Morgens um neun Uhr, Bruce Allen steht abfahrbereit vor seinem Haus in Osterwald Unterende, einem Ortsteil von Garbsen nahe Hannover. Die Satteltaschen sind gepackt, der Helm sitzt auf dem Kopf – Allen fährt die 15 Kilometer zu seinem Institut mit dem Fahrrad. Er will etwas für seine Gesundheit tun, sagt der 59-Jährige. Und das so effizient wie möglich.
"Wenn ich zur Arbeit fahre mit dem Auto, dauert das 25 oder 30 Minuten. Mit dem Fahrrad ist es knapp eine Stunde. Also kostet es mich eine Stunde Zeit für zwei Stunden Luft und Bewegung jeden Tag. Es lohnt sich."
Und zwar Tag für Tag, bei Wind und Wetter, bei Kälte und bei Regen.
"Ich bin wasserdicht, ich komme aus Boston. Boston ist auch relativ kalt im Winter."
Wir fahren los, zunächst auf der Landstraße vorbei an Bauernhöfen, dann auf dem Radweg entlang der B6 - sie führt schnurstracks nach Hannover. Bruce Allen erzählt von seinem Job: Seit 2007 ist der US-Physiker Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Dort befasst er sich mit einem hochaktuellen Feld – den Gravitationswellen. Albert Einstein hatte sie einst postuliert. Doch erst vor drei Jahren hatten die LIGO-Detektoren in den USA erstmals das schwache Zittern der Raumzeit aufgespürt, hervorgerufen durch die Kollision zweier schwarzer Löcher. Bruce Allen war an der Entdeckung maßgeblich beteiligt.
Wir erreichen Stöcken, einen Vorort von Hannover, und machen Rast auf einer Wiese. Wie Allen zur Physik kam? Er muss schmunzeln.
"Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, hatten wir zu Hause keinen Fernseher. Aber Ende 1968 hat mein Vater einen Fernseher gekauft. Meine Eltern wollten die Mondlandungen im Juni 1969 auf dem Fernseher gucken."
Aber: Das Gerät war ein Bausatz. Der kleine Bruce musste helfen, Widerstände auf Platinen zu löten – und fand Gefallen an der technischen Tüftelei. 1976, gerade mal 17 Jahre alt, begann er sein Studium am renommierten MIT in Cambridge bei Boston. Sein erster Professor: Der aus Deutschland stammende Rainer alias Rai Weiss, der das LIGO-Projekt mit initiiert hat und dafür vergangenes Jahr den Nobelpreis bekam.
"Wenn ich zur Arbeit fahre mit dem Auto, dauert das 25 oder 30 Minuten. Mit dem Fahrrad ist es knapp eine Stunde. Also kostet es mich eine Stunde Zeit für zwei Stunden Luft und Bewegung jeden Tag. Es lohnt sich."
Und zwar Tag für Tag, bei Wind und Wetter, bei Kälte und bei Regen.
"Ich bin wasserdicht, ich komme aus Boston. Boston ist auch relativ kalt im Winter."
Wir fahren los, zunächst auf der Landstraße vorbei an Bauernhöfen, dann auf dem Radweg entlang der B6 - sie führt schnurstracks nach Hannover. Bruce Allen erzählt von seinem Job: Seit 2007 ist der US-Physiker Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Dort befasst er sich mit einem hochaktuellen Feld – den Gravitationswellen. Albert Einstein hatte sie einst postuliert. Doch erst vor drei Jahren hatten die LIGO-Detektoren in den USA erstmals das schwache Zittern der Raumzeit aufgespürt, hervorgerufen durch die Kollision zweier schwarzer Löcher. Bruce Allen war an der Entdeckung maßgeblich beteiligt.
Wir erreichen Stöcken, einen Vorort von Hannover, und machen Rast auf einer Wiese. Wie Allen zur Physik kam? Er muss schmunzeln.
"Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, hatten wir zu Hause keinen Fernseher. Aber Ende 1968 hat mein Vater einen Fernseher gekauft. Meine Eltern wollten die Mondlandungen im Juni 1969 auf dem Fernseher gucken."
Aber: Das Gerät war ein Bausatz. Der kleine Bruce musste helfen, Widerstände auf Platinen zu löten – und fand Gefallen an der technischen Tüftelei. 1976, gerade mal 17 Jahre alt, begann er sein Studium am renommierten MIT in Cambridge bei Boston. Sein erster Professor: Der aus Deutschland stammende Rainer alias Rai Weiss, der das LIGO-Projekt mit initiiert hat und dafür vergangenes Jahr den Nobelpreis bekam.
"Ich habe das erste Mal von Gravitationswellen von Rai gehört. Das war Oktober oder November 1976."
Lernen von Steven Hawking
1980 zog es Bruce Allen nach England. Das Ziel: eine Promotion in Cambridge. Sein Doktorvater: Stephen Hawking, damals schon auf den Rollstuhl angewiesen, aber noch nicht weltberühmt.
"Stephen war ein sehr starker Mensch. Er hatte einen sehr starken Charakter, war sehr humorvoll, sehr intelligent. Am Anfang sieht man die Behinderung, aber nach einer Weile sieht man das nicht mehr."
1989 landete Allen an der University of Wisconsin. Auf einer Konferenz lernte er seine heutige Frau kennen – die Italienerin Maria Alessandra Papa, sie forscht ebenfalls zu Gravitationswellen.
"Sie war Ende der 90er-Jahre Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam. Also war ich regelmäßiger Besucher dieses Instituts. Deswegen habe ich Deutschland ein bisschen kennengelernt, und auch die Max-Planck-Systeme."
"Stephen war ein sehr starker Mensch. Er hatte einen sehr starken Charakter, war sehr humorvoll, sehr intelligent. Am Anfang sieht man die Behinderung, aber nach einer Weile sieht man das nicht mehr."
