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Box-Weltverband
Ermittler McLaren untersucht für AIBA Korruptionsfälle

Der Box-Weltverband AIBA kämpft um seine Wiederanerkennung durch das Internationale Olympische Komitee. Dafür geht der Verband jetzt Reformen an - und verpflichtet mit Richard McLaren den bekanntesten Bekämpfer von Sportkorruption, um einen Kampfrichter-Skandal bei den Spielen von Rio aufzuklären.

Von Piet Kreuzer |
Der kanadische Sportrechtler Richard McLaren schaut in die Kamera, im Hintergrund Palmen
Richard McLaren ist einer der bekanntesten Ermittler bei Korruption im Sport (picture alliance / Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa )
Die Konstellation von Auftraggeber und Aufklärer überrascht die Sportwelt. Auf der einen Seite Umar Kremlev: Der als Putin-nah geltende Russe wurde im Dezember vergangenen Jahres zum Präsidenten des Box-Weltverbandes AIBA gewählt. Seitdem hat er Reformen eingeleitet und die Schulden in Höhe von kolportierten 16 Millionen US-Dollar bezahlt. Und mit dem russischen Energieriesen Gazprom einen neuen Sponsor präsentiert.
Umar Kremlev kandidiert als neuer Präsident für den Box-Weltverband AIBA.
Umar Kremlev - Neuer Präsident aus der alten Garde
Der AIBA-Kongress hat den Russen Umar Kremlev mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt. Und damit den der fünf Kandidaten, der den nationalen Verbänden das meiste Geld geboten hat.
Kremlev will jetzt den Korruptions- und Kampfrichterskandal der Sommerspiele 2016 aufklären. In Rio hatte es diverse sehr umstrittene Entscheidungen gegeben. "Wir haben ein ausgezeichnetes Siegerteam. Wir haben Professor McLaren an Bord, wir haben Professor Haas, damit sie uns unterstützen. Das sind unabhängige Leute und wir brauchen ihre Hilfe bei unseren Anstrengungen."

McLaren: "Ausgezeichnete Kooperation mit AIBA"

Mit Richard McLaren hat die AIBA den bekanntesten Ermittler in Sachen Korruption im Sport verpflichtet. Mclaren hat unter anderem das Staatsdoping in Kremlevs russischer Heimat aufgedeckt.
Der kanadische Rechtsprofessor betont seine Unabhängigkeit. Außerdem werde der Abschlussbericht in voller Länge veröffentlicht: "Ich kann Ihnen allen bestätigen, dass wir seit dem Beginn dieses Projekts am 10. Juni bis heute ausgezeichnet mit der AIBA kooperiert haben. Einschließlich des Zugangs zu ihren elektronischen Datenbanken und Dokumente sowie alles andere, was wir angefordert haben."

Zwei Berichte geplant, IOC soll überzeugt werden

Mit seinem Expertenteam will McLaren zuerst die Vorwürfe von Rio untersuchen und bis Ende August einen ersten Bericht vorlegen. In der zweiten Phase wird das AIBA-Management von 2006 bis heute überprüft: Speziell in Bezug auf Korruption, Integrität bei Wahlen und Manipulation von Ergebnissen. Um die Governance-Probleme im Verband zu lösen, hat die AIBA eine Expertengruppe um Ulrich Haas verpflichtet. Auch der deutsche Jurist betont, dass sein Team unabhängig sei.
Am Ende muss Kremlev das Internationale Olympische Komitee überzeugen, dass die Maßnahmen wirken. Nach Angaben des IOC wird der olympische Status des Boxens zusammen mit der Führung der AIBA nach den Spielen in Tokio überprüft.