Es ist ein Untersuchungsbericht des Sportausschusses des britischen Unterhauses, in dem der frühere Radprofi Bradley Wiggins erheblich belastet wird. 2012 habe er das Mittel Triamcinolon zu sich genommen, angeblich um sein Asthma zu therapieren, in Wahrheit aber als leistungssteigerndes Mittel. Der Vorsitzende des Ausschusses Damian Collins:
"Es ist ein unglaublich starkes Arzneimittel. Eigentlich wird es verschrieben, wenn das Asthma so schlimm ist, dass der Patient ins Krankenhaus muss. Und dann nimmt der Betroffene an einem Wettbewerb teil? Das Mittel zu nehmen ist unethisch, verstößt aber nicht gegen die Dopingregeln."
Keine Verwendung für medizinische Therapie
Triamcinolon ist ein Kortikoid und darf nicht an Renntagen genommen werden, wohl aber außerhalb eines Wettbewerbs. Im Bericht kann Wiggins nicht nachgewiesen werden, dass er das Mittel während eines Wettbewerbs eingenommen hat. Trotzdem kommt der Sportausschuss des Unterhauses zu dem klaren Ergebnis, das Mittel habe nicht einer medizinischen Therapie gedient.
Bradley Wiggins wird nicht zum ersten Mal mit diesem Vorwurf konfrontiert. Ende 2016 rechtfertigte er schon einmal die Einnahme des Medikaments. "Es wurde für meine Allergie- und Atemwegsprobleme verschrieben. Ich leide chronisch unter Asthma. Ich wollte mir damit keinen unfairen Vorteil verschaffen. Ich wollte nur gleiche Wettbewerbsbedingungen herbeiführen."
Der Fall Wiggins wirft Licht auf eine Grauzone. Der Radfahrer hatte jeweils eine medizinische Ausnahmegenehmigung für das Cortison-ähnliche Mittel erhalten. Dem Bericht zufolge hat er das System aber missbraucht. Victoria Pendleton, ebenfalls ein früherer britischer Radsportstar, fordert deswegen, die Grauzone zu beseitigen. "Wer entscheidet, wo genau die Grenzen des Erlaubten sind? Wir brauchen jetzt mehr Klarheit, was ist und was ist nicht okay."
Kritik an Sebastian Coe
Der Dopingbericht des Unterhauses belastet aber nicht nur den britischen Radsport und das Team Sky. Gerügt wird auch der Cheforganisator der Olympischen Spiele 2012 in London, Sebastian Coe. Der heutige Präsident des Internationalen Leichtathletikverbands habe Ende 2015 das Parlament belogen und zu Unrecht behauptet, er wisse nichts von Doping und Korruption in der russischen Leichtathletik.
Schließlich soll der frühere Arzt des Langstreckenläufers Mo Farah dem mehrfachen Olympiasieger das Mittel L-Carnitin verschrieben haben, ohne das schriftlich festzuhalten. Das Mittel unterstützt die Fettverbrennung. Farahs Mediziner ist heute der Mannschaftsarzt des englischen Fußball-Nationalteams.