1989 landete Allen an der University of Wisconsin. Auf einer Konferenz lernte er seine heutige Frau kennen – die Italienerin Maria Alessandra Papa, sie forscht ebenfalls zu Gravitationswellen.
"Sie war Ende der 90er-Jahre Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam. Also war ich regelmäßiger Besucher dieses Instituts. Deswegen habe ich Deutschland ein bisschen kennengelernt, und auch die Max-Planck-Systeme."
Bruce Allen arbeitet gerne in Deutschland
2006 kam für beide das Angebot vom Max-Planck-Institut in Hannover. Das ausschlaggebende Argument es anzunehmen und mitsamt der beiden Kinder nach Deutschland zu ziehen war:
"Die Hauptaufgabe von University of Wisconsin ist Unterricht. Und die Hauptaufgabe der Max-Planck-Systeme ist Wissenschaft."
Hier kann sich Bruce Allen also – weitgehend unbehelligt von Lehrverpflichtungen – seiner Forschung widmen.
"Am Ende war das eine gute Entscheidung. Ich fühle mich sehr wohl hier."
Und zwar nicht nur in Sachen Wissenschaft.
"Ich bin zufrieden mit der Politik und wie man lebt in Deutschland. Was jetzt in den USA passiert – ich fühle mich nicht ganz amerikanisch in diesem Moment."
Es geht weiter, vorbei an Nachkriegsbauten und Gründerzeit-Häusern. Heute fährt er – vielleicht aus Rücksicht auf den Reporter - eher gemächlich. In der Regel ist er ein bisschen flotter unterwegs, sagt Allen. Sein Rekord für die 15 Kilometer steht bei einer dreiviertel Stunde. Dann kommen wir in die idyllischen Herrenhäuser Gärten, ganz in der Nähe des Instituts.
"Die Hauptaufgabe von University of Wisconsin ist Unterricht. Und die Hauptaufgabe der Max-Planck-Systeme ist Wissenschaft."
Hier kann sich Bruce Allen also – weitgehend unbehelligt von Lehrverpflichtungen – seiner Forschung widmen.
"Am Ende war das eine gute Entscheidung. Ich fühle mich sehr wohl hier."
Und zwar nicht nur in Sachen Wissenschaft.
"Ich bin zufrieden mit der Politik und wie man lebt in Deutschland. Was jetzt in den USA passiert – ich fühle mich nicht ganz amerikanisch in diesem Moment."
Es geht weiter, vorbei an Nachkriegsbauten und Gründerzeit-Häusern. Heute fährt er – vielleicht aus Rücksicht auf den Reporter - eher gemächlich. In der Regel ist er ein bisschen flotter unterwegs, sagt Allen. Sein Rekord für die 15 Kilometer steht bei einer dreiviertel Stunde. Dann kommen wir in die idyllischen Herrenhäuser Gärten, ganz in der Nähe des Instituts.
Ein Forschungsprojekt, wo Laien den Fachleuten helfen können
Hier erzählt Allen von einem Projekt, das er 2005 anlässlich des Einstein-Jahres ins Leben gerufen hat. Bei Einstein@home kann sich jeder, der mag, an der Forschung beteiligen. Der Hintergrund: Die Software, mit der die Physiker die Beobachtungsdaten diverser Teleskope durchforsten, benötigt enorme Rechenpower. Genau hier können Laien den Fachleuten unter die Arme greifen:
"Du kannst einfach Einstein zuhause auf deinem Laptop installieren und laufen lassen. Und dein Laptop, wenn es nicht mit anderer Arbeit beschäftigt ist, wird unsere Daten laden, durchsuchen und die Ergebnisse zu unserem Server zurückschicken."
Am 19. Februar 2005 startete das Projekt. Die Resonanz: beeindruckend, damals wie heute.
"Nach zwei Tagen hatten sich 20.000 Freiwillige gemeldet und teilgenommen.
Wir haben mehr als 500.000 Leute angemeldet. Jeden Tag bekommen wir Rechnerleistung von ca. 40.000 oder 50.000 Teilnehmern."
Auf der Liste der 500 schnellsten Supercomputer würde Einstein@home zwischen Platz 20 und 30 stehen, meint Allen. Auch die wissenschaftliche Bilanz kann sich sehen lassen: Dank der Mitmach-Initiative wurden bis dato mehr als 50 neue Neutronensterne entdeckt – rätselhafte Sternleichen, die überaus schwierig aufzuspüren sind. Wessen Rechner so einen Neutronenstern entdeckt, der erhält eine Urkunde und eine Erwähnung im Fachartikel.
"Du kannst einfach Einstein zuhause auf deinem Laptop installieren und laufen lassen. Und dein Laptop, wenn es nicht mit anderer Arbeit beschäftigt ist, wird unsere Daten laden, durchsuchen und die Ergebnisse zu unserem Server zurückschicken."
Am 19. Februar 2005 startete das Projekt. Die Resonanz: beeindruckend, damals wie heute.
"Nach zwei Tagen hatten sich 20.000 Freiwillige gemeldet und teilgenommen.
Wir haben mehr als 500.000 Leute angemeldet. Jeden Tag bekommen wir Rechnerleistung von ca. 40.000 oder 50.000 Teilnehmern."
Auf der Liste der 500 schnellsten Supercomputer würde Einstein@home zwischen Platz 20 und 30 stehen, meint Allen. Auch die wissenschaftliche Bilanz kann sich sehen lassen: Dank der Mitmach-Initiative wurden bis dato mehr als 50 neue Neutronensterne entdeckt – rätselhafte Sternleichen, die überaus schwierig aufzuspüren sind. Wessen Rechner