Im Berlin-Bonn-Gesetz, das umständlich "Gesetz zur Umsetzung des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 zur Vollendung der Einheit Deutschlands" heißt und 1994 beschlossen wurde, gibt es auch kulturelle Ausgleichsmaßnahmen. Allein für den Kulturstandort der alten Bundeshauptstadt Bonn, die sich als einzige in Deutschland "Bundesstadt" nennt, flossen 60 Millionen Euro. Sind sie für ein nachhaltiges Kulturkonzept, eine Kulturraumplanung genutzt worden? Nein! Bonn ist seit Jahren auf einem kulturpolitischen Abstiegskurs, der damit begründet wird, einen kommunalen Nothaushalt abzuwenden. Es sind insgesamt folgende sieben Punkte, die über Bonn hinausweisen und besorgniserregend sind.
Erstens: Unwidersprochen haben vor vier Wochen die Bonner Piraten allen Ernstes ein Bürgerbegehren zur Schließung der städtischen Oper eingebracht. Die Stadt prüft gegenwärtig Umfang und Kosten des Begehrens. Politik, die früher zum Erhalt von Kultur antrat, sieht es jetzt als Aufgabe an, sie zu vernichten.
Zweitens: Die Kürzungswelle im Oper- und Schauspieletat ebbt nicht ab. Ensemblemitglieder werden entlassen. Ein erfolgreicher Generalintendant wird rausgeekelt.
Drittens: Noch bevor der neue Kulturdezernent Schumacher antrat, riss Oberbürgermeister Nimptsch die Kultur an sich und betreibt eigenmächtig eitle Fusionspläne im Opernbereich mit Köln.
Viertens: Das überdimensionierte WCCB World Congress Center ist ein Steuermillionengrab.
Fünftens: Das großspurig geplante Beethoven-Festspielhaus ist ein Papiertiger und Rohrkrepierer. Der günstige Moment zum Bau, zur Realisierung wurde verpasst, weil die Stadt die Kosten für den Betrieb scheute. Zwei von drei Großsponsoren sprangen ab. Trotzdem träumen Rat und Verwaltung weiter vom Festspielhaus in der Rheinaue.
Und heute demonstrierten - sechstens - die Sportvereine auf dem Münsterplatz unter dem Motto "Rettet den Bonner Sport", was aber nichts anderes als ein Demontieren der Kultur, eine Kampfansage an die Hochkultur ist, die in den Augen der Sportvereine nur Geld kostet. Oper Schauspiel, Beethoven Orchester und Kunstmuseum erhielten 45 Millionen Euro, der Sport hingegen nur 186.000 Euro, lassen sie auf Flugblättern wissen.
Nicht einmal die Oppositionsparteien schreien bei diesem Frontalangriff auf die Kultur noch. Sie sind froh, in den Piraten dankbare Idioten gefunden zu haben, die das Spiel "Oper versenken" spielen. Sozialpolitik wird wieder mal gegen Kulturpolitik ausgespielt. Und zwar von den gleichen Leuten, die Beteiligung und kulturelle Bildung für bildungsferne gesellschaftliche Gruppen fordern.
Freilich sind Erhalt und Sanierung von Schwimmbädern und Sportstätten ein wichtiges Anliegen, aber mit Kulturkürzungen saniert man keine Haushalte und keine Schwimmbäder. Im Gegenteil: Wenn der Denkmalschutz kommt und Sanierungsstau feststellt, wird es richtig teuer.
Und nun geht - siebtens - auch noch die erfolgreiche Chefin des Bonner Beethovenfestes Ilona Schmiel. Es wurde schon länger vermutet, dass sie nach Luzern geht. Jetzt ist sicher, sie wird Intendantin der Zürcher Tonhalle. Die Lokalpresse titelt: Der nächste "Kulturstar packt die Sachen". Und sie wird nicht mal daran gehindert.
