Ein kleines Eckchen fehlt in Evander Holyfields Ohr. Daran konnte auch ein Schönheitschirurg nichts ändern. Abgebissen hat es Mike Tyson beim Boxkampf in Las Vegas vor 20 Jahren. "Ich war stinksauer. Es ist keine Entschuldigung für das, was passiert ist. Aber ich wollte ihm einfach weh tun. Ich war angepisst, daß er so ein guter Kämpfer war. Ich wollte ihn zusammenschlagen. Ich war wütend auf ihn."
Holyfield bleibt Weltmeister und verzeiht Tyson
In der dritten Runde beißt Mike Tyson seinem US-Kollegen ein Stück aus dem Ohr. Holyfield schreit vor Schmerzen. Der Ringrichter lässt die Runde zu Ende boxen. Dann bricht er den Kampf ab. Zugunsten von Evander Holyfield. Der verteidigt so seinen WM-Titel. Es dauert zwölf Jahre bis Mike Tyson sich in einer Fernsehsendung wirklich entschuldigt. Für Holyfield ist die Sache abgehakt. "Die Leute reden über den Ohrenbiss. Ich habe ihm vergeben. Wir reden miteinander und zusammen können wir anderen helfen, Probleme in ihrem Leben zu überwinden."
Tyson tourt am Broadway
Dabei hat Mike Tyson selbst lange privat viele Probleme. Vergewaltigung, Körperverletzung, Drogenbesitz – das gehört zu seinem Leben. Er wird abhängig von Alkohol und Drogen. In den letzten Jahren hat Tyson eine Kehrtwende hingelegt. Der Ohrabbeißer war am Broadway und auf Tournee mit dem 1-Personen-Stück "The Undisputed Truth" von Spike Lee. Derzeit liest er aus seinem neuen Buch "Iron Ambition".
Inzwischen nehmen beide Boxer den Ohrbiß locker – haben sogar in einem Werbespot darüber gedreht, bei dem Tyson Holyfield eine kleine Schachtel überreicht. "Es tut mir leid Evander. Hier ist Dein Ohr. Mein Ohr. Ich hab’s in Formaldehyd eingelegt." Ein Kampf, ein angebissenes Ohr – zwei Boxer in der Hall of Fame, die die Sache inzwischen mit Humor nehmen.