"Ich begrüße sie alle recht herzlich zu unserem Jubiläum, 60 Jahre Landfrauenverein Reinfeld und Umgebung und ich möchte mit Ihnen das Glas erheben und ich freue mich, dass der Saal so voll ist."
Ein großer Tag für Gerda Salome. Die Reinfelder Landfrauen feiern 60-jähriges Jubiläum. 60 Jahre im Zeichen der Biene, dem Erkennungszeichen aller Landfrauen, nicht nur das der Schleswig-Holsteinischen. Weil Landfrauen so tüchtig und fleißig wie die Bienen sind, staatsbürgerliche Verantwortung tragen, Gemeinschaftssinn haben und sich für Hilfesuchende engagieren, das ist die Erklärung. Arbeit von Frauen für Frauen auf dem Land. Von Landwirtin bis Hausfrau.
"Es führt ein Weg ins Märchenland, es ist nicht weit von dir, es ist nicht weit von hier. Du weißt den Weg ins Märchenland"
Die Kinder der Nachbarkirchengemeinde haben einen großen Auftritt vorbereitet. Der Saal ist festlich geschmückt. Auf den Tischen selbst gemachte Papierlampen, die mit Hagebuttenzweigen umkränzt sind. Die zweite Vorsitzende des Landesverbandes ist gekommen, um ein Grußwort zu überbringen:
"Wir Landfrauen sind kommunikativ und gemeinsam stark, wir sind modern, wir leben auf dem Dorf , aber nicht hinter dem Mond."
Hat der marxsche Satz noch Bestand, dass die Bourgeoisie das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen hat. Ist hier, im Reich des Regenwurms, wie vor gar nicht allzu langer Zeit ein Hauptstadt-Magazin über das Landleben lästerte, der Hort des Konservativen? Die zweite Vorsitzende Birgit Feddersen aus Wandrup bei Flensburg guckt erst fast ängstlich, dann sucht sie einen Unterton, und dann straffen sich die Schultern ein wenig. Konservativ zu sein ist ja nichts Schlimmes, scheint die Körperhaltung auszudrücken.
"Ja, das denke ich schon, aber das ist nichts Negatives, ich sehe das positiv - dass ich Werte erhalten möchte und konservativ sehe. Wir müssen den Brückenschlag finden zwischen Tradition und Moderne und das tun die Landfrauen auch."
Sie macht eine kurze Pause.
"Nein, nein, nicht politisch gemeint. Ich denke, bodenständig zu sein, ist für mich konservativ."
Im Saal wird die Vorspeise serviert. Orangensuppe mit Zander. Neben der Bühne steht eine Leinwand - Bilder aus 60 Jahren Landfrauen werden gezeigt. Auf einem Foto steht Frau Seyffert in einer gelben Jacke vor einem Reisebus. Schon lange her. Eine Fahrt nach Wien muss das gewesen sein. Aber sie legt Wert darauf, dass der Verein mehr ist als ein Kaffeekränzchen.
"Nee, nee, nix klönen."
Früher gab es Vorträge über Hühnerzucht, jetzt sind es Rhetorik- und Internetseminare. Der Landfrauenverband ist der größte Bildungsträger im ländlichen Raum. Die wenigsten Mitglieder arbeiten in der Landwirtschaft, wie Frau Seyffert es noch getan hat. Jetzt hat sie die 70 schon überschritten. Ob Sie konservativ sei? Sie zupft sich am Kragen ihrer adretten Bluse, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie weiß mit der Frage nicht so viel anzufangen.
"Ja, doch. Das Denken ist konservativ. Ja, was ist konservativ ... Hm, ja."
Heimke Witting-Schorr hat da klarere Vorstellungen. Sie ist dritte Vorsitzende und hat den Abend mit organisiert. Sie wittert bei der Frage nach den Konservativen auf dem Land schon wieder das typische Klischee vom beschränkten Landei. Die Landfrauen machten in erster Linie Bildungsangebote und sie laufe auch nicht jeden Tag mit den Gummistiefeln über den Hof. Und sie sei auch nicht konservativ.
