"Es ist sehr wenig passiert."
Gerrit Aust, hochschulpolitischer Sprecher des Asta der Humboldt Universität in Berlin.
"Es gibt ein paar kleine Erfolge, vorwiegend innerhalb der Universitäten. Hier an der HU sind so ein paar Sachen passiert. Wir haben die Anwesenheitslisten abschaffen könne; wir haben einen Beschluss erzwungen, dass die Bachelor-Ordnungen entschlackt werden, dass für einen Studienpunkt weniger Arbeitsstunden angesetzt werden als früher und dass wir ein Studienmodul zur freien Wahl eingeführt haben von 10 Studienpunkten."
Doch solche Erfolge seien Einzelfälle. Auf Landes- und Bundesebene habe sich kaum etwas geändert. Die Bundesregierung würde das neue, einkommensunbhängige Stipendienprogramm und vor allem die Bafög-Erhöhung ins Feld führen. Das ändere jedoch nichts an den Grundproblemen der Hochschulen, sagt Asta-Sprecher Aust:
"Wir haben zu wenig Geld, deshalb zu wenige Studienplätze. Besonders stark ist das Problem beim Master, weil wir nur sehr wenig Bachelor-Studenten überhaupt zum Master annehmen können."
Von dem laufenden Volksentscheid "Master für alle" hält der Studierendenvertreter dennoch nichts: Mehr Masterstudierende bedeuteten immer weniger Bachelorstudierende, weil einfach das Geld fehlt. Eine der drängensten Probleme bleibt die Überfrachtung der Curricula, sagt Elke Middendorff vom Hochschulinformationssystem HIS:
#'"Das ist immer noch das große Thema und das ist auch eine Voraussetzung dafür, dass die Studierenden Eigenverantwortung für ihr Studium und den Studienerfolg übernehmen. Wenn ich sie nur von einer Veranstaltung zur nächsten Prüfung jage, werden sie irgendwann nicht das Subjekt, das studiert, sondern das Objekt, das studiert."
Als Grund für die schleppende Behandlung der Bologna-Kinderkrankheiten nennt die Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst, die zähe Verwaltung:
"Leider sind das alles Dinge, die ein bisschen Zeit brauchen. Denn wenn Sie in einzelnen Service-Entscheidungen etwas ändern – eh das durch ein ganzes Haus getrickelt ist und auch beim letzten Studiendekan angekommen ist, geht das entweder nur mit Mund-zu-Mund-Beatmung oder mit Zeit."
Das gilt auch für ein weiteres Problem der Bologna-Studiengänge: Die Mobilität. Bachelor- und Masterstudierende gehen nicht weniger ins Ausland als einst Magister- und Diplomstudierende. Aber die Einführung des neuen Studiensystems war eng verknüpft mit der Hoffnung, dass Auslandsaufenthalte zur Norm werden. Das ist bisher nicht passiert. Eine Ursache dafür offenbarte die Anmerkung von Steve Kinders, einem Studenten der Uni Potsdam bei der Tagung der SPD-nahen Friedrich Ebert Stiftung. An die Präsidentin seiner Uni, Sabine Kunst, gewandt, sagte er:
"Gerade die Mobilität wird an unserer Uni nicht gefördert. In den Studiengängen der Sprachen, wo Menschen also verschiedene Sprachen studieren, ist es in ihren Studienordnungen nicht vorgesehen, ins Ausland zu gehen und es wir auch kein Freiraum dafür geschaffen an der Universität Potsdam. Ich selber studiere Spanisch und es ist für mich gar nicht einfach gewesen, mein Studium vernünftig weiter zu führen und ins Ausland zu gehen, weil das nicht vorgesehen ist."
Die angesprochene Potsdamer Uni-Präsidentin gestand das Problem ein:
"Es ist tatsächlich ein Problem in den sprachwissenschaftlichen Ausbildungen und man bedarf der längerfristigen Diskussion, um dafür Mobilitätsfenster zu erschließen. Bei Weitem ist das kein Einzelproblem."
Doch selbst wer sich für ein Studium im Ausland entscheidet: Immer noch enorm sind die Probleme, diese Studienleistungen daheim auch angerechnet zu bekommen. Dieses Anerkennungsproblem wird aber auch innerhalb Deutschland zu einem Problem, sagt Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
"Wir haben da eine Entwicklung, dass es einen Club selbst ernannter Technischer Universitäten gibt TU9, die sagen: Wir sind nicht nur besser, als die Fachhochschulen, das sowieso. Sondern wir im 19. Jahrhundert gegründeten Technischen Universitäten ragen auch heraus über die im 20. Jahrhundert gegründeten Technischen Universitäten und deswegen erkennen wir zwar untereinander unsere Bachelor an, gucken aber genau hin, wenn jemand aus den anderen Hochschulen zu uns kommt."
Überladene Studiengänge, zu viele Prüfungen, zu wenig Luft für Auslandsaufenthalte – auch ein Jahr nach den Studierendenprotesten bleibt viel zu tun, sagt auch Elke Middendorff vom Hochschulinformationssystem HIS.
"Ich denke viele werden erst jetzt, ein Jahr nach den Protesten mit der Bilanzierung anfangen. Jetzt liegen auch von der Menge her ausreichend Erfahrungen, die sich alle ähneln vor, sodass jetzt ein Handlungsdruck entsteht."
Gerrit Aust, hochschulpolitischer Sprecher des Asta der Humboldt Universität in Berlin.
"Es gibt ein paar kleine Erfolge, vorwiegend innerhalb der Universitäten. Hier an der HU sind so ein paar Sachen passiert. Wir haben die Anwesenheitslisten abschaffen könne; wir haben einen Beschluss erzwungen, dass die Bachelor-Ordnungen entschlackt werden, dass für einen Studienpunkt weniger Arbeitsstunden angesetzt werden als früher und dass wir ein Studienmodul zur freien Wahl eingeführt haben von 10 Studienpunkten."
Doch solche Erfolge seien Einzelfälle. Auf Landes- und Bundesebene habe sich kaum etwas geändert. Die Bundesregierung würde das neue, einkommensunbhängige Stipendienprogramm und vor allem die Bafög-Erhöhung ins Feld führen. Das ändere jedoch nichts an den Grundproblemen der Hochschulen, sagt Asta-Sprecher Aust:
"Wir haben zu wenig Geld, deshalb zu wenige Studienplätze. Besonders stark ist das Problem beim Master, weil wir nur sehr wenig Bachelor-Studenten überhaupt zum Master annehmen können."
Von dem laufenden Volksentscheid "Master für alle" hält der Studierendenvertreter dennoch nichts: Mehr Masterstudierende bedeuteten immer weniger Bachelorstudierende, weil einfach das Geld fehlt. Eine der drängensten Probleme bleibt die Überfrachtung der Curricula, sagt Elke Middendorff vom Hochschulinformationssystem HIS:
#'"Das ist immer noch das große Thema und das ist auch eine Voraussetzung dafür, dass die Studierenden Eigenverantwortung für ihr Studium und den Studienerfolg übernehmen. Wenn ich sie nur von einer Veranstaltung zur nächsten Prüfung jage, werden sie irgendwann nicht das Subjekt, das studiert, sondern das Objekt, das studiert."
Als Grund für die schleppende Behandlung der Bologna-Kinderkrankheiten nennt die Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst, die zähe Verwaltung:
"Leider sind das alles Dinge, die ein bisschen Zeit brauchen. Denn wenn Sie in einzelnen Service-Entscheidungen etwas ändern – eh das durch ein ganzes Haus getrickelt ist und auch beim letzten Studiendekan angekommen ist, geht das entweder nur mit Mund-zu-Mund-Beatmung oder mit Zeit."
Das gilt auch für ein weiteres Problem der Bologna-Studiengänge: Die Mobilität. Bachelor- und Masterstudierende gehen nicht weniger ins Ausland als einst Magister- und Diplomstudierende. Aber die Einführung des neuen Studiensystems war eng verknüpft mit der Hoffnung, dass Auslandsaufenthalte zur Norm werden. Das ist bisher nicht passiert. Eine Ursache dafür offenbarte die Anmerkung von Steve Kinders, einem Studenten der Uni Potsdam bei der Tagung der SPD-nahen Friedrich Ebert Stiftung. An die Präsidentin seiner Uni, Sabine Kunst, gewandt, sagte er:
"Gerade die Mobilität wird an unserer Uni nicht gefördert. In den Studiengängen der Sprachen, wo Menschen also verschiedene Sprachen studieren, ist es in ihren Studienordnungen nicht vorgesehen, ins Ausland zu gehen und es wir auch kein Freiraum dafür geschaffen an der Universität Potsdam. Ich selber studiere Spanisch und es ist für mich gar nicht einfach gewesen, mein Studium vernünftig weiter zu führen und ins Ausland zu gehen, weil das nicht vorgesehen ist."
Die angesprochene Potsdamer Uni-Präsidentin gestand das Problem ein:
"Es ist tatsächlich ein Problem in den sprachwissenschaftlichen Ausbildungen und man bedarf der längerfristigen Diskussion, um dafür Mobilitätsfenster zu erschließen. Bei Weitem ist das kein Einzelproblem."
Doch selbst wer sich für ein Studium im Ausland entscheidet: Immer noch enorm sind die Probleme, diese Studienleistungen daheim auch angerechnet zu bekommen. Dieses Anerkennungsproblem wird aber auch innerhalb Deutschland zu einem Problem, sagt Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
"Wir haben da eine Entwicklung, dass es einen Club selbst ernannter Technischer Universitäten gibt TU9, die sagen: Wir sind nicht nur besser, als die Fachhochschulen, das sowieso. Sondern wir im 19. Jahrhundert gegründeten Technischen Universitäten ragen auch heraus über die im 20. Jahrhundert gegründeten Technischen Universitäten und deswegen erkennen wir zwar untereinander unsere Bachelor an, gucken aber genau hin, wenn jemand aus den anderen Hochschulen zu uns kommt."
Überladene Studiengänge, zu viele Prüfungen, zu wenig Luft für Auslandsaufenthalte – auch ein Jahr nach den Studierendenprotesten bleibt viel zu tun, sagt auch Elke Middendorff vom Hochschulinformationssystem HIS.
"Ich denke viele werden erst jetzt, ein Jahr nach den Protesten mit der Bilanzierung anfangen. Jetzt liegen auch von der Menge her ausreichend Erfahrungen, die sich alle ähneln vor, sodass jetzt ein Handlungsdruck entsteht."