Bei einem Zusammenschluss soll die Deutsche Börse mit rund 54 Prozent die Mehrheit an dem geplanten neuen Gemeinschaftsunternehmen halten. Ihr jeweiliges Kerngeschäft sollten beide Unternehmen nach wie vor unter dem bestehenden Markennamen betreiben, hieß es. Experten erwarten, dass ein neuer Börsenkonzern mit einem starken Standbein am wichtigsten europäischen Finanzplatz London und einem zweiten in Kontinentaleuropa besser mit großen Konkurrenten wie den US-Börsen sowie der chinesischen Shanghai Stock Exchange mithalten kann. In der vergangenen Woche hatte der Vorstandschef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, bei der Bilanzvorlage noch ausweichend auf Fragen nach möglichen Fusionen reagiert. Er sagte jedoch: "Wir sind entschlossen, die Nummer eins oder zwei in allen wesentlichen Geschäftsbereichen weltweit zu werden, in denen wir operativ tätig sind".
Papiere der Deutschen Börse legen um acht Prozent zu
Nach der Mitteilung zogen die Aktien der beiden Börsenbetreiber deutlich an. Die Papiere der Deutschen Börse legten bis zum Nachmittag um acht Prozent zu, die der LSE um 19 Prozent. Die Deutsche Börse ist rund 15 Milliarden Euro wert, die LSE kommt auf umgerechnet rund 10,5 Milliarden Euro.
Zahlreiche Übernahmeversuche in Vergangenheit gescheitert
Die Deutsche Börse hatte bereits vor einigen Jahren mehrere Fusionen angestrebt, die jedoch scheiterten - zuletzt 2012 mit der New Yorker Stock Exchange wegen kartellrechtlicher Bedenken. Zuvor gab es 2004 Gespräche mit der Schweizer Börse und 2005 mit der Borsa Italiana, die ebenfalls erfolglos endeten.
Interessant ist die geplante Fusion insbesondere vor dem Hintergrund eines möglichen Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Regierung in London hat für den 23. Juni ein Referendum angesetzt. Dann werden die britischen Bürger über den Verbleib oder den Austritt entscheiden. (sh/tgs)