Anflug über das azurblaue Mittelmeerwasser. Leichte Brise, angenehme 20 Grad, strahlend blauer Himmel, ein paar Schönwetterwolken in ungefährlich weiter Ferne.
In Nizza sind die Palmen grün-braun. Es heißt, in Cannes seien sie aus Gold. Deswegen wollen alle hin. Einige ein Leben lang.
Andere kommen Jahr für Jahr. "Filmland Deutschland" musste warten. Acht demütigende Jahre ist es her, dass sich ein Filmteam aus Deutschland Hoffnung auf die güldenen Palmblätter machen durfte.
Regisseurin Maren Ade und ihre Mannschaft brechen jetzt den Bann des französischen Auswahlkommitees. "Was freue ich mich auf Toni Erdmann!"
An Steig 3 des Busbahnhofes vor dem Flughafen Nizza entfährt einem Festivalbesucher aus Deutschland ein Juchzer. Es klingt, als sehe er gleich einen alten Schulfreund wieder. Aber "Toni Erdmann" heißt Ades Film.
Der Vorfreudige steht mitten im Pulk des Fußvolkes, das nicht von livrierten Chauffeuren empfangen wird, sondern den Küstenbus nimmt. Dass es nicht so leicht ist, nach Cannes zu kommen, wird jetzt klar: Die Gepäckklappe des Busses öffnet sich wie von Geisterhand, und schon beginnt das Schieben und Schupsen. Zentnerschwere Koffer werden hochgewuchtet und in den Kofferraum gerammt. Wer zu schwach, zu spät oder zu höflich ist, der muss warten.
Acht demütigende Jahre? Nein, eine knappe halbe Stunde steht der nächste Bus bereit und bringt uns dem Gold ein bisschen näher.