CAS hebt Entscheidung des Weltboxverbands auf
Kandidaten-Ausschluss unverhältnismäßig

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Nichtzulassung von vier Kandidaten bei der Präsidiumswahl im Box-Weltverband IBA aufgehoben. Der Ausschluss sei unverhältnismäßig gewesen. Ob es Neuwahlen gibt, entscheidet der Vorstand am 24. Juni. Ohne Neuwahl dürfte das endgültige Olympia-Aus besiegelt sein.

Von Piet Kreuzer | 15.06.2022
Boxhandschuhe hängen über das Seil eines Boxrings.
Boxhandschuhe hängen über das Seil eines Boxrings. (picture-alliance / ASA / Stefan Matzke)
Allenfalls eine Verwarnung hätte es geben dürfen, urteilte der Sportgerichtshof CAS. Der verfrühte Wahlkampfstart der vier Herausforderer des amtierenden Präsidenten Umar Kremlev hätte nicht zum Ausschluss führen dürfen, zumal auch Kremlev den gleichen Verstoß begangen hatte, aber nicht sanktioniert wurde.

Anders als der Niederländer Boris van der Vorst und seine Mitstreiter Michael McAtee aus den USA, Steve Hartley aus Neuseeland und Per-Axel Sjöholm aus Schweden. Sie waren von der Wahl ausgeschlossen worden, wenngleich nachher auch vom Disziplinarausschuss des Verbands freigesprochen. Am 24. Juni will der Vorstand des Weltverbands nun entscheiden, ob es Neuwahlen gibt.
„Ich gehe schon davon aus, dass ein neuer Kongress einberufen wird und die Wahl nochmal durchgeführt wird, sowohl des Präsidenten als auch des Vorstandes“, glaubt der Jurist Stephan Netzle. Der Schweizer, selbst Ex-CAS-Richter, gehört zu einer Beratungskommission der IBA in Sachen Good Governance. Die Mitglieder würden Drück machen, glaubt er. „Ich gehe schondavon aus, dass die sich nicht sich in den Widerspruch zu einer CAS-Entscheidung setzen möchten, weil sie sind ja ohnehin unter Beobachtung, was die korrekte Verbandsführung angeht.“

Boxen nicht im Programm für Olympia 2028

Seit 2019 ist die IBA vom Internationalen Olympischen Komitee suspendiert. Gründe waren Manipulationen von Kampfurteilen, undurchsichtiges Finanzgebaren und zwielichtige Führungspersönlichkeiten. So lange das IOC nicht von Reformen in der IBA überzeugt ist, droht dem Boxsport das olympische Aus.
Für die Sommerspiele 2028 wurde Boxen zunächst nicht ins Wettkampfprogramm aufgenommen. Nach der IOC-Session im Mai hatte Präsident Thomas Bach noch keine Besserung wahrgenommen. „Da ist zum einen die finanzielle Abhängigkeit von einem Konzern im Staatsbesitz.“
Gemeint ist der Energiekonzern Gazprom, der den Verband fast im Alleingang finanziert. Das IOC wünscht eine Trennung vom russischen Staatskonzern.

„Teufelskreis“ für den Welt-Boxverband

„Es ist natürlich ein gewisser Teufelskreis. Wie soll der Verband dann finanziert werden, wenn die olympische Anerkennung fehlt?“ Fragt Jurist und IBA-Berater Netzle. „Umgekehrt wird die olympische Anerkennung davon abhängig gemacht, dass die die Finanzierung diversifizierter ist. Also diesen Knoten muss man zuerst noch durchhauen.“
Das ist auch nicht der einzige, IOC-Präsident Thomas Bach nannte unter anderem auch: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir während der Frauen-Weltmeisterschaft keine Berichte über die Punkte und Kampfrichtersystem erhalten haben.“ Dazu kommt die Nähe von Präsident Kremlev zu Russlands Machthaber Wladimir Putin.
Mit der aktuellen Entscheidung des CAS sind die Chancen der IBA, wieder olympisch zu werden, weiter gesunken. Kommt es jetzt nicht zu Neuwahlen, wäre das Aus wohl besiegelt.