In Bangkok in Thailand findet das zweite Welt-Qualifikationsturnier im Boxen statt. Mit Maxi Klötzer und Nelvie Tiafack haben sich bereits zwei deutsche Boxer beim ersten Qualifikationsturnier in Italien ihr Ticket für Paris gesichert. Ob noch weitere dazukommen, ist jedoch fraglich. "Diese Olympia-Quali steht unter einem unglücklichen Stern", sagte Michael Müller, Sportdirektor im deutschen Boxverband, im Deutschlandfunk. "Wir haben einige Ausfälle und es ist ein sehr starkes Turnier. Und es kann durchaus sein, dass wir hier keine Olympia-Quali mehr holen."
Dazu laufen die Qualifikationsturniere im Boxen in diesem Jahr anders ab. Denn die Kämpfe werden nicht von Welt-Boxverband IBA organisiert, sondern vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) selbst. Das IOC hatte den IBA wegen "mangelnder finanzieller Transparenz" und "fehlender Integrität der Schiedsprozesse" ausgeschlossen. Seit 2019 war der Verband schon suspendiert. Mit World Boxing hat sich bereits eine neuer Weltverband gegründet, der vom IOC aber noch nicht anerkannt ist.
Müller: "Das ist ein echter Krieg"
"Das ist schon kein Streit mehr, das ist ein echter Krieg", sagte Müller, der zu den Gründern von World Boxing gehört. "Wir von World Boxing arbeiten mit aller Konsequenz daran, die Vorgaben des IOC zu erfüllen, um das provisorisch diese olympischen Rechte zu bekommen, damit der olympische Boxsport wieder einen seriösen Dachverband hat."
Der Verbleib des Boxens als olympische Sportart habe eine hohe Bedeutung, sagte Müller. "Der Deutsche Boxsport-Verband würde mehr als zwei Millionen Euro an Förderung verlieren, wenn er nicht olympisch wird. Und von daher gibt es da überhaupt keine Diskussionen und alle anderen Dinge müssen hinten anstehen." 30 Verbände haben sich laut Müller mittlerweile World Boxing angeschlossen. "Und wir sind sehr optimistisch, dass wir im September oder Oktober über 50 Verbände haben."
Förderung nicht nur über Prämien möglich
Die IBA hatte nun überraschend angekündigt, den Athletinnen und Athleten für Erfolge bei den Olympischen Spielen Prämien zahlen zu wollen. Unter Druck gesetzt fühlen sich Müller und World Boxing deshalb aber nicht: "Erst einmal geht es darum, unseren Athletinnen und Athleten Olympische Spiele zu ermöglichen. Inwieweit man sie besser fördert, verdientermaßen besser fördert, das ist eine zweite Frage. Das kann auch über andere Konzepte erfolgen als über Prämien bei Olympischen Spielen."
Hier sieht Müller eher Deutschland in der Verantwortung: "Die nationalen Länder sind dafür zuständig, ihre Athleten hoch zu motivieren, auch mit finanziellen Mitteln. Von daher glaube ich, müssen wir da schauen, ob es da noch bessere Möglichkeiten gibt, um die Gesamtsituation der deutschen Athleten zu verbessern."