Cannes steht unter Wasser. Am späten Dienstagabend brach über der Stadt ein nächtliches Unwetter herein, das wirklich großes Kino war. Es schiffte und stürmte, pladderte und pustete. Keinen Hund, erst recht keinen Filmstar, konnte man da noch vor die Tür schicken.
Wie gut, dass sich ein paar Mitglieder der Wettbewerbsjury noch zur Trockenzeit auf dem Balkon eines Luxushotels hatten sehen lassen. Winkewinke für die Fotografen. Nur kurze Zeit später wären sie einfach weggespült worden.
Halb im Schlaf, halb wach sorgte ich mich - wie wohl viele in der Stadt - um den roten Teppich. Würde Woody Allen am Abend im Ostfriesennerz, Kristen Stewart in robusten Gummistiefeln erscheinen müssen? Würde es eine Ausnahme geben vom Flachschuhverbot, mit dem Festivaldirektor Thierry Frémaux für Aufsehen gesorgt hatte? Mit spitzen Absätzen würde man schließlich auf dem regendurchtränkten Teppich versinken wie im Watt...
Im Laufe der Nacht beruhigt sich das Wetter. Am nächsten Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus: Zur Pressevorführung von Woody Allens Eröffnungsfilm "Café Society" werden wir Journalisten mit dem Allen-üblichen Swing-Jazz begrüßt. Und plötzlich strahlt die Sonne wieder!