Silvester
Böllerverbote sollen für Sicherheit sorgen

In Deutschland wurden die letzten Vorbereitungen für den Jahreswechsel getroffen. In vielen Städten gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Vielerorts ist privates Feuerwerk verboten. Ein Überblick.

    Ein Schild, das auf das Verbot von Feuerwerkskörpern hinweist, ist in Sichtweite der Siegessäule angebracht.
    Silvester in Berlin - Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste sehen sich vorbereitet (picture alliance / dpa / Jörg Carstensen)

    Böllerverbotszonen

    Bundesweit gilt: In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie neben leicht brennbaren Gebäuden wie Reet- und Fachwerkhäusern dürfen keine Feuerwerkskörper gezündet werden. Auch bei größeren Menschenansammlungen gilt ein bundesweites Böllerverbot. Hinzu kommen Verbotszonen in zahlreichen Städten.
    In Berlin gilt ein Böllerverbot am Alexanderplatz, im Steinmetzkiez an der Pallasstraße, an der Sonnenallee und am Brandenburger Tor. Dort dürfen auch keine Feuerwerkskörper mitgeführt werden. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um die zentrale Silvesterfeier wurden verstärkt. Insgesamt sind in der Hauptstadt in der kommenden Nacht etwa 4.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
    Die Polizei in Thüringen kündigte an, vor allem die Innenstädte und Synagogen in den Fokus zu nehmen. Auch auf größeren Gruppen liege ein besonderes Augenmerk, teilte ein Sprecher dem MDR mit. In den vergangenen Jahren sei immer wieder Pyrotechnik in Menschenmengen gezündet worden.
    In Köln sind große Bereiche der Innenstadt Böllerverbotszone. Auch hier wird die Synagoge besonders geschützt. Rund um den Kölner Dom darf man ebenfalls keine Feuerwerkskörper dabei haben. In Frankfurt am Main umfassen die Verbotszonen die Fußgängerbrücke Eiserner Steg über den Main sowie die zentrale Fußgängerzone auf der Zeil. In Hamburg gilt ein Böllerverbot auf dem Rathausmarkt und an der Binnenalster, in Stuttgart wird der Stadtkern mit einer Verbotszone geschützt, München lässt zeitweise am Marienplatz, in der Fußgängerzone in der Altstadt und am Viktualienmarkt kein Feuerwerk zu.
    Auch in vielen anderen Städten darf an bestimmten Orten nicht geböllert werden, darunter in Düsseldorf, Bielefeld und Münster. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldbußen von bis zu 10.000 Euro rechnen.
    In Magdeburg hat Oberbürgermeisterin Borris dazu aufgerufen, freiwillig auf Feuerwerk zu verzichten. Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt gebe es keinen Grund zum Feiern und damit auch keinen Anlass für ein Silvesterfeuerwerk. Zudem habe das Personal der Krankenhäuser nach der Belastung der vegangenen Tage eine Pause verdient.

    Regeln für Feuerwerk

    Illegale Feuerwerkskörper dürfen wegen der höheren Schall- und Sprengwirkung nicht gezündet werden. Hier gibt es im Extremfall bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafen bis zu 50.000 Euro. Raketen und Batterien der Kategorie F2 dürfen nur von erwachsenen Personen gezündet werden. Kleinstfeuerwerk, wie zum Beispiel Wunderkerzen, dürfen auch Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren nutzen.
    Wird ein Mensch verletzt oder das Feuerwerk mit Absicht auf Menschen geworfen, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Wird ein Auto beschädigt, haftet grundsätzlich der Verursacher. Dieser ist allerdings oft nur schwer zu ermitteln. In solchen Fällen springt dann in der Regel die Teilkaskoversicherung ein, die Schäden durch Feuer, Explosion und Glasbruch abdeckt. Für Schäden durch mutwillige Beschädigung ist die Vollkasko zuständig.

    Diskussion über Verbot

    Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gemeinsam mit 29 weiteren Organisationen erneut ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk gefordert. DUH-Bundesgeschäftsführer Resch argumentiert, es grenze an "Wahnsinn", den Menschen hochexplosive Sprengkörper in die Hand zu drücken, wenn Konflikte teils auf offener Straße ausgetragen würden. Zudem führten die privaten Feuerwerke zu vielen Verletzungen, Tierleid, Tonnen an Abfall und einer hohen Belastung der Atemluft mit giftigen Verbrennungsabgasen.
    Nach Angaben des Umweltbundesamts wächst die Feinstaubmenge in Großstädten kurzfristig teils auf das 70-Fache des Durchschnittswerts. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat berechnet, dass dadurch die tägliche Sterberate deutlich steigt. Vor allem für vorerkrankte Menschen wie Asthmatiker kann bereits eine kurzzeitig hohe Feinstaubbelastung gefährlich werden.
    Auch die Gewerkschaft der Polizei ist für ein Böllerverbot an Silvester. Deren Vorsitzender Kopelke meint, Ärzte, Polizei und Feuerwehr befänden sich über Stunden und manchmal Tage in einer Ausnahmesituation: "Wir werden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, teilweise gezielt in den Hinterhalt gelockt und beschossen." Die Angriffe gingen überwiegend von jungen betrunkenen Männern aus.

    Bundesärztekammer: "Zeit für neue Silvestertraditionen"

    Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft werden an Silvester fast vier Mal so viele Menschen mit typischen Feuerwekrsverletzungen stationär aufgenommen wie im Jahresdurchschnitt. Dazu zählten amputierte Finger oder Augenverletzungen. Hinzu kommen laut einer Untersuchung des "Deutschen Ärzteblatts" jährlich etwa 8.000 Menschen, die zu Silvester Schädigungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper erleiden. Die Opfer sind fast ausschließlich Männer.
    "Für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver", sagte der Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt. Es sei an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.
    Diese Nachricht wurde am 31.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.