Archiv

Der neue Stern
Brahe, die Supernova und das neue Weltbild

Vor 450 Jahren traute Tycho Brahe seinen Augen nicht. Beim abendlichen Blick an den Himmel entdeckte er in der Kassiopeia einen neuen Stern – fast so hell wie die Venus.

Von Dirk Lorenzen |
Der Überrest der Tycho-Supernova von 1572, aufgenommen mit dem Chandra-Röntgenteleskop. (NASA)
Der Überrest der Tycho-Supernova von 1572, aufgenommen mit dem Chandra-Röntgenteleskop. (NASA) (NASA)
Der adlige Däne sprach vom „größten Naturwunder aller Zeiten“ und beobachtete das Leuchten anderthalb Jahre lang, bis es nicht mehr zu sehen war. Er wies nach, dass sich das Objekt nicht bewegte und damit zur Sphäre der Fixsterne gehören musste. Die aber sollte nach der jahrtausendealten Lehre des Aristoteles ewig unveränderlich sein.
Tycho Brahe veröffentlichte das Buch „De stella nova“, „Über den neuen Stern“, das ihn schlagartig berühmt machte. Der Adelsmann, der zuvor Jura studiert hatte, wandte sich dank des aufgeleuchteten Sterns, einer Supernova, der Astronomie zu.
30 Jahre zuvor hatte Nikolaus Kopernikus das neue Weltbild veröffentlicht, nach dem die Sonne und nicht die Erde Mittelpunkt der Welt sein sollte. Tycho Brahe setzte nun alles daran, diese Theorie mit Beobachtungsdaten zu untermauern.

Überreste von Tychos Supernova glimmen

Auf der Insel Ven im Öresund baute er das beste Observatorium seiner Zeit – seine Beobachtungen dort verhalfen schließlich dem neuen Weltbild zum Durchbruch.
Das Sternbild Kassiopeia steht derzeit abends hoch im Nordosten. Es sieht aus wie der Buchstabe W. Der „neue Stern“ leuchtete damals ein Stück oberhalb des rechten W-Teils.
Dort glimmen noch immer die Überreste von Tychos Supernova. Sie war ein Geschenk des Himmels für die Astronomie, der sie einen neuen Star beschert hat – und eine Revolution des Weltbilds.