"An dem Alten immer nur festhalten, das ist für mich konservativ, nicht locker sein, und das möchte ich nicht."
Dann hält sie kurz inne.
"Gut, natürlich, Traditionen werden hier gewahrt, wie Erntedank oder wie gemeinsame Feste feiern."
Aber das sei ja nicht konservativ, und außerdem seien die Landfrauen politisch neutral. Auch wenn bei Wahlen die CDU im Kreis Stormarn immer noch unangefochten vorne liegt.
"Das wird eben schnell miteinander verwechselt, deswegen, konservativ heißt für mich 'Rechts' und das, nö."
Zwischenfrage: Aber wertekonservativ?
"Ja das muss man drüber nachdenken."
Frau Balzer ist die beste Freundin von Frau Witting-Schorr. Ihre Antwort auf die Frage nach dem Konservativen fällt deutlich klarer aus.
"Ich finde es konservativ und deswegen finde ich es toll. Die machen so traditionelle Sachen und die finde ich ok, bin sehr für Tradition und Familie und das ist auch so etwas wie Familie, wie so ein familiärer Zusammenschluss."
Der Nachwuchs singt immer noch und ist mittlerweile im Märchenland bei den sieben Zwergen angekommen. Es geht um Familie und Freundschaft und Zusammenhalt, und das ist auch das, was man wohl den kleinsten gemeinsamen konservativen Nenner der Landfrauen nennen kann.
"Wir sind Kollegen, wir sind gute Freunde, wir sind als Familie zusammengeblieben, wir sind 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7"
"Meine Tochter ist zum Beispiel sehr familiär, weil wir ihr das vorgelebt haben, staunt aber auch immer über ihr Umfeld, sogar bei ihrem Freund, dass das da total anders verläuft, der kommt aus der Stadt. Da isst die Familie nie miteinander, nie. Da gehen die 'Kinder' mit 23 in ihr Zimmer und essen da, so etwas gibt es bei uns nicht."
Ein großer Tag für Gerda Salome. Die Reinfelder Landfrauen feiern 60-jähriges Jubiläum. 60 Jahre im Zeichen der Biene, dem Erkennungszeichen aller Landfrauen, nicht nur das der Schleswig-Holsteinischen. Weil Landfrauen so tüchtig und fleißig wie die Bienen sind, staatsbürgerliche Verantwortung tragen, Gemeinschaftssinn haben und sich für Hilfesuchende engagieren, das ist die Erklärung. Arbeit von Frauen für Frauen auf dem Land. Von Landwirtin bis Hausfrau.
"Es führt ein Weg ins Märchenland, es ist nicht weit von dir, es ist nicht weit von hier. Du weißt den Weg ins Märchenland"
Die Kinder der Nachbarkirchengemeinde haben einen großen Auftritt vorbereitet. Der Saal ist festlich geschmückt. Auf den Tischen selbst gemachte Papierlampen, die mit Hagebuttenzweigen umkränzt sind. Die zweite Vorsitzende des Landesverbandes ist gekommen, um ein Grußwort zu überbringen:
"Wir Landfrauen sind kommunikativ und gemeinsam stark, wir sind modern, wir leben auf dem Dorf , aber nicht hinter dem Mond."
Hat der marxsche Satz noch Bestand, dass die Bourgeoisie das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen hat. Ist hier, im Reich des Regenwurms, wie vor gar nicht allzu langer Zeit ein Hauptstadt-Magazin über das Landleben lästerte, der Hort des Konservativen? Die zweite Vorsitzende Birgit Feddersen aus Wandrup bei Flensburg guckt erst fast ängstlich, dann sucht sie einen Unterton, und dann straffen sich die Schultern ein wenig. Konservativ zu sein ist ja nichts Schlimmes, scheint die Körperhaltung auszudrücken.
