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BMI-Staatssekretär Mayer (CSU)
„Die EM hat das Infektionsgeschehen sehr bedenklich beschleunigt“

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), findet es richtig, dass die Fußball-EM stattgefunden hat. Zugleich kritisierte er im DLF die UEFA: Sie argumentiere einerseits, die Zahl der zugelassenen Zuschauer liege bei den Ausrichterländern, und übe andererseits Druck aus, möglichst viele Menschen ins Stadion zu lassen.

Stephan Mayer im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Schottische Fans feiern auf dem Leicester Square in London das Unentschieden ihrer Mannschaft gegen England bei der Fußballeuropameisterschaft
Schottische Fans feiern in London das Unentschieden ihrer Mannschaft gegen England (dpa / AA / Hasan Esen )
Der CSU-Politiker Stephan Mayer sagte im DLF, es sei aus seiner Sicht richtig gewesen, die Fußball-EM auszurichten. Seiner Ansicht nach hätte man die Zahl der Austragungsorte verringern können, aber dass sie stattgefunden habe, sei ein gesellschaftspolitisch wichtiges Signal.
Stephan Mayer (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, spricht bei einer Bundestagssitzung im März 2020
Stephan Mayer (CSU) kritisiert die UEFA für ihre "wohlfeile Argumentation". (picture alliance/dpa | Jörg Carstensen)
Er betonte, das Turnier sei gut organisiert gewesen. Offizielle hätten das Infektionsgeschehen nicht verschlimmert. "Was kritisch zu hinterfragen ist, ist, dass die Stadien wie in Wembley und in Budapest nahezu voll waren", sagte Mayer und fügte hinzu: "Es lässt sich nicht bestreiten, dass sich durch die Fußball-Europameisterschaft das Infektionsgeschehen in sehr bedenklicher Weise beschleunigt hat."
Als Beispiele nannte er Infektionen in Schottland nach einem Spiel in England sowie in Finnland nach einem Spiel in St. Petersburg. "Das sind Fakten, die kann man schlecht leugnen", so Mayer. Damit müsse sich die UEFA kritisch auseinandersetzen.

"UEFA argumentiert wohlfeil"

Der CSU-Innenpolitiker betonte: "Die UEFA macht es sich etwas leicht, wenn sie den Schwarzen Peter den Ausrichterländern zuschiebt." Die UEFA argumentiere wohlfeil, wenn sie zum einen betone, dass die Austragungsorte selbst über die Zuschauerzahl entscheiden und andererseits die Erwartungshaltung der UEFA sehr hoch sei, viele Zuschauer zuzulassen.
Auch München habe kämpfen müssen, die EM-Partien zu behalten, als man keine Zusagen machen konnte, ob und wie viele Personen angesichts der Infektionslage ins Stadion durften.

Deutschland lasse sich von UEFA nicht unter Druck setzen

Mayer sagte, man müsse Sportorganisationen wie die UEFA achten und respektieren, "aber es wäre fatal, wenn sich westliche Demokratien unnötig unter Druck setzen lassen". Die Bundesrepublik werde das mit Blick auf die Fußball-EM 2024 "sicher nicht tun".
Die Tatsache, dass die Olympischen Spiele und Paralympics stattfinden sollen, findet er richtig. Dass die Spiele stattfinden, sei ein Zeichen, dass die Weltgemeinschaft zusammenstehe. Es hätte stärker zur Demoralisierung beigetragen, wenn sie abgesagt worden wären, so die Einschätzung des Politikers. Allen voran für Sportlerinnen und Sportler – für sie sei es schließlich der Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere.