"Ich interessiere mich für den Bereich Sprachen, vielleicht Lehramt. Und deshalb muss ich mich jetzt hier mal informieren, wie die Studiengänge aufgebaut sind und welche Möglichkeiten ich danach hätte."
Anne Gerhards Fragen sind ganz typische für Studienberaterin Anja Laroche an der Uni Duisburg Essen.
"Wie das mit den Zulassungsverfahren funktioniert, wie sie sich am besten für ein Studium bewerben, wann sie sich einschreiben können, das sind so Fragen, die momentan ganz aktuell sind, weil wir ja zum 15. Juli Bewerbungsschluss haben."
Die Orientierung und die Suche nach dem richtigen Studienfach – daran hat sich für Studienanfänger auch in 15 Jahren Bologna-Prozess nicht viel verändert. Aber: das Studium ist deutlich strukturierter.
"Es wird mehr vorgegeben, dadurch sind weniger Fragen, es sind aber auch weniger Freiräume."
Zum Beispiel fürs Jobben. Viele Studierende, erzählt Anja Laroche, hätten Angst, den Bachelor nicht in der Regelstudienzeit zu schaffen. Arbeitsbelastung und Zeitknappheit sind Dauerthemen in ihrer Beratung.
"Viel wichtiger als früher auch, auch schwieriger zu vereinbaren, einen Studentenjob zu haben und ein Bachelorstudium zu absolvieren. Denn ein Bachelorstudium ist so konzipiert, wie für einen Vollzeit-Arbeitnehmer."
Bachelor-Abschluss sorgte anfangs für Verunsicherung
Aus dem Dilemma kann auch die Studienberatung nicht heraushelfen.
Seit zehn Jahren berät Anja Laroche Studierende. Als sie damit anfing, kam der Bologna-Prozess gerade an den Hochschulen an. Die Umstellung auf Bachelor/Master schaffte viele Unsicherheiten, erinnert sie sich. Einige Professoren lehnten die Reform rundweg ab und die Studienanfänger hatten keine Ahnung, was sie mit einem Bachelor-Abschluss würden anfangen können. Das wussten übrigens auch die Berater nicht.
"Das war schwierig für uns, dass wir auch natürlich unsicher waren in der Beratung, weil das Hochschulsystem eine Reform erlebt hat, wie sie ihres gleichen sucht. So dass wir gesagt haben, wir stehen vor einem System und wissen gar nicht genau: Kriege ich damit wirklich später einen Arbeitsplatz. Und da auch den Studieninteressierten die Unsicherheit zu nehmen oder zu überlegen, okay, wo sind Vorteile, wo sind Nachteile."
Damals haben sich Anja Laroche und ihre Kollegen gegenseitig gecoacht und an Informationen zusammengesucht, was es gab. Manche Studenten entschieden sich, lieber erstmal am alten System festzuhalten.
"Wir hatten zu Beginn hier noch das Lehramt im Staatsexamen, viele sind da zu uns gekommen und haben das Lehramt noch im Staatsexamen studiert, ganz bewusst, statt an anderen Hochschulen schon den Bachelor zu machen und dann den Master of Education."
Immer noch gibt es viele Fragen rund um den Bologna-Prozess. Im kommenden Wintersemester etwa werden die ersten Bachelor-Absolventen im Lehramts-Studium ihren Master beginnen. Wird es dann ausreichend Master-Studienplätze geben? Und wie sieht es aus, wenn man für den Master an eine andere Hochschule wechseln will? Sind die Anforderungen überall gleich? Anja Laroche bemüht sich, alle Fragen zu beantworten. Denn: Jammern über den Bologna-Prozess bringt nichts, meint sie.
"Ich find's auch schade, anderen zu suggerieren, früher war alles besser. Weil die Wahl besteht einfach nicht mehr und deswegen denke ich, sollten die Studieninteressierten nicht dadurch weiter verunsichert werden."
Das Fazit der Studienberaterin nach 15 Jahren Reform:
"Bologna ist auf dem Weg weiterhin und ist auch weiterhin sicher verbesserungswürdig. Ich denke, es heißt einfach immer, weiter daran zu arbeiten."