"Ja, das denke ich schon, aber das ist nichts Negatives, ich sehe das positiv - dass ich Werte erhalten möchte und konservativ sehe. Wir müssen den Brückenschlag finden zwischen Tradition und Moderne und das tun die Landfrauen auch."
Sie macht eine kurze Pause.
"Nein, nein, nicht politisch gemeint. Ich denke, bodenständig zu sein, ist für mich konservativ."
Im Saal wird die Vorspeise serviert. Orangensuppe mit Zander. Neben der Bühne steht eine Leinwand - Bilder aus 60 Jahren Landfrauen werden gezeigt. Auf einem Foto steht Frau Seyffert in einer gelben Jacke vor einem Reisebus. Schon lange her. Eine Fahrt nach Wien muss das gewesen sein. Aber sie legt Wert darauf, dass der Verein mehr ist als ein Kaffeekränzchen.
"Nee, nee, nix klönen."
Früher gab es Vorträge über Hühnerzucht, jetzt sind es Rhetorik- und Internetseminare. Der Landfrauenverband ist der größte Bildungsträger im ländlichen Raum. Die wenigsten Mitglieder arbeiten in der Landwirtschaft, wie Frau Seyffert es noch getan hat. Jetzt hat sie die 70 schon überschritten. Ob Sie konservativ sei? Sie zupft sich am Kragen ihrer adretten Bluse, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie weiß mit der Frage nicht so viel anzufangen.
"Ja, doch. Das Denken ist konservativ. Ja, was ist konservativ ... Hm, ja."
Heimke Witting-Schorr hat da klarere Vorstellungen. Sie ist dritte Vorsitzende und hat den Abend mit organisiert. Sie wittert bei der Frage nach den Konservativen auf dem Land schon wieder das typische Klischee vom beschränkten Landei. Die Landfrauen machten in erster Linie Bildungsangebote und sie laufe auch nicht jeden Tag mit den Gummistiefeln über den Hof. Und sie sei auch nicht konservativ.
"An dem Alten immer nur festhalten, das ist für mich konservativ, nicht locker sein, und das möchte ich nicht."
Dann hält sie kurz inne.
"Gut, natürlich, Traditionen werden hier gewahrt, wie Erntedank oder wie gemeinsame Feste feiern."
Aber das sei ja nicht konservativ, und außerdem seien die Landfrauen politisch neutral. Auch wenn bei Wahlen die CDU im Kreis Stormarn immer noch unangefochten vorne liegt.
"Das wird eben schnell miteinander verwechselt, deswegen, konservativ heißt für mich 'Rechts' und das, nö."
Zwischenfrage: Aber wertekonservativ?
"Ja das muss man drüber nachdenken."
Frau Balzer ist die beste Freundin von Frau Witting-Schorr. Ihre Antwort auf die Frage nach dem Konservativen fällt deutlich klarer aus.
"Ich finde es konservativ und deswegen finde ich es toll. Die machen so traditionelle Sachen und die finde ich ok, bin sehr für Tradition und Familie und das ist auch so etwas wie Familie, wie so ein familiärer Zusammenschluss."
Der Nachwuchs singt immer noch und ist mittlerweile im Märchenland bei den sieben Zwergen angekommen. Es geht um Familie und Freundschaft und Zusammenhalt, und das ist auch das, was man wohl den kleinsten gemeinsamen konservativen Nenner der Landfrauen nennen kann.
"Wir sind Kollegen, wir sind gute Freunde, wir sind als Familie zusammengeblieben, wir sind 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7"
"Meine Tochter ist zum Beispiel sehr familiär, weil wir ihr das vorgelebt haben, staunt aber auch immer über ihr Umfeld, sogar bei ihrem Freund, dass das da total anders verläuft, der kommt aus der Stadt. Da isst die Familie nie miteinander, nie. Da gehen die 'Kinder' mit 23 in ihr Zimmer und essen da, so etwas gibt es bei uns nicht."