"Also, das fing an mit einem Versprecher. Und zwar ging's da um 'Pradidas'. Da hat sich eine Freundin von mir versprochen und wir haben gelacht und so ist eigentlich die Idee entstanden."
Dennis Loesch gibt hier sein aktuell sehr erfolgreiches Geheimnis preis. Er ist Künstler und hat tragbare Kunstobjekte geschaffen. Große, schwere Sweatshirts mit überdimensionalen Prints, die er in Galerien ausstellt und dann aber auch an Interessenten verkauft.
"Da gab's zuerst 'Dioreebok' und 'Thracne'."
Die Prints sind also Markenschriftzüge. Zwei werden zu Einem gemacht. Zu "Dior" wird nur noch das "eebok" von "Reebok" addiert. "Thracne" ist eine Komposition aus Skateboard Magazin "Thrasher" und High-Fashion-Label "Acne".
"Das macht sprachlich auch so viel Spaß. Wenn du jetzt 'New Balance' nimmst und 'Balenciaga', dann hast du 'New Balenciaga' - das rollt so schön von der Zunge."
Loesch mischt Marken, die gerade von Bedeutung sind. Als modeinteressierter Künstler holt er seine Inspiration direkt von den Berliner Straßen und von der Fotoplattform "Instagram". Scrollt man hier durch die Vielzahl der Bilder fällt schnell auf: Bootlegs sind in. Wer auch immer ein Markenbootleg trägt, bekommt von seinen Followern nicht nur unzählige Likes, sondern auch immer wieder die Frage, woher das jeweilige Stück stammt. So haben es einige Sweatshirts von Dennis Loesch zum Beispiel bis nach Korea geschafft.
"Für mich ist es Spaß!"
Nicht ganz so weit gekommen sind die Pullis mit Print "Too Broke for Spandau". Die Kreation zweier junger Berliner ist aber in Sachen Humor ganz weit vorn: Sie haben sich bei zwei Labels bedient, die selbst schon eine Anlehnung beziehungsweise Markenparodie also letztlich auch eine Art Bootleg designt haben. Der Antrieb der Bootlegger ist nicht etwa kommerzieller Erfolg oder - im Falle vom Künstler Loesch - vielleicht noch eine bedeutende Message wie Konsumkritik.
"Es gibt immer Sachen, die mir in den Mund gelegt werden, aber für mich ist es Spaß!"
Bootlegs sind als Spaß gedacht. Manche haben offensichtlich satirischen Hintergrund, wie das "Too Broke for" - also zu pleite für das überteuerte Original sein. Doch könnte der Spaß nicht eventuell rechtliche Folgen haben? Dr. Lina Böcker von der Kanzlei JBB Rechtsanwälte in Berlin erklärt, dass es keine harten Faktoren in diesen Fällen gäbe, die eine Verletzungshandlung belegen. Der Richter müsse nach eigenem Ermessen entscheiden.
"Die Frage, die sich ein Richter immer stellt: Benutzt hier derjenige, der zwei Zeichen mischt oder der einem bestehenden Zeichen einer bestehenden Marke etwas hinzufügt, benutzt der das als einen Herkunftshinweis?"
Sprich: Schmückt der sich mit fremden Federn?
"Oder tut er das nicht und benutzt es als eine Art Kunstform? Und das ist sehr schwer festzustellen."
Es ist die Kunstfreiheit, die Dennis Loesch vermutlich vor Klagen bewahrt. Er stellt die Pullis in Galerien aus und produziert jeweils nur kleine Editionen.
Kunstfreiheit hin oder her - ohne Originalmarken, die von Modemenschen mit Humor zitiert oder parodiert werden, hätten ihre Designs gar keinen Nährboden. Und dass diese Bootlegs sich wie Unkraut auf den modischen Straßen ausbreiten können, ist der Plattform "Instagram" zu verdanken. Wir - Modemenschen - haben alle den Wunsch, mit unserer Kleidung herauszustechen, uns von den "normalen" Markenträgern zu unterscheiden, da kommen die humorvollen Bootlegs, die vor allem über Instagram angepriesen werden, sehr gelegen. Durch die globale Vernetzung braucht es meist nur noch einen Klick, um sich pseudo-individuelle "Coolness" zu kaufen.