Neben vielen anderen kulturellen Veranstaltungen wurden auch die Leipziger Buchmesse und das große Lesefest "Leipzig liest" wegen der Corona-Epidemie abgesagt. Bei vielen der Veranstaltungen in Leipzig wäre die Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs dabei gewesen: Sie ist die neue Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Absage trifft vor allem kleine Verlage
Die Absage trifft die Branche hart - wie hart genau lasse sich aber in konkreten Zahlen noch nicht sagen, sagte Schmidt-Friderichs im Deutschlandfunk. "Die ganze Branche ist noch in einer Schockstarre. [...] Die Leipziger Buchmesse ist ja quasi der Frühjahrswind unter den Flügeln der ersten Produktion der Verlage. Wir versuchen jetzt natürlich, alle zusammen, möglichst viel in die Medien und Online zu verlagern - aber was davon wie aufgeht, und wie das mit dem Virus weitergeht, ich glaube, da wären sogar Orakel überfragt."
"Es ist bei vielen kein Puffer mehr da"
Es treffe vor allem die "kleinen Player", so Schmidt-Friderichs. Die Verlagsbranche habe mit der Insolvenz des Zwischenbuchhändlers KNV vor etwas mehr als einem Jahr und den VG-Wort-Rückzahlungen davor zwei "Schläge in die Kniekehlen" überstanden.
"Aber es ist bei ganz vielen kein Puffer mehr da. Ich war gestern in der Stadt und fand es relativ gespenstisch - und wenn niemand da ist, gehen einige Gottseidank bücherhamstern im Buchhandel - das kann ich nur wärmstens empfehlen - aber natürlich weniger. Die kleinen Player haben eben normalerweise nicht die Rücklagen."
Herausforderungen im neuen Amt
Als neue Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels tritt Schmidt-Friderichs die Nachfolge von Heinrich Riethmüller an, der neben den genannten Rückschlägen auch unter anderem mit dem Sterben kleiner Buchläden zu kämpfen hatte. Auch diese Aufgabe sei geblieben, so Schmidt-Friderichs.
"Ich habe das Gefühl, dass die Herausforderung bleibt. Die kleineren Buchhandlungen finden schwer Nachfolgerinnen und Nachfolger, was eigentlich schade und auch dumm ist, weil es ein unglaublich schöner Beruf ist, und man müsste sich nur trauen. Aber ich glaube, der Unternehmergeist ist in einer jüngeren Generation nicht ganz so angesiedelt, vielleicht nicht so vermittelt worden."
Die Aufgabe sei weiter, "das Lesen und das Buch in der Gesellschaft zu verankern und Leselust, Buchbegeisterung zu wecken", meint Schmidt-Friderichs. "Dazu fehlt Leipzig sehr, denn das ist ja die personalisierte Lebenslust."