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Blues-Musikerin
Bonnie Raitt: "Mich spricht keine der beiden Parteien an"

Bonnie Raitt ist eine der besten Blues-Gitarristinnen der Welt - und eine leidenschaftliche Umwelt- und Politaktivistin. Seit den frühen 70er-Jahren kämpft sie gegen Atomkraft und Rassismus, gegen Turbokapitalismus und das Zweiparteien-System der USA. In ihren Songs schlug sich das Engagement nicht nieder - bis jetzt.

Aufgezeichnet von Marcel Anders |
    Die Blues-Sängerin und Gitarristin Bonnie Raitt auf dem Jazz-Fest Wien 2013.
    Die Blues-Sängerin und Gitarristin Bonnie Raitt (picture alliance / dpa / Hans Klaus Techt)
    Für ihr 17. Studioalbum "Dig In Deep" hat die 66-Jährige mit der roten Löwenmähne ihr erstes politisches Stück geschrieben: "The Comin' Round Is Going Through". Marcel Anders hat sie in Los Angeles getroffen - auf einen netten, kleinen Rundumschlag:
    "Ich konnte nicht länger warten, meine Empörung zum Ausdruck zu bringen. Sondern ich wollte einen Song darüber schreiben, wie wütend ich über die Entscheidung unseres obersten Gerichts bin, Unternehmen als Bürger oder Personen anzuerkennen und ihnen noch mehr Rechte einzuräumen. Das war der Sargnagel für die amerikanische Demokratie. Und da musste ich aktiv werden - selbst, wenn ich sonst keine politischen Songs schreibe, weil die meisten ziemlich abgedroschen sind."
    "Es ist höchste Zeit für Veränderungen - und die Leute müssen sich einzubringen und aktiv werden, wenn sie Einfluss auf das haben wollen, was da passiert. Das geht nur mit einer Reform unseres Wahlsystems, aber da traut sich keiner ran. Genau wie an eine Regulierung von Wall Street oder eine Reform der Wahlkampagnen. Von daher bin ich nicht völlig entmutigt, aber realistisch: Mich spricht keine der beiden Parteien an."
    "Zum Glück findet Bernie Sanders so viel Zuspruch. Ob er tatsächlich Chancen bei der Wahl hat, ist aber nicht sicher. Dieses Land ist weder so wie rechts wie Donald Trump oder Ted Cruz, noch so weit links wie Bernie. Zumindest macht er in den Debatten eine bessere Figur als Ralph Nader es früher getan hat."
    "Bislang wurde nichts unternommen, um die manipulierten Wahlmaschinen in Ordnung zu bringen, die von Firmen gebaut und kontrolliert werden, die den Republikanern nahestehen. Und hinter den Kulissen wird auch sonst viel herummanövriert, um ältere Menschen, Farbige, Studenten und Arme von den Wahlen fernzuhalten. Was eigentlich illegal ist, aber niemand tut was dagegen."
    "Ich bin Teil der Gruppe, die an einer Lösung arbeitet. Mit meinen Tourneen finanziere ich über einhundert Organisationen, die am sozialen Wandel arbeiten und jeden Tag größere und kleinere Siege feiern. Das sind diejenigen, denen ich meine Stimme leihe und für die ich Gelder sammle, um sie am Laufen zu halten."