Da wird absichtlich die Kultur ruiniert, weil man aus Bildungsdünkel und Sozialneid etwas gegen das fahrende Volk der Kreativen und Künstler hat. Bildung, gerade auch kulturelle Bildung, ist kein Arsenal, sagte der Philosoph Hans Blumenberg mal, Bildung ist keine Waffenkammer, kein Rüstzeug, sondern ein Horizont. Sie macht weit.
Bonns Kulturpolitik macht aus einem Horizont gerade ein Mauseloch.
Erstens: Unwidersprochen haben vor vier Wochen die Bonner Piraten allen Ernstes ein Bürgerbegehren zur Schließung der städtischen Oper eingebracht. Die Stadt prüft gegenwärtig Umfang und Kosten des Begehrens. Politik, die früher zum Erhalt von Kultur antrat, sieht es jetzt als Aufgabe an, sie zu vernichten.
Zweitens: Die Kürzungswelle im Oper- und Schauspieletat ebbt nicht ab. Ensemblemitglieder werden entlassen. Ein erfolgreicher Generalintendant wird rausgeekelt.
Drittens: Noch bevor der neue Kulturdezernent Schumacher antrat, riss Oberbürgermeister Nimptsch die Kultur an sich und betreibt eigenmächtig eitle Fusionspläne im Opernbereich mit Köln.
Viertens: Das überdimensionierte WCCB World Congress Center ist ein Steuermillionengrab.
Fünftens: Das großspurig geplante Beethoven-Festspielhaus ist ein Papiertiger und Rohrkrepierer. Der günstige Moment zum Bau, zur Realisierung wurde verpasst, weil die Stadt die Kosten für den Betrieb scheute. Zwei von drei Großsponsoren sprangen ab. Trotzdem träumen Rat und Verwaltung weiter vom Festspielhaus in der Rheinaue.
Und heute demonstrierten - sechstens - die Sportvereine auf dem Münsterplatz unter dem Motto "Rettet den Bonner Sport", was aber nichts anderes als ein Demontieren der Kultur, eine Kampfansage an die Hochkultur ist, die in den Augen der Sportvereine nur Geld kostet. Oper Schauspiel, Beethoven Orchester und Kunstmuseum erhielten 45 Millionen Euro, der Sport hingegen nur 186.000 Euro, lassen sie auf Flugblättern wissen.
Nicht einmal die Oppositionsparteien schreien bei diesem Frontalangriff auf die Kultur noch. Sie sind froh, in den Piraten dankbare Idioten gefunden zu haben, die das Spiel "Oper versenken" spielen. Sozialpolitik wird wieder mal gegen Kulturpolitik ausgespielt. Und zwar von den gleichen Leuten, die Beteiligung und kulturelle Bildung für bildungsferne gesellschaftliche Gruppen fordern.
Freilich sind Erhalt und Sanierung von Schwimmbädern und Sportstätten ein wichtiges Anliegen, aber mit Kulturkürzungen saniert man keine Haushalte und keine Schwimmbäder. Im Gegenteil: Wenn der Denkmalschutz kommt und Sanierungsstau feststellt, wird es richtig teuer.
Und nun geht - siebtens - auch noch die erfolgreiche Chefin des Bonner Beethovenfestes Ilona Schmiel. Es wurde schon länger vermutet, dass sie nach Luzern geht. Jetzt ist sicher, sie wird Intendantin der Zürcher Tonhalle. Die Lokalpresse titelt: Der nächste "Kulturstar packt die Sachen". Und sie wird nicht mal daran gehindert.
Da wird absichtlich die Kultur ruiniert, weil man aus Bildungsdünkel und Sozialneid etwas gegen das fahrende Volk der Kreativen und Künstler hat. Bildung, gerade auch kulturelle Bildung, ist kein Arsenal, sagte der Philosoph Hans Blumenberg mal, Bildung ist keine Waffenkammer, kein Rüstzeug, sondern ein Horizont. Sie macht weit.
Bonns Kulturpolitik macht aus einem Horizont gerade ein Mauseloch.