Während der Mond komplett im Schatten der Erde steht, ist er nicht völlig unsichtbar. Stattdessen glimmt er in einem sehr schwachen kupferroten Licht. Denn langwelliges rötliches Sonnenlicht wird von der Atmosphäre in den Erdschatten gelenkt. Dieser Effekt entspricht dem Abendrot bei Sonnenuntergang.
Der Begriff Blutmond für eine Finsternis stammt nicht aus dem Brauchtum, sondern ist eine moderne Erfindung, die vor allem über soziale Medien eine große Verbreitung findet.
Vor einigen Jahren haben religiöse Eiferer das Ende der Welt vorhergesagt. Vier direkt aufeinander folgende totale Mondfinsternisse sollten unserem Dasein den Garaus machen, die letzte im Herbst 2015. Offenbar war man von der biblischen Offenbarung inspiriert. Dort heißt es:
„Da geschah ein großes Erdbeben, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut.“
Auch mehr als sechs Jahre danach ist der prophezeite Untergang unserer Welt – welch Wunder – ausgeblieben. Die nächste Viererkette von Mondfinsternissen gibt es in gut elf Jahren.
Aber auch die werden wir unversehrt überstehen. Denn während einer Finsternis färbt eben nicht Blut, sondern abgelenktes Sonnenlicht den Mond kupferrot. Das Geschwätz vom Blutmond hält sich zwar hartnäckig, ist aber nur eines: blutleer.