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Börsengang
Twitter-Aktie legt bei Debüt zu

Theoretisch fasst ein Tweet 140 Zeichen. Doch die Nachricht, die das Unternehmen Twitter um 15.30 Uhr deutscher Zeit standesgemäß über den eigenen Kurznachrichtendienst verbreitete, umfasste nur ein Wort: "#Ring!" Die Glocke war geläutet, die Aktien des Unternehmens konnten erstmals an der New Yorker Börse gehandelt werden.

07.11.2013
    Und sie machten gleich einen gewaltigen Sprung nach oben: Im Vormittagshandel startete das Papier mit 45,10 Dollar, also rund 34 Euro je Aktie. Der Ausgabepreis hatte bei 26 Dollar gelegen, der Kurs war also um über 75 Prozent gestiegen. Die Nachfrage von Investoren war so hoch, dass die Anteilsscheine 30-fach überzeichnet waren, wie mit dem Börsengang vertraute Personen sagten.
    #Ring!— Twitter (@twitter) November 7, 2013
    Mit einem Gesamtvolumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro ist der Börsengang von Twitter der größte eines Online-Unternehmens seit 2012, als Facebook den Schritt wagte. Vom Gang an die Börse profitiert vor allem ein Fonds, der knapp 18 Prozent an Twitter hält. Zudem machen sich nach Ansicht von Brigitte Scholtes aus unserem Frankfurter Studio Spekulanten Hoffnungen, die zunächst auf einen Absturz der Aktie setzen, um günstig einzusteigen und später Gewinne mitzunehmen.
    500 Millionen Tweets täglich
    Insgesamt liegt die Bewertung von Twitter bei 14,2 Milliarden Euro - nicht wenig für ein sieben Jahre altes Unternehmen, das die Gewinnzone noch nicht erreicht hat. Der Dienst macht sein Geld vor allem mit Werbebotschaften im Nachrichtenstrom seiner rund 230 Millionen aktiven Nutzer, die täglich etwa 500 Millionen Tweets absetzen. Der Umsatz konnte in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 422 Millionen Dollar verdoppelt werden. Auch der Verlust verdoppelte sich aber auf 134 Millionen Dollar - unter anderem wegen technischer Investitionen.
    Twitter hofft nun, dass die Werbung in Zukunft deutlich mehr Geld einbringt und die Kosten deckt - so wie bei Facebook, das längst profitabel ist. Und doch muss das soziale Netzwerk als warnendes Beispiel herhalten. Vor anderthalb Jahren ging der Konzern an die Börse, mit einem Ausgabepreis von 38 Dollar pro Aktie. Doch technische Pannen zum Handelsstart und die Sorge um schwache Werbeeinnahmen auf Smartphones ließen den Kurs zwischenzeitlich um die Hälfte fallen lassen. Mittlerweile aber liegt er um 29 Prozent über dem Preis zum Börsenstart.
    Aus dem verpatzten Facebook-Start hat Twitter aber Lehren gezogen: Statt der rein elektronischen Technologiebörse Nasdaq wurde die traditionsreiche New York Stock Exchange gewählt. Außerdem wies Twitter deutlich darauf hin, dass schon 70 Prozent der Werbeeinnahmen von mobilen Geräten kommen. Zumindest zum Handelsstart hat dies die Anleger offenbar überzeugt.
    Fakten zu Twitter
    • Geplant war alles ganz anders: Das kalifornische Start-up Odeo wollte eigentlich einen Podcast-Dienst entwickeln, kam aber nicht weiter. Einer der Mitarbeiter schlug vor, SMS an mehrere Leute gleichzeitig verschicken zu können - die Idee zu Twitter war geboren.
    • Die Länge der Nachrichten ist auf 140 Zeichen begrenzt, es können aber auch Links zu Bildern, Videos oder Websites angehängt werden. Die Nutzer stellen sich ihren Nachrichtenstrom selbst zusammen, indem sie die Tweets anderer Nutzer abonnieren.
    • Die populärsten Twitterer: Musikerin Katy Perry hat rund 46,7 Millionen Nutzer. Ihr Kollege Justin Bieber kommt auf rund 46,6 Millionen "Follower" und Lady Gaga als dritte Musikerin auf rund 40,4 Millionen. Der Account von US-Präsident Barack Obama, den Unterstützer betreiben, folgt auf Rang vier mit 39,4 Millionen Nutzern.