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Börsengang von Saudi Aramco
Geld für den Staatshaushalt und die Energiewende

Der Börsengang des saudischen Ölkonzerns Aramco ist ein Debüt der Superlative. Die Aktien waren sehr begehrt. Doch rund um den Börsenstart lief nicht alles rund. Mit den Einnahmen wollen die Saudis unabhängiger vom Öl werden und die Energiewende schaffen.

Von Eva Bahner |
EASTERN PROVINCE, SAUDI ARABIA - OCTOBER 12, 2019: Oil tanks at an oil processing facility of Saudi Aramco, a Saudi Arabian state-owned oil and gas company, at the Abqaiq oil field. On 14 September 2019, two of the major Saudi oil facilities, Abqaiq and Khurais, suffered massive attacks of explosive-laden drones and cruise missiles the Houthi movement, also known as Ansar Allah, claimed responsibility for the attacks. Stanislav Krasilnikov/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS0BE766
Saudi Aramco ist weltweit das profitabelste Unternehmen, allein 2018 betrug der Gewinn 111 Milliarden US-Dollar. (imago images / ITAR-TASS / Stanislav Krasilnikov)
Der Börsengang des saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco, ist ein Börsengang der Superlative. Die Nachfrage nach den Aktien war sehr groß. Die Aktie lag zu Börsenbeginn schon zehn Prozent über dem Ausgabepreis. Bislang gehörte Saudi Aramco zu 100 Prozent dem Staat, das Sagen bei Aramco hat das Königshaus und vor allem Kronprinz Bin Salman, der Saudi Aramco ja schon vor vier Jahren an die Börse bringen wollte.

Ursprünglich sollten fünf Prozent der Anteile veräußert werden, jetzt werden es nur 1,5 Prozent, was aber dennoch reichen wird für ein Gesamtvolumen, das alle Rekorde brechen wird. Durch den Börsengang dürfte der Börsenwert von Saudi Aramco auf mindestens 1,7 Billionen US-Dollar steigen. Aramco verfügt über riesige Ölreserven, ist weltweit das profitabelste Unternehmen, allein im vergangenen Jahr betrug der Gewinn 111 Milliarden Dollar.
Skepsis der Kapitalgeber aus dem Westen
Der Börsengang von Aramco verlief aber insgesamt eher holprig, im letzten Jahr war er sogar zwischenzeitlich auf Eis gelegt worden und hatte sich deutlich verzögert. Was vor allem auch an der Skepsis und mangelnden Begeisterung der Kapitalgeber im Westen, an geopolitischen Risiken, aber auch an politischen Vorbehalten wegen Menschenrechtsverletzungen Saudi-Arabiens, nicht zuletzt wegen des Mords an dem Journalisten Kashoggi, gelegen haben dürfte.
Ein Arbeiter steht vor einer Anlage des saudischen Erdölkonzerns Aramco. Vor ihm hängt ein gelbes Absperrband.
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Aber der wichtigste Grund, warum der Börsengang kleiner ausfällt als ursprünglich geplant, ist der anhaltend niedrige Ölpreis, der in absehbarer Zeit nicht steigen wird. Es gibt ein Überangebot auf dem Ölmarkt. Auch wenn die OPEC kürzlich erst eine Drosselung der Ölfördermenge beschlossen hat, wird dieses Überangebot vorerst nicht verschwinden, solange die USA durch Fracking viel Öl exportiert. Dazu kommt, Saudi Aramco ist ein Unternehmen der "Old Economy", und langfristig geht der Trend bei Investitionen weg von fossilen Energien. Auch das war der Grund, den das Königshaus für den Börsengang von Saudi Aramco angeführt hatte.

Denn auch Saudi Arabien will unabhängiger vom Öl werden. Der saudische Kronprinz hat in seiner Vision 2030 angekündigt, Öl in ein paar Jahrzehnten durch Erneuerbare Energien komplett ersetzen zu wollen. Dabei sollen vor allem die Börseneinnahmen helfen.
Durch die Ölpreisschwankungen sind zuletzt immer wieder riesige Haushaltslöcher entstanden. 2020 rechnet Saudi-Arabien mit einem Haushaltsdefizit von umgerechnet 45 Milliarden Euro. Für einen ausgeglichenen Haushalt bräuchte Saudi-Arabien nach Berechnungen des Internationale Währungsfonds einen Ölpreis von 85 Dollar je Fass. Den wird es in absehbarer Zeit aber nicht mehr geben.