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Boxer-Präsident Hadler
World Boxing als Alternative zur IBA? - Vielleicht

Der Box-Weltverband IBA ist für Olympische Spiele gesperrt. Mit World Boxing wurde eine Alternative gegründet. Box-Präsident Hadler mahnt aber im Dlf trotz Zeitdruck, behutsam vorzugehen. Einer Reformierbarkeit der IBA räumt er wenig Chancen ein.

Jens Hadler im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 24.06.2023
Richard Torrez Jr aus den USA trifft Bakhodir Jalolov aus Usbekistan bei einem kampf bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021..
Das Boxturnier bei den Olympischen Spielen 2021 wurde vom IOC selbst ausgerichtet. Der Boxverband ist weiterhin suspendiert. (IMAGO / USA TODAY Network / IMAGO / Danielle Parhizkaran)
Die Misere im Internationalen Amateur-Boxverband IBA sei kein kurzfristiges Problem, sagt Jens Hadler, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes: „Das geht auf viele, viele Jahre zurück. Nicht nur auf die Amtszeit von Herrn Kremlew, sondern fast noch extremer auf die Zeit davor.“
Man müsse sich in Deutschland jetzt vor allem um das olympische Boxen kümmern, sagt Hadler. Das sei aber nicht das einzige Problemfeld: „Man darf eben auch nicht außer Acht lassen, das auch zwischen den Olympischen Spielen bisher durch die IBA, davor die AIBA, ein sehr stringentes und gut organisiertes Wettkampfsystem sich etabliert hatte. Und da muss man eben auch darüber reden, wie man dafür Alternativen findet.“
DBV-Präsident Hadler sitzt auf einem Stuhl.
DBV-Präsident Jens Hadler (IMAGO / Norbert Schmidt / IMAGO / Norbert SCHMIDT)
Der neu gegründete Verband World Boxing könnte eine Alternative sein. Hadler sieht die Situation aber kompliziert: „Auch da ist ja noch viel zu tun, um dann sicherzustellen, dass mit World Boxing dann wirklich eine nachhaltige und zukunftssichere Organisation aufgestellt wird.“

"Nur als Konsens vernünftig"

„Wir sind ja hier jetzt auch nicht als als deutscher Boxverband oder selbst Europa betrachtet nicht der Nabel der Welt. Die IBA hat heute circa 200 Mitglieder, 200 Nationen“, sagt Hadler. Zeit sei zwar ein Faktor, aber man müsse abwarten, wie sich die verschiedenen Verbände und Nationen positionierten: „Wenn dann wird es nur vernünftig wirklich, wenn es eine mit Konsens behaftete, weltweit getragene Organisation ist.“
Hadler sieht das Problem: „Wir müssen schnell sein, aber andererseits müssen wir es auch so machen, dass es nach vorne nachhaltig gebaut bleibt.“ Der neue Verband müsse für viele Jahrzehnte stabil stehen.
Die IBA werde wahrscheinlich weiterhin bestehen, glaubt Hadler. Dann werde es zwei große, parallele Organisationen geben. Die Wahrscheinlichkeit einer Reform der IBA von innen hält Hadler aber für gering: „Die IBA ist am nationalen Spitzenverband vorbei auf Athleten herangetreten, hat also versucht, sie dann auf direktem Wege zur WM nach Taschkent zu holen. Da sind ein paar Sachen gelaufen,  die wiegen schon schwer.“

Verband muss vor 2028 handlungsfähig sein

Bisher seien die Probleme für Sportlerinnen und Sportler dennoch nur wenig spürbar gewesen. Das sei auch weiterhin das oberste Ziel.
Die positive Nachricht sei aktuell, dass Boxen bei Olympia in Los Angeles 2028 dabei sei. Eine neue Organisation müsse vorher handlungsfähig sein und diese Spiele vorbereiten. In Paris wird Boxen wie schon in Tokio unter der Hoheit des IOC durchgeführt.