ Der Gazastreifen wird nach den Worten des israelischen Verteidigungsministers Gallant nach dem Ende des Krieges zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas von Palästinensern regiert werden.
Gallant sagte auf einer Pressekonferenz, im Gazastreifen lebten Palästinenser - und daher regierten Palästinenser dort auch in Zukunft. Zitat: "Die künftige Regierung in Gaza muss aus dem Gazastreifen hervorgehen". Gallant sagte zugleich, nach dem Ende des Krieges werde vom Gazastreifen "keine militärische Bedrohung" mehr ausgehen: "Die Hamas wird nicht in der Lage sein, im Gazastreifen zu herrschen und als Militärmacht zu fungieren." Die künftige Regierung werde eine "zivile Alternative" sein. Zugleich solle die israelische Armee freie Hand haben, um israelische Bürger zu schützen, so Gallant.
+++ Nach dem Angriff der US-Armee auf Stellungen der Huthi im Jemen meiden immer mehr Handelsschiffe die Passage durch das Rote Meer.
Mindestens sechs Öltanker änderten am Montag nach Beobachtungen der Nachrichtenagentur Reuters ihren Kurs, um nicht in das südliche Rote Meer hineinzufahren. Am Freitag hatten die US-geführten Combined Maritime Forces (CMF) in Bahrain nach Angaben der Interessengemeinschaft der Tanker-Betreiber Intertanko alle zivilen Schiffe aufgefordert, die Meerenge Bab al-Mandab beim Übergang vom Roten Meer in den Golf von Aden mehrere Tage lang nicht zu durchfahren.
+++ Bei einem Einsatz des israelischen Militärs im Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein Mann und eine Frau getötet worden.
Weitere zehn Menschen sollen bei den Zusammenstößen in der Ortschaft Dura nahe Hebron Verletzungen erlitten haben. Das israelische Militär berichtete, Soldaten hätten auf rund 100 Palästinenser geschossen, die an einem gewalttätigen Protest beteiligt gewesen seien. Einige der Palästinenser hätten Steine und Brandbomben auf Soldaten geworfen, darunter auch der erschossene Mann. Seit dem Beginn des Gaza-Krieges hat auch die Gewalt im Westjordanland zugenommen.
+++ Die Huthi im Jemen haben erneut ein Schiff im Roten Meer angegriffen.
Das melden die US-Streitkräfte. Ziel war demnach die "Gibraltar Eagle". Der Frachter sei getroffen worden, es habe aber keine Verletzten oder größere Schäden gegeben. - Die "Gibraltar Eagle" fährt unter der Flagge der Marshallinseln und ist US-Eigentum.
Die Huthi hatten heute weitere Angriffe angekündigt. Einer ihrer Vertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man nehme dabei Schiffe mit Kurs auf Israel ins Visier, alle anderen seien sicher. Die USA und Großbritannien haben zuletzt mehrere Ziele der Huthi im Jemen angegriffen, um die Attacken im Roten Meer zu unterbinden.
+++ Der Iran hat die USA aufgefordert, ihre Unterstützung für Israel im Gaza-Krieg einzustellen.
Außenminister Amirabdollahian sagte in Teheran, er habe von den USA in verschiedenen Botschaften über die Schweiz verlangt, den Krieg in Gaza zu beenden. - Die Schweiz vertritt im Iran die Interessen der USA; Washington und Teheran haben seit mehr als 44 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr. Amirabdollahian warnte die USA vor weiteren Angriffen auf Ziele der Huthi im Jemen. Amerika könne nicht von anderen Zurückhaltung verlangen und gleichzeitig im Jemen und im Roten Meer angreifen. - Die Huthi hatten nach Beginn des Gaza-Kriegs wiederholt Schiffe auf der wichtigen Seeroute durch den Suez-Kanal mit Raketen attackiert. Die USA wehrten die Raketen immer wieder ab und nahmen inzwischen mehrmals Stellungen der Huthi ins Visier.
+++ Angehörige israelischer Geiseln haben die Bundesregierung um weitere Hilfe gebeten.
Der Vater des entführten 19-jährigen Rom Braslavski, Ofir Braslavski, dankte der Bundesregierung für ihre bisherige Unterstützung Israels. Jedoch sei keine Zeit mehr zu verlieren. Viele der Geiseln, die sich seit Beginn des Nahost-Krieges am 7. Oktober im Gazastreifen befinden, seien krank oder verletzt. Eine weitere Angehörige rief die Bundesregierung auf, sich bei der Führung in Katar für die Freilassung der Geiseln einzusetzen. Das Emirat übernahm mehrfach die Vermittlerrolle.
Die Gruppe von Angehörigen war gestern nach Berlin gekommen, um an mehreren Veranstaltungen teilzunehmen. Heute werden sie unter anderem von Bundespräsident Steinmeier empfangen.
+++ Der israelische Verteidigungsminister Gallant hat erbost auf die vorübergehende Festnahme eines israelischen Fußballprofis in der Türkei reagiert.
Gegen den Nationalspieler Sagiv Jehezkel wird seit gestern wegen einer Botschaft ermittelt, die er während eines Torjubels in die Fernsehkamera gezeigt hatte. Auf einem Handverband stand "7.10. - 100 Tage" - ein Verweis auf den Terrorangriff der Hamas und den darauf folgenden israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen. Jehezkel wurde von seinem Verein suspendiert, laut Medienberichten wurde zwischenzeitlich festgenommen, ist nun aber wieder auf freiem Fuß.
