Rapper Volkan T stellt sich auf die Vorderbühne und ermahnt das Publikum, das spezielle "Knoblauch-Gafferband" nicht zu übertreten. Gemeint ist damit die Grenze zwischen dem Zuschauerraum im hübschen, mit alten Stuckaturen verzierten Kreuzberger Ballhaus und der kleinen Bühne, auf der 6 Vampirinnen auftreten sollen. Es seien junge Frauen tageslichtferner Herkunft, wie die mutwillig nach Beamtendeutsch klingende Bezeichnung lautet. Gemeint ist damit an diesem Ort natürlich in metaphorischer Verschiebung auch, dass diese Vampirinnen einer anderen Kultur angehören. Sie kommen also aus migrantischer oder postmigrantische Verortung, wie der unfreiwillig nach Integrationssoziologie klingende Ausdruck lautet, mit dem das Ballhaus seine Position im Kulturbetrieb definiert. Aber dieses Mal geht es, gut ein Jahr nach dem Erfolgsstück "Verrücktes Blut", nicht um eine dramatische Aufarbeitung weiblicher Sozialisation im Schattenreich der deutschen Gesellschaft sondern um eine ziemlich spekulative, frei assoziierende Szenencollage zum Thema Erotik des Verbotenen und Sehnsucht nach dem Verborgenen. Es ist dies ein Musikperformanceprojekt, für das Volkan T und Toby Dope aus dem Hintergrund den Klangteppich steuern.
"Knackend bohren sich meine Zähne in dein Fleisch ..."
Vorne stehen Schlagzeug, Gitarrenverstärker, Mikrofonstative und Instrumentenständer wie für ein Rockkonzert bereit. Aber selten nur machen die sechs jungen Akterinnen Musik. Die meiste Zeit kauern sie auf den Verstärkern in zwangsläufigem Müßiggang, erzählen sich Witze oder Geschichten aus dem Reich der Blutsauger. Der Name dieses nachtaktiven Wesens komme aus dem Tschuwaschischen, einer west-oghurischen Turksprache, sagt Pinar Erencin, die vor Jahren in Feridun Zaimoglus und Günter Senkels viel beachteten "Schwarzen Jungfrauen" aufgetreten war. Und tschuwaschische Schamanen hätten damit den bösen Geist einer Hexe gemeint. Aber historische Vermutungen sind an dem kurzen Abend eher Randerscheinungen. Zu beliebig und dramaturgisch zu unverbunden sind die Themensplitter, die vom makabren Kalauer bis zu dünn fundierter Kritik des Kapitalismus reichen, der in der Welt der Blutsaugerei natürlich nicht fehlen darf. Dass der Kapitalismus ihr Angst mache, erzählt Nora Abdel-Maksoud, dass sie wegen dieser Angst iPhone, e-Book, iPod und iPad gekauft und dass all dies nicht genützt habe. Auch nur mäßig komisch sind die Anspielungen auf die Eckzahnerotik der Vampirinnen. Eine von ihnen will diese dunkle Welt verlassen und in die Mehrheitsgesellschaft überwechseln. Der Bretterverhau, der die Bühne hinten begrenzt, wird runtergeklappt und das gleißende Licht, in das Salome Dastmalchi jetzt eintritt, blendet den Zuschauer heftig. Wie die sexuelle Freizügigkeit in der permanenten Partywelt der mitteleuropäischen Großstadt, Überfremdung und unstillbarer Blutdurst miteinander zusammenhängen, kann "Bloodshed in Divercity", das Blutvergießen in der multikulturellen Stadt, nicht vermitteln. Und deshalb ist dies auch kein Abend feministischer Emanzipation von Rollenmustern und den Projektionen der Gesellschaft. Auch finden sich keine szenischen Lösungen, um diese Girls Band Performance zu einem Moment von Theater zu machen. Es sind allemal nur Momente, die berühren, wie das musikalische Solo der Film- und Fernsehschauspielerin Marleen Lohse:
"Time after time I think "Oh Lord what's the use?
Time after time I think it's just no good"
Das Ballhaus versteht sich als "Experimentierfeld" und man muss diesen Begriff tatsächlich auch bemühen, um den ästhetisch und dramaturgisch doch eher disparaten Abend zu akzeptieren. Aus der Versammlung schauspielerischer Kapazitäten ihrer sechs Akteurinnen hat Regisseurin Simone Dede Ayivi keinen Nutzen gezogen.
"Knackend bohren sich meine Zähne in dein Fleisch ..."
Vorne stehen Schlagzeug, Gitarrenverstärker, Mikrofonstative und Instrumentenständer wie für ein Rockkonzert bereit. Aber selten nur machen die sechs jungen Akterinnen Musik. Die meiste Zeit kauern sie auf den Verstärkern in zwangsläufigem Müßiggang, erzählen sich Witze oder Geschichten aus dem Reich der Blutsauger. Der Name dieses nachtaktiven Wesens komme aus dem Tschuwaschischen, einer west-oghurischen Turksprache, sagt Pinar Erencin, die vor Jahren in Feridun Zaimoglus und Günter Senkels viel beachteten "Schwarzen Jungfrauen" aufgetreten war. Und tschuwaschische Schamanen hätten damit den bösen Geist einer Hexe gemeint. Aber historische Vermutungen sind an dem kurzen Abend eher Randerscheinungen. Zu beliebig und dramaturgisch zu unverbunden sind die Themensplitter, die vom makabren Kalauer bis zu dünn fundierter Kritik des Kapitalismus reichen, der in der Welt der Blutsaugerei natürlich nicht fehlen darf. Dass der Kapitalismus ihr Angst mache, erzählt Nora Abdel-Maksoud, dass sie wegen dieser Angst iPhone, e-Book, iPod und iPad gekauft und dass all dies nicht genützt habe. Auch nur mäßig komisch sind die Anspielungen auf die Eckzahnerotik der Vampirinnen. Eine von ihnen will diese dunkle Welt verlassen und in die Mehrheitsgesellschaft überwechseln. Der Bretterverhau, der die Bühne hinten begrenzt, wird runtergeklappt und das gleißende Licht, in das Salome Dastmalchi jetzt eintritt, blendet den Zuschauer heftig. Wie die sexuelle Freizügigkeit in der permanenten Partywelt der mitteleuropäischen Großstadt, Überfremdung und unstillbarer Blutdurst miteinander zusammenhängen, kann "Bloodshed in Divercity", das Blutvergießen in der multikulturellen Stadt, nicht vermitteln. Und deshalb ist dies auch kein Abend feministischer Emanzipation von Rollenmustern und den Projektionen der Gesellschaft. Auch finden sich keine szenischen Lösungen, um diese Girls Band Performance zu einem Moment von Theater zu machen. Es sind allemal nur Momente, die berühren, wie das musikalische Solo der Film- und Fernsehschauspielerin Marleen Lohse:
"Time after time I think "Oh Lord what's the use?
Time after time I think it's just no good"
Das Ballhaus versteht sich als "Experimentierfeld" und man muss diesen Begriff tatsächlich auch bemühen, um den ästhetisch und dramaturgisch doch eher disparaten Abend zu akzeptieren. Aus der Versammlung schauspielerischer Kapazitäten ihrer sechs Akteurinnen hat Regisseurin Simone Dede Ayivi keinen Nutzen gezogen.