Für's Sonnenbaden, Croisette-Flanieren und Shoppen bleibt eigentlich dieser Tage keine Zeit in Cannes. Und doch habe ich mir gestern auf die Schnelle ein paar bequeme Sandalen gekauft. Spontankäufe bringen bekanntlich die besten Ergebnisse. "Flitzer" nennt meine Mutter solche Schuhe: nicht sonderlich schick, aber bequem. Rein ins Kino, raus aus der Pressekonferenz, hoch den Berg, runter die Treppe. Für den Orientierungslauf gestern Abend zum Park der Villa Rothschild waren sie genau richtig: German Films hatte zum Deutschen Empfang geladen.
Die Frage des Abends: Besitzt "Toni Erdmann" Palmenchancen? Meine Replik: Wer weiß das schon am gerade mal dritten Tag des Wettbewerbs? Beim Deutschen Empfang wurde natürlich die eine oder andere Palmenhoffnung geäußert – zu Recht, wie ich finde. Unterstützung signalisiert auch das Rauschen im internationalen Blätterwald: Der französische Figaro spricht von der "ersten wahren Überraschung im Wettbewerb", der Guardian lobt den Film als "sarkastisches kleines Wunder", und das US-amerikanische Fachblatt Variety gratuliert zum "urkomischen Triumph".
Im Zentrum der Aufmerksamkeit gestern Abend stand natürlich das Filmteam von "Toni Erdmann", das noch zu später Stunde für die Fotografen posieren musste. Auf dem unebenem Parkgelände – sicherer Stand dank der neuen Schuhe! – ist auch mir ein Schnappschuss gelungen. Leider ohne die Regisseurin Maren Ade, dafür mit namenloser Halbglatze am unteren Bildrand. Mit Absätzen wäre das nicht passiert …