Der israelische Verteidigungsminister Gallant kritisierte die Türkei scharf für den Vorfall. "Die Türkei fungiert als ausführender Arm der Hamas", schrieb Gallant auf der Internetplattform X. Er erinnerte angesichts der zunehmend schlechten Beziehungen an die israelische Hilfen nach dem Erdbeben im Süden der Türkei im vergangenen Jahr.
+++ Ein arabischer Fernsehsender aus Kairo hat den Tod eines Videojournalisten gemeldet.
Der Sender "Al-Ghad" teilte auf der Internetplattform X mit, Jasan al-Swaidi sei durch israelischen Beschuss im nördlichen Gazastreifen getötet worden. Er habe sich demnach in einer Menschenmenge befunden. Die israelische Armee kommentierte den Bericht bislang nicht.
Das in den USA ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) geht von mindestens 82 Journalisten und Mitarbeitern von Medienunternehmen aus, die seit Beginn des Krieges am 7. Oktober im Gazastreifen getötet wurden. Dabei soll es sich größtenteils um Palästinenser handeln.
+++ In der Türkei wurde ein israelischer Fußballprofi Medienberichten zufolge wegen einer Aktion zum Nahost-Krieg verhaftet.
Nationalspieler Sagiv Jehezkel hatte nach einem Tor für den Erstligisten Antalyaspor eine Botschaft in die Kamera gezeigt. Der Verein stellte ihn kurz nach Spielende frei, die Staatsanwaltschaft übernahm Ermittlungen wegen "öffentlicher Anstiftung zum Hass". Medien berichteten, dass Jehezkel inzwischen festgenommen wurde. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel haben sich seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen massiv verschlechtern.
+++ China setzt sich für eine große Friedenskonferenz für den Gazastreifen ein.
Der chinesische Außenminister Wang Yi forderte zudem einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung. Wang hatte sich gestern mit seinem ägyptischen Amtskollegen Shoukry in Kairo getroffen sowie Gespräche mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga geführt.
+++ Die israelische Armee hat im Gazastreifen nach eigenen Angaben etwa 9.000 Terroristen getötet.
So lautete die anlässlich des 100. Kriegstags veröffentlichte Bilanz. Hinzu kämen dutzende Kommandeure und Anführer der Terrormiliz Hamas. Die Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, die von der Hamas kontrolliert wird, sprach zuletzt von fast 24.000 getöteten Menschen - bei dieser unabhängig nicht überprüfbaren Zahl wird nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden.
+++ Die USA haben einen Marschflugkörper der im Jemen aktiven Huthi-Miliz abgeschossen.
Das Geschoss sei auf die im südlichen Roten Meer operierende USS Laboon gerichtet gewesen, teilte das für den Nahen Osten zuständige Militär-Kommandozentrum mit. Demnach gab es keine Verletzten oder Schäden. Gestern hatten die Huthis einen Beschuss der Hafenstadt Hodeida durch die Vereinigten Staaten und Großbritannien gemeldet. Das amerikanische Militär dementierte indes erneute Attacken. Am Freitag und Samstag hatten die USA und Großbritannien Luftangriffe auf Huthi-Stellungen durchgeführt. Damit reagierten sie auf andauernden Raketen- und Drohnenbeschuss der Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden.
Sonntag, 14. Januar
+++ Der Hamas ist nach eigenen Angaben das Schicksal mancher der von ihr entführten Geiseln unbekannt.
Ein Sprecher der Terrororganisation sagte in einem Video, viele der verschleppten Menschen seien möglicherweise schon tot. Die Schuld daran trage Israel wegen seiner Angriffe auf den Gaza-Streifen. Israelischen Schätzungen zufolge befinden sich noch mehr als einhundert Menschen in der Gewalt der Terrororganisation. Sie waren im Zuge der Hamas-Massaker im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober in den Gaza-Streifen entführt worden.
+++ Hundert Tage nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas haben tausende Menschen in London, Paris und Berlin ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck gebracht.
Dabei wurde die Freilassung der verbliebenen Geiseln gefordert. Auf dem Trafalgar Square in der britischen Hauptstadt versammelten sich mehrere tausend Menschen mit israelischen Flaggen und Plakaten wie "Steht zu Israel" und stimmten Sprechchöre wie "Bringt sie nach Hause" an. Die Veranstaltung wurde von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet, alle Teilnehmer wurden durchsucht. Vor der Demonstration fand eine Fahrradfahrt durch Regents Park statt, um an das Schicksal der israelischen Geiseln zu erinnern.
+++ Die israelische Armee hat ihre Angriffe im Süden des Gazastreifens fortgesetzt.
Panzer und Flugzeuge nahmen nach Militärangaben Stellungen der Hamas ins Visier. Die Kämpfe mit Bodentruppen konzentrierten sich demnach auf die Region rund um die Stadt Chan Junis. Dort habe man unter anderem Abschussanlagen für Raketen der Hamas zerstört. Mehrere Kämpfer der islamistischen Terrororganisation seien getötet worden. Von palästinensischer Seite hieß es, man habe einen israelischen Panzer getroffen.
