"Ahhhhh - Schrei vor Glück - oder schick es zurück."
Mit schrillen und lauten Spots wie diesem wurde Zalando schnell bekannt. Millionen flossen seit der Gründung 2008 in Werbekampagnen - Zalando gilt heute als Paradebeispiel für ein erfolgreiches, deutsches Start-up-Unternehmen. Begonnen hatte es vor sechs Jahren als Online-Schuhhandel in Berlin, und zum gern betonten Image gehört, dass die beiden Gründer Robert Gentz und David Schneider anfangs die Schuhkartons noch im privaten Keller lagerten und persönlich zur Post brachten.
Zalando zum ersten Mal im Plus
Nun also der angekündigte Börsengang: Was einige Analysten durchaus überrascht hat - denn im Frühjahr dieses Jahres gab es Zweifel, ob Zalando schon 2014 schwarze Zahlen schreiben könnte. Doch nun wurde erstmals ein Plus gemeldet und zwar mit rund 12 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern für das erste Halbjahr dieses Jahres.
Das Unternehmen gab sich heute eher verschwiegen - wie eigentlich stets in der Vergangenheit. Man trete in eine neue Unternehmensphase ein, heißt es schriftlich. Der Online-Händler verweist vor allem auf den erfolgreichen Aufbau einer eigenen Logistik, auf die Erweiterung des Sortiments.
Der Börsengang soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Groß wurde das Unternehmen vor allem mit dem Geld der Gebrüder Samwer, die noch heute 17 Prozent am Zalando halten. Deren Unternehmen "Rocket Internet" - auch hier wird ein Börsengang noch in diesem Jahr erwartet - gilt innerhalb der Start-up-Branche allerdings nicht als besonders innovativ, sie sind eher für das Kopieren von schon erfolgreichen Geschäftsideen bekannt oder - wie Kritiker sagen - berüchtigt.
Zalando hat den Online-Versandhandel in Deutschland erst so richtig auf Trab gebracht. Tendenz weiterhin steigend.
"Weil es bequem ist, man kann ausprobieren. Man kann es auch kostenlos zurücksenden. Es gibt eine große Auswahl, verschiedene Markenartikel. Also bei Zalando bin ich bestimmt zweimal im Monat. Gute Preise und gute Qualität. Ich finde immer etwas."
Zalando in der Kritik
Doch in der öffentlichen Wahrnehmung hat Zalando auch noch ein ganz anderes Image. Seit Jahren prangern Gewerkschafter und auch die Medien den Umgang des Unternehmens mit den rund 7.000 Mitarbeitern an. Von Bezahlung nur knapp über dem Mindestlohn ist die Rede. Oder von der Ausnutzung von Teilzeit-Arbeitskräften bei meist nur befristeten Verträgen. Der für seine Investigativ-Reportagen bekannte Journalist Günter Wallraff griff das Unternehmen im Mai dieses Jahres in einer ZDF-Talkshow an - Wallraff sprach davon, dass Mitarbeiter im größten Zalando-Logistikzentrum in Erfurt täglich mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen müssten, um die Waren auf den Weg zum Kunden zu bringen:
"Die wollen das nicht öffentlich machen. Ich habe da jetzt jemanden, der hat es dokumentiert - der ist an die 30 Kilometer gelaufen. Und dann noch in schlechten Schuhen, und in der Hitze. Dabei wird man ständig überwacht und kontrolliert. Das kann Menschen überfordern. Da kann es vorkommen, so war das im Sommer, dass da ständig der Rettungswagen im Einsatz ist."
Zalando strebt in Verbindung mit dem geplanten Börsengang auch ein neues Image an. Viel konkreter äußert sich das Unternehmen derzeit aber nicht.
Rücksendequote als teurer Kostenfaktor
Eines aber wird sich vorerst wohl nicht ändern: Auch künftig sollen Kunden bestellte Ware einfach und kostenlos zurückschicken können. Die Rücksendequote, so schätzen Handelsexperten, liege bei immerhin rund 50 Prozent. Für die Kunden ist das bequem, Branchenexperten sehen hierin aber vor allem eines: Einen für Zalando teuren Kostenfaktor.