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Biathlon-WM
Ramelow: Oberhof ist in den Herzen ostdeutscher Menschen stark verankert

Erst die Rodel-WM und jetzt die Biathlon-WM: Oberhof glänzt 2023 mit zwei Großereignissen. Der Wintersportort "ist eine Legende", sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und verteidigt im Dlf Millioneninvestitionen - trotz des Klimawandels.

Bodo Ramelow im Gespräch mit Marina Schweizer |
Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, spricht bei der Eröffnungsfeier anlässlich der Biathlon-Weltmeisterschaft.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) eröffnete am 6. Februar 2023 die Biathlon-WM in Oberhof. (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
Seit dieser Woche läuft die Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof. Es ist die erste WM in Deutschland seit Ruhpolding 2012. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sprach zur Eröffnung vom "Biathlon-Fieber", das auch ihn angesteckt habe.
Oberhof sei eine Legende und seit 100 Jahren Wintersportort, der in den Herzen der Menschen geblieben sei. "Genau vor 50 Jahren, 1973, hat die DDR dort die erste Rodel-Weltmeisterschaft durchgeführt. Damals war die Rodelbahn die modernste Anlage, die es auf der Welt gab. Genau vor 40 Jahren ist das Biathlonstadion auf den Weg gebracht worden. Auch damals war das natürlich ein Aushängeschild. Klar, es war programmatisch. Damit wollte die DDR zeigen, dass sie ein toller Sport-Ort ist", sagte Ramelow.

Im Osten schlägt das Herz für Oberhof

Zur Sportgeschichte gehört aber auch die Doping-Vergangenheit des Wintersportstandorts. Dennoch ist die Identifikation im Osten des Landes groß. Das weiß auch Thüringens Ministerpräsident: "Es ist in den Herzen ostdeutscher Menschen stark verankert. Das ist weit mehr als das, was ich jetzt auf Thüringen selber nur beziehen würde. Man merkt richtig den Unterschied, wie unbekannt es in Westdeutschland ist. Das haben wir aber an vielen Stellen, dass Dinge, die für Ostdeutsche selbstverständlich sind, in Westdeutschland völlig unbekannt sind", sagte der Linken-Politiker und fügte an: "Auf Emotionsebene haben wir etwas bedient, was für Ostdeutsche erkennbar ist, aber für Westdeutsche eine Einladung ist."
Über Jahre wurde das Thüringer Wintersportzentrum in Oberhof für die Biathlon- und Rodel-WM saniert - obwohl Berechnungen vorhersagen, dass es in dem 800 Meter hoch gelegenen Ort künftig deutlich weniger Frost- und Schneetage geben wird. Bei der Frage nach der Rechtfertigung der Investitionen im Angesicht des Klimawandels verweist der Ministerpräsident auf das Energiekonzept. Ramelow betont, dass die Modernisierungen ökologischen Kriterien entsprechen müssten - gerade in Zeiten, in denen der Wintersport angesichts des Klimawandels hinterfragt wird. Das bedeute für ihn auch, technisch neue Wege zu gehen. Derzeit werde 50 Prozent des Stroms selbst gewonnen, der Rest zugekauft aus Norwegen.
Staffelwechsel von Sturla Holm Laegreid (Norwegen, #6-3) auf Johannes Thingnes Boe (Norwegen, #6-4) bei der Biathlon-WM in Oberhof.
Biahtlon-WM in Oberhof: In der Biathlon-Arena am Rennsteig kämpfen die besten Athleten und Athletinnen um Medaillen. (picture alliance / Eibner-Pressefoto / Eibner / Memmler)

Investieren in den Tourismus-Standort der Zukunft

"Die Zielstellung nächstes Jahr ist, das die Kraft-Wärme-Kopplung uns schon auf 80 Prozent bringt", unterstreicht Ramelow. Zur Wärmeproduktion soll noch ein eigenes, regeneratives Kraftwerk dazu kommen. Ramelow schwebt ein Wintersportort Oberhof der Zukunft vor - nicht nur für Sportler, sondern auch Touristen. "Oberhof ist der Ort, in dem wir der ganzen Welt ganzjährig Trainingsmöglichkeiten anbieten. Der Skitunnel, den wir haben, diese Skihalle, ist das Herzstück des Klima- und des Energiekonzepts", sagte Boris Ramelow.

Anlage auf Ganzjahres-Tourismus umgebaut

Bund und Länder investierten rund 100 Millionen Euro in die Wintersportareale und Infrastruktur. Investiert worden sei nicht nur in Sportanlagen, sondern auch in die Energieanlagen. "Das hat uns viel mehr Geld gekostet. Und deswegen sage ich, diese Investition ist so aufgestellt, dass die Sportanlagen den Sport ermöglichen und dass die gesamte Region zu Ganzjahrestourismus umgebaut worden ist", so der Ministerpräsident.

Rechnungshofbericht: Ramelow spricht von "Oberhof-Bashing"

Thüringens Rechnungshof kritisierte unlängst Mängel. In Berichten war unter anderem von überteuerten Rechnungen und Hinweisen auf Korruption die Rede. Ramelow bezeichnete die Berichterstattung darüber als "empörend". Man habe sich nicht die Mühe gemacht zu hinterfragen, ob das stimmt.

Nichts mit dem derzeitigen Umbau zu tun

Der Rechnungshofbericht habe laut des Ministerpräsidenten mit dem derzeitigen Umbau nichts zu tun. "Insoweit vergleicht man Äpfel mit Birnen, was ich ziemlich unfair finde. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass damit auch Oberhof-Bashing betrieben wird", sagt Bodo Ramelow.