+++ Bei neuen Angriffen vom Libanon aus hat es im Norden Israels zivile Opfer gegeben.
Ein etwa 40-jähriger Mann sei in der Grenzortschaft Juval getötet und eine 70-jährige Frau schwer verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Den Angriff mit Panzerabwehrraketen auf den Ort sowie drei weitere im Grenzgebiet reklamierte die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah für sich. Es handele sich um Unterstützung für das palästinensische Volk, teilte die Miliz mit.
+++ Namibia hat Deutschland für seine Unterstützung für Israel gegen die von Südafrika erhobenen Vorwürfe eines Genozids kritisiert.
Die Präsidialkanzlei des südafrikanischen Landes erklärte in sozialen Medien, Deutschland könne sich nicht moralisch zur UN-Konvention gegen Völkermord bekennen und "gleichzeitig das Äquivalent für einen Holocaust und Völkermord in Gaza unterstützen". Das einst vom Deutschen Reich kolonisierte Land erinnerte an den von deutschen Truppen verübten Massenmord an Herero und Nama Anfang des 20. Jahrhunderts, den Deutschland inzwischen selbst als Genozid einstuft.
+++ Israel rechnet wegen des Gaza-Kriegs mit deutlich höheren Staatsschulden.
Laut einem überarbeiteten Haushaltsentwurf hat der Konflikt eine Lücke von 6,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Etat 2024 hinterlassen. Bisher war Israel für dieses Jahr von 2,25 Prozent ausgegangen. Noch heute will die israelische Regierung über den neuen Entwurf beraten, eine Entscheidung wird am Montag erwartet. Laut dem Entwurf werden die Kosten für den Krieg gegen die Hamas für die Jahre 2023/2024 mit umgerechnet rund 36,8 Milliarden Euro veranschlagt. Die Berechnungen beruhen auf einem Szenario, wonach sich die schweren Kämpfe auf das erste Vierteljahr 2024 beschränken.
+++ Im Gazastreifen sind seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums knapp 24.000 Menschen getötet worden.
Das Ministerium teilte mit, die Zahl der Todesopfer durch israelische Angriffe sei auf 23.968 gestiegen. Mehr als 60.000 Personen hätten Verletzungen erlitten. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 125 Menschen getötet worden.
Die Angaben lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, doch verweisen die UN und andere Beobachter darauf, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.
+++ Als Zeichen der Solidarität mit den verbliebenen Geiseln im Gazastreifen haben in Israel hunderte Unternehmen 100 Minuten lang gestreikt.
Dazu aufgerufen hatte der israelische Gewerkschaftsverband Histadrud. Verbandschef Ben-David sagte, Israel befinde sich mitten in einem schrecklichen Traum. Jetzt müsse man gemeinsam daran arbeiten, das Land neu aufzubauen. In Tel Aviv läuft seit dem Abend eine 24-stündige Kundgebung, um auf das Schicksal der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aufmerksam zu machen. Nach Angaben der Veranstalter gingen etwa 120.000 Menschen auf die Straße. Redner warfen der Regierung von Ministerpräsident Netanjahu vor, nicht genügend zu tun, um die Geiseln wieder nach Hause zu bringen.
Israelischen Schätzungen zufolge befinden sich noch mehr als einhundert Menschen in der Gewalt der militant-islamistischen Hamas. Die Terrororganisation hatte sie während ihrer Massaker im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober verschleppt.
+++ Der britische Außenminister Cameron hat die Militärschläge gegen die Huthi-Rebellen im Jemen verteidigt.
Cameron schreibt im "Sunday Telegraph", es sei richtig gewesen, dass man gehandelt habe, um eine wichtige Schifffahrtsroute offen zu halten. Seit dem 19. November habe es 26 Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer gegeben. Wenn man in dieser Situation nicht handle, akzeptiere man, dass die Huthi diese Schiffsroute mit ihren Angriffen praktisch nahezu ungestraft lahmlegen könnten.
In der BBC dementierte Cameron zudem, dass die Militärschläge gegen die Huthi eine Eskalation darstellten. Die Eskalation sei vielmehr von den Rebellen selbst verursacht worden.
+++ Vor 100 Tagen haben Kämpfer der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas Israel in einem beispiellosen Überfall angegriffen.
Der Krieg, der seitdem im Gazastreifen geführt wird, ist der längste zwischen Israel und den Palästinensern seit der Gründung Israels vor 76 Jahren. Der Großteil der Bevölkerung Gazas ist auf der Flucht. Wie ist die Lage im Kriegsgebiet und warum ist noch kein Ende der Kämpfe in Sicht? Ein Überblick.
+++ Bundesaußenministerin Baerbock hat zum 100. Tag des Gaza-Krieges erneut betont, sich für die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas einzusetzen.
Baerbock schrieb im Kurznachrichtendienst X, seit 100 Tagen fehlten Kinder, Eltern, Brüder, Schwestern, Freunde in Israel. Es seien 100 Tage voll Ungewissheit, Verzweiflung, Trauer - und Hoffnung gewesen. "Wir geben nicht auf, wir lassen in unserer Arbeit nicht nach, bis alle Geiseln der Hamas wieder zu Hause sind."
+++ Israel erwägt nach einem Bericht der US-Zeitung "Wall Street Journal" einen Armeeeinsatz unmittelbar an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten.
Offizielle Stellen hätten die Regierung in Kairo darüber informiert, schreibt das Blatt unter Berufung auf namentlich nicht genannte israelische und ägyptische Quellen. Ein solcher Einsatz gilt als äußerst heikel, weil sich in Rafah und Umgebung Hunderttausende palästinensische Zivilisten aufhalten, die auf Anordnung des israelischen Militärs ihre Wohngebiete im mittleren und nördlichen Gazastreifen verlassen mussten. Der Plan sei von der israelischen Regierung noch nicht abgesegnet worden, heißt es in dem Bericht.
Lage in Gaza
+++ Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat 100 Tage nach Beginn des Gaza-Kriegs die Entschlossenheit seines Landes bekräftigt.
Niemand werde Israel aufhalten. Es sei möglich und notwendig, bis zum Sieg weiterzumachen. Die Militäroffensive im Gazastreifen habe bereits die meisten Hamas-Bataillone eliminiert. Israel führe einen moralischen und gerechten Krieg. Ein Massaker der Hamas und anderer extremistischer Organisationen im Süden Israels mit 1.200 Toten sowie die Verschleppung von Zivilisten und Soldaten in den Gazastreifen hatten am 7. Oktober den Krieg ausgelöst. Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor.
+++ An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es in der Nacht erneut Schusswechsel gegeben.
Terroristen seien aus dem Libanon auf israelisches Gebiet eingedrungen und hätten auf patrouillierende Soldaten geschossen, teilte die Armee am frühen Morgen mit. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert, vier Terroristen seien dabei getötet worden, hieß es. Während des Schusswechsels hätten die eigenen Truppen mit Artillerie und Mörsern auf das Gebiet gefeuert.
+++ Tausende Menschen haben in London, Washington und anderen Städten gegen die israelische Offensive im Gazastreifen protestiert.
Die Demonstrationen waren Teil eines Aktionstages in 30 Ländern, zu dem mehrere Organisationen aus Großbritannien aufgerufen hatten. Die Teilnehmer forderten eine Waffenruhe und ein Ende der militärischen und finanziellen Unterstützung Israels. In London waren 1.700 Polizisten im Einsatz. Die Polizei warnte, mit Plakaten und Sprechchören nicht die Grenze zum Antisemitismus zu überschreiten. In Washington berichteten mehrere US-Palästinenser auf einer Bühne über Freunde und Verwandte, die im Gazastreifen getötet oder verletzt wurden.
Samstag, 13. Januar
+++ In Tel Aviv haben mehrere tausend Menschen bei einer Demonstration den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu gefordert.
Die Kundgebung fand am Vorabend des 100. Tags der Entführung von rund 240 Menschen in den Gazastreifen statt. Redner warfen Netanjahus Regierung vor, nicht genügend zu tun, um die Geiseln wieder nach Hause zu bringen. Noch immer befinden sich mehr als hundert Menschen in der Gefangenschaft der militant-islamistischen Hamas. Die Terrororganisation hatte sie im Zuge ihres Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober in ihre Gewalt gebracht.
+++ Israels Armee-Chef Herzi Halevi versichert, seine Landsleute würden den Hamas-Angriff nie vergessen.
"Wir kämpfen für unser Recht hier in Sicherheit zu leben", sagte Herzi Halevi in einer Fernsehansprache. Es handele sich um einen "gerechten Krieg", der noch "lange andauern wird", prophezeite Halevi.
+++ Deutschland will sich offenbar mit einem Kampfschiff an einer EU-Marinemission zur Sicherung des Seeverkehrs im Roten Meer beteiligen.
Das berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf informierte Kreise. Demnach soll die Fregatte "Hessen" dabei helfen, Handelsschiffe gegen Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen zu schützen. Die auf ein Jahr befristete Marinemission soll am 19. Februar bei einem Treffen der europäischen Außenminister verabschiedet werden und bis Ende Februar einsatzbereit sein. Für die Entsendung des Kampfschiffs ist ein Mandat des Deutschen Bundestags notwendig. Bis Ende des vergangenen Jahres war die mit Flugabwehrraketen sowie einer Radaraufklärung ausgerüstete Fregatte in der Nordsee und in der Arktis für Übungen und zur Abschreckung Russlands unterwegs.
+++ CDU-Chef Merz hat die Bundesregierung aufgefordert, sich am Schutz der Handelswege durch das Rote Meer zu beteiligen.
Es handele sich um einen der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt, sagt Merz zum Abschluss der CDU-Bundesvorstandsklausur in Heidelberg. "Die Beteiligung Deutschlands kommt aus meiner Sicht in Frage", sagt er. "Das sollten wir jedenfalls den Amerikanern und den Briten nicht allein überlassen, dafür zu sorgen, dass solche Handelswege auch in Zukunft frei bleiben und geschützt werden vor dem internationalen Terrorismus." Allerdings habe nun zuerst die Bundesregierung die Verantwortung, sagte der Oppositionsführer.
+++ Israels Armee hat nach eigenen Angaben weitere bewaffnete Mitglieder der Hamas im Gazastreifen getötet.
Wie das israelische Miliitär mitteilte, wollten die Hamas-Mitglieder ein Hauptquartier der Terrororganisation im Zentrum des Küstenstreifens betreten.Bei einem Luftangriff sei die Hamas-Zentrale zerstört und eine nicht genannte Zahl an Terroristen getötet worden. Auch in der Stadt Chan Junis im Süden des Gebiets seien bei Angriffen Terroristen getötet worden, teilte die Armee weiter mit. Zudem habe das Militär Dutzende Raketenwerfer im Gazastreifen zerstört. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
+++ Die Huthis im Jemen sehen ihre Schlagkraft durch die jüngsten Angriffe der USA nicht beeinträchtigt.
Die Islamisten erklären, sie könnten weiter Schiffe mit Verbindungen zu Israel an der Passage durch das Rote und Arabische Meer hindern. Es gebe in dieser Hinsicht keine signifikanten Beeinträchtigungen, sagt Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Vertreter der Huthi-Gruppe Ansarulla sagt dem Sender Al Jazeera, es habe keine Verletzten und keine materiellen Verluste bei den Angriffen auf Sanaa gegeben.
+++ Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Strack-Zimmermann, hat für einen deutschen Marineeinsatz im Roten Meer geworben.
Die FDP-Politikerin sagte im Deutschlandfunk, bei den Angriffen der Huthis handele es sich um einen Terrorangriff auf die freie Seefahrt, den man nicht hinnehmen könne. Deutschland müsse sich im Rahmen seiner Möglichkeiten am Schutz des Seewegs durch den Suezkanal beteiligen, etwa mit einer Fregatte. Strack-Zimmermann bemängelte, dass China und Ägypten, die ebenfalls ein eigenes Interesse am Schutz des Handelswegs hätten, bislang kein Engagement erkennen ließen.
Nach den Angriffen auf Huthi-Rebellen - Interv. M. - A. Strack-Zimmermann, FDP
+++ Russland hat den Militärschlag der USA und Verbündeter gegen die Huthi-Rebellen vor dem UNO-Sicherheitsrat verurteilt.
Die Angreifer würden "persönlich" mit dem in der Nacht zum Freitag erfolgten Militärschlag dazu beitragen, dass sich der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas auf die gesamte Region ausbreite, sagte der russische Vertreter Wassili Nebensja bei einer Sitzung des Weltsicherheitsrats, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete.
+++ UNO-Nothilfekoordinator Griffiths hat im Gaza-Krieg erneut zu einem Waffenstillstand aufgerufen.
Was die Welt seit dem 7. Oktober, als Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppierungen das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels anrichteten, erlebt habe, sei "ein Schandfleck auf unserem kollektiven Gewissen", sagte Griffiths vor dem UNO-Sicherheitsrat. "Ich wiederhole meine Forderung nach einem Waffenstillstand. Vor allem aber fordere ich den Rat erneut auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Krieg zu beenden."
+++ Die US-Streitkräfte haben erneut eine Einrichtung der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen.
Ziel sei eine Radaranlage gewesen, teilte das US-Militär mit. Ein von den Huthi betriebener Fernsehsender meldete, ein Stützpunkt in der Hauptstadt Sanaa sei getroffen worden. Als Reaktion auf Raketen- und Drohnenangriffe auf Handels- und auf Kriegsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden hatten die USA und Großbritannien bereits in der Nacht zum Freitag Stellungen der Huthi aus der Luft angegriffen. Dabei seien 30 militärische Ziele getroffen worden, erklärte das Pentagon. Russland kritisierte die Luftangriffe im UNO-Sicherheitsrat. Botschafter Nebensia sprach von einer bewaffneten Aggression.
+++ Der durch die anhaltenden Angriffe der Huthis entstehende volkswirtschaftliche Schaden beträgt laut Medienangaben 360 Millionen Euro pro Stunde.
Das berichtet die "Welt am Sonntag" laut Vorabbericht unter Berufung auf Angaben des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD). Diese Zahl nannte demnach kürzlich eine der führenden EAD-Diplomatinnen bei einem Treffen der 27 zuständigen Botschafter im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee (PSK). Grund seien Umwege von bis zu 6.000 Kilometern, steigende Energiekosten, Staus bei der Abfertigung und Störungen in den Lieferketten.
Freitag, 12. Januar
+++ Nach israelischen Angaben wurde eine Einigung zur Versorgung der Hamas-Geiseln im Gazastreifen mit Medikamenten erzielt.
Wie das Büro von Ministerpräsident Netanjahu mitteilte, sollen die Geisen in den kommenden Tagen Arzneimittel erhalten. Die Einfuhr der Medikamente werde ermöglicht. Die Abmachung sei unter der Vermittlung Katars erzielt worden.
Israel geht derzeit von noch über hundert lebenden Geiseln im Gazastreifen aus. Deren Angehörigen hatten zuletzt den Druck auf die Regierung erhöht, sich um die Freilassung der Geiseln zu bemühen. Seit dem Ende des Waffenstillstands im vergangenen Jahr sind keine Geiseln mehr freigelassen worden.
+++ Die Luftangriffe auf die Huthi-Miliz im Jemen sollen noch heute Thema im UNO-Sicherheitsrat sein.
Das teilte die Vertretung Frankreichs mit. Das Land hat derzeit den Vorsitz in dem mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen inne. Die Dringlichkeitssitzung hat Russland beantragt, das zuvor Kritik am Militäreinsatz der USA und Großbritanniens geäußert hatte.
Reaktion Russlands zu den koordinierten Angriffen auf Huthi-Einrichtungen
+++ Außenministerin Baerbock hat in Malaysia um Unterstützung für eine Friedenslösung im Gaza-Krieg geworben.
Nach einem Treffen mit dem Außenminister von Malaysia, Hasan, in Kuala Lumpur sagte die Grünen-Politikerin, sie habe in dem stark muslimisch geprägten Land deutlich gemacht, dass eine Friedenslösung nur ohne einseitige Positionierungen funktionieren könne. Die Hamas müsse ihre Waffen niederlegen, damit ein nachhaltiger Waffenstillstand und ein Friedensabkommen möglich seien. Auch mit Ministerpräsident Ibrahim kam Baerbock zusammen.
Malaysia unterhält Beziehungen zur militant-islamistischen Hamas. Ministerpräsident Ibrahim hatte im November erklärt, man sehe die Hamas nicht als Terrororganisation.
+++ Die Bundesregierung hat sich in dem Völkermord-Verfahren zum Gaza-Krieg nochmals klar an die Seite Israels gestellt.
Regierungssprecher Hebestreit sagte in Berlin, man wisse, dass verschiedene Länder die Operation Israels im Gazastreifen unterschiedlich bewerteten. Den nun vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel erhobenen Vorwurf des Völkermords weise die Bundesregierung aber entschieden und ausdrücklich zurück. Dieser entbehre jeder Grundlage. Hebestreit sagte, die Bundesregierung beabsichtige, vor dem Gericht entsprechend Stellung zu beziehen, wenn es zu einer Hauptverhandlung komme.
+++ Knapp 100 Tage nach der Gewalteskalation im Nahen Osten hat der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Türk, eine sofortige Waffenruhe zwischen der Terrorgruppe Hamas und Israel verlangt.
Es gehe darum, das Töten zu beenden, das entsetzliche Leid der Menschen zu lindern und humanitäre Hilfe zu ermöglichen, erklärte Türk in Genf. Er erinnerte daran, dass der Krieg mit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober begonnen habe. In den darauffolgenden 14 Wochen seien im Zuge des "massiven und zerstörerischen israelischen Militäreinsatzes" mehr als 23.000 Palästinenserinnen und Palästinenser im Gaza-Streifen getötet worden, etwa zwei Drittel davon Frauen und Kinder. Israel verstoße gegen die Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts: Unterscheidung, Verhältnismäßigkeit und Vorsichtsmaßnahmen bei Angriffen.
+++ Im Jemen haben zehntausende Menschen gegen die Angriffe auf Huthi-Stellungen in dem Land protestiert.
Das berichtet der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah. Die Proteste fanden unter anderem in der Hauptstadt Sanaa statt, die unter der Kontrolle der Huthi-Miliz steht. Auch aus einer anderen Hochburg der Miliz im Norden des Landes werden Proteste gemeldet.
+++ Angesichts der Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer erwartet die Bundesregierung eine baldige Einigung auf eine EU-Marinemission in der Region.
Zugleich bekräftigte das Auswärtige Amt die Bereitschaft Deutschlands, sich an einem solchen Einsatz zum Schutz vor Angriffen der Huthi-Miliz beteiligen. Details sind noch nicht bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der Auswärtige Dienst der EU erste Vorschläge für die Mission erbeitet. Sie beinhaltet demnach unter anderem die Entsendung von Kriegsschiffen sowie luftgestützte Frühwarnsysteme, also beispielsweise Aufklärungsflugzeuge.
+++ Die Deutsche Industrie- und Handelskammer warnt wegen der Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer vor Engpässen bei den Lieferketten.
Immer mehr Reedereien würden ihre Schiffe aus Sicherheitsgründen umleiten, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Treier der Nachrichtenagentur Reuters. Wichtige Waren für die Industrie kämen deshalb nicht mehr rechtzeitig an. Wegen entstandener Lieferkettenlücken muss etwa der US-Elektroautohersteller Tesla bereits seine Produktion im brandenburgischen Grünheide für zwei Wochen weitgehend stoppen.
+++ Israel hat sich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen den von Südafrika erhobenen Vorwurf verteidigt, an den Palästinensern im Gazastreifen einen Völkermord zu verüben.
Zum Auftakt des zweiten Verhandlungstages erklärten israelische Rechtsvertreter, Südafrika habe eine grob verzerrte Darstellung vorgelegt. Der Vorwurf, Israel wolle die Palästinenser im Gazastreifen vernichten, sei nicht zutreffend, sagten sie. Die Militäraktion im Gazastreifen sei Selbstverteidigung gegen die terroristische Hamas, die am 7. Oktober in Israel 1.200 Menschen ermordet und etwa 250 entführt habe. Wenn es eine genozidale Absicht gegeben habe, dann von Seiten der Hamas gegen Israel. Die Juristen betonten, Israel sei im Krieg mit der Hamas, aber nicht mit dem palästinensischen Volk. Das Leiden der Zivilisten im Gazastreifen sei zudem das Ergebnis der Strategie der Hamas.
+++ Israel wird heute erstmals im Verfahren zum Gaza-Krieg vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zum Vorwurf des Völkermordes Stellung nehmen.
Rechtsvertreter des Landes wollen die von Südafrika eingereichte Klage zurückweisen. Die südafrikanische Regierung wirft Israel systematischen Völkermord gegen die Palästinenser im Gazastreifen vor. Israel will sich den Angaben zufolge auf sein Recht auf Selbstverteidigung nach den Attacken der militant-islamistischen Hamas und anderer Extremisten am 7. Oktober 2023 berufen.
+++Die Huthi-Rebellen im Jemen haben Großbritannien und den USA Vergeltung für die nächtlichen Luftangriffe auf Stellungen der Miliz angedroht.
Amerika und Großbritannien müssten sich darauf vorbereiten, einen hohen Preis zu zahlen und die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Aggression zu tragen, sagte der stellvertretende Huthi-Außenminister Al-Essis nach Darstellung offizieller Medien der Miliz. Zugleich kündigten die Huthi weitere Angriffe auf Handelsschiffe an. Die Huthi haben sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt und wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen, die ihrer Ansicht nach in Verbindung mit Israel stehen.
+++ Als Reaktion auf Angriffe auf die Schifffahrt haben die USA und Großbritannien in der Nacht einen Militärschlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen geführt.
Ziele seien unter anderem Raketenstellungen und Radartechnik gewesen. US-Präsident Biden drohte mit weiteren Maßnahmen, sollten die Angriffe auf Handelsschiffe nicht aufhören. Der britische Premierminister Sunak erklärte, das Vereinigte Königreich werde auch künftig für die Freiheit der Handelswege eintreten. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas greifen die vom Iran unterstützten Huthis immer wieder Schiffe im Roten Meer an, die nach ihrer Darstellung in Verbindung zu Israel stehen.
+++ Israels Ministerpräsident Netanjahu hat die Völkermord-Klage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof gegen sein Land erneut kritisiert.
Der rechtskonservative Politiker sagte, man habe wieder einmal eine auf den Kopf gestellte Welt gesehen. In dieser werde der Staat Israel des Genozids beschuldigt, und das zu einer Zeit, in der er selbst einen Genozid bekämpfe. Südafrika hatte Israel vor dem Internationalen Gerichtshof systematische Taten von Völkermord gegen die Palästinenser im Gazastreifen vorgeworfen.
+++ Bei seiner Nahostreise hat Bundeswirtschaftsminister Habeck die Gewalt jüdischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland kritisiert.
In Ramallah sagte der Grünen-Politiker, es sei nicht in Ordnung, dass die Siedler teilweise gewalttätig die Möglichkeit der freien Reise blockierten oder erschwerten. Zuvor hatte Habeck an die israelische Regierung appelliert, alles dafür zu tun, zivile Opfer im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas zu vermeiden, sagte Habeck. Zugleich bekräftigte er das Recht Israels auf Selbstverteidigung. zuletzt hatte schon Bundesaußenministerin Baerbock die Siedler-Gewalt in dem Palästinensergebiet kritisiert.
Donnerstag, 11. Januar
+++ Geisel-Angehörige rufen mit Lautsprechern Botschaften nach Gaza.
Angehörige israelischer Geiseln haben an der Grenze zum Gazastreifen mit Lautsprechern Botschaften in Richtung des abgeriegelten Küstengebiets gerufen. Dutzende Menschen versammelten sich dort in der Hoffnung, dass ihre in den Gazastreifen verschleppten Verwandten ihre Stimmen hören können. Zu den emotionalen Botschaften gehörten Sätze wie "Verliert nicht die Hoffnung. Wir stellen die Welt auf den Kopf, um euch zurückzuholen." Oder auch: "Wir können nicht glauben, dass es fast 100 Tage sind. Bleibt stark, es ist fast vorbei."
+++ US-Außenminister Blinken fordert von Israel eine Zusammenarbeit mit den Ländern der Region.
Sie solle den Weg hin zur Gründung eines palästinensischen Staates ebnen. Dies sei das beste Mittel, um den Iran zu isolieren, sagte Blinken vor seinem Abflug aus Kairo, wo er den ägyptischen Präsidenten al-Sisi getroffen hatte. Die US-Regierung sei zudem darauf konzentriert, dass die Lage im Westjordanland nicht eskaliere, sagte Blinken.
+++ Rechtsvertreter Südafrikas haben Israel schwere Vorwürfe gemacht.
Sie sagten vor dem höchsten Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag, Israel strebe mit einer beispiellosen Welle von Gewalt die Zerstörung des Lebens der Palästinenser an. Mehr als 23.000 Menschen im Gazastreifen seien getötet worden. Mindestens 70 Prozent davon seien Frauen und Kinder. Zugleich verurteilte Südafrika den Großangriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober. Dies sei jedoch keine Rechtfertigung für die Verletzung der Völkermordkonvention.
+++ Vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag hat die Anhörung zur Völkermord-Klage gegen Israel begonnen, die Südafrika eingereicht hat.
Die Präsidentin des IGH, Donoghue, sagte, Südafrika argumentiere, die israelischen Reaktionen nach den Angriffen der militant-islamistischen Hamas vom 7. Oktober hätten einen Völkermord ähnlichen Charakter. Südafrika führe außerdem an, dass Israel andere grundlegende Verpflichtungen unter der UNO-Völkermordkonvention verletze. Israel kann sich morgen in der Anhörung äußern.
Die israelische Regierung hatte die Vorwürfe bereits im Vorfeld zurückgewiesen. Zuletzt sagte Ministerpräsident Netanjahu, sein Land kämpfe nicht gegen die palästinensische Bevölkerung, sondern gegen Hamas-Terroristen - und das stehe in Einklang mit internationalem Recht.
+++ Im Rahmen seiner Nahost-Reise hat Bundeswirtschaftsminister Habeck Israel aufgefordert, mehr für den Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu tun.
Die israelische Regierung müsse alles tun, um zivile Opfer im Kampf gegen die Hamas zu vermeiden, sagte Habeck nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Barkat in Jerusalem. Zudem müsse der Zugang zu humanitärer Hilfe, Medizin und Nahrung für die Menschen im Gazastreifen sichergestellt werden. Dort drohe weiter die Ausbreitung von Seuchen. Zugleich bekräftigte Habeck das Recht Israels auf Selbstverteidigung.
+++ Der UNO-Sicherheitsrat hat ein Ende der Angriffe durch die jemenitische Huthi-Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer gefordert.
Die in New York verabschiedete Resolution verurteilt die Angriffe und fordert ihre sofortige Einstellung. Elf Länder votierten dafür; der Stimme enthielten sich Russland, China, Algerien und Mosambik. Die Abstimmung war kurzfristig um einige Stunden verschoben worden, weil Russland noch mehrere Ergänzungswünsche eingebracht hatte, die aber alle abgelehnt wurden.
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas greifen die vom Iran unterstützten Huthis immer wieder Schiffe im Roten Meer an. Über die Route durch den Suezkanal laufen etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels. Der Umweg um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transport-Strecke deutlich.
+++ Knapp 400 Abgeordnete aus fast 30 Ländern haben einen Aufruf zu einer sofortigen Waffenruhe im Nahost-Krieg gestartet.
Hinter der Initiative stehen die ehemalige Linken-Politikerin Dagdelen, die inzwischen beim Bündnis Sahra Wagenknecht ist, sowie die US-Demokratin Omar. In Deutschland unterzeichneten auch die SPD-Politiker Stegner und Scheer, in Großbritannien etwa der ehemalige Labour-Chef Corbyn. Der Appell wird von zahlreichen weiteren Parlamentariern aus EU-Staaten ebenso wie aus Brasilien, Chile und der Türkei mitgetragen. In dem Aufruf heißt es unter anderem, man fordere eine sofortige, multilaterale Waffenruhe, die Freilassung aller Geiseln und die Erleichterung von humanitärer Hilfe für den Gazastreifen.
+++ Die israelische Armee hat zwei bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötete palästinensische Journalisten des Fernsehsenders Al-Dschasira als Mitglieder von "Terrororganisationen" bezeichnet.
Geheimdienstinformationen hätten bestätigt, dass Hamsa Wael Dahduh und Mustafa Thuria im Gazastreifen ansässigen Terrororganisationen angehört hätten, erklärte die Armee. Thuria habe der Brigade der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas in Gaza-Stadt angehört und Dahduh dem Islamischen Dschihad. Die Männer hätten Drohnen bedient, die eine direkte Gefahr für israelische Soldaten darstellten, erklärte die Armee weiter.
Beide Journalisten waren am Sonntag bei einem Luftangriff auf ihr Auto in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden. Ein dritter Journalist und der Fahrer des Autos wurden verletzt. Al-Dschasira sprach von einem "gezielten Angriff". Seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober sind bereits dutzende Mitarbeitende von Medienunternehmen getötet worden.
+++ Israel hat die Anklage wegen Völkermords im Gazastreifen kurz vor Beginn eines entsprechenden Verfahrens vor dem Internationalen Gerichtshof zurückgewiesen.
Israel kämpfe gegen Hamas-Terroristen, nicht gegen die palästinensische Bevölkerung; dies geschehe in voller Übereinstimmung mit dem internationalen Recht, sagte Ministerpräsident Netanjahu in Den Haag. Die Richter müssen zunächst über einen Eilantrag Südafrikas befinden, in dem die sofortige Einstellung des israelischen Militäreinsatzes gefordert wird. Das mit einer Anhörung Südafrikas beginnende Verfahren könnte Auswirkungen auf den weiteren Kriegsverlauf haben.
+++ Der israelische Ministerpräsident Netanjahu spricht sich erstmals öffentlich gegen Forderungen rechtsgerichteter Regierungsmitglieder aus, die Palästinenser sollten den Gazastreifen freiwillig verlassen und Platz für Israelis machen.
"Ich möchte einige Punkte absolut klarstellen: Israel hat nicht die Absicht, den Gazastreifen dauerhaft zu besetzen oder die Zivilbevölkerung zu vertreiben", erklärte Netanjahu auf der Social-Media-Plattform X. Netanjahus frühere Äußerungen zur dauerhaften Besetzung des Gazastreifens waren widersprüchlich und mitunter undurchsichtig.
Die bisherigen Entwicklungen im Konflikt zwischen Israel und der Hamas finden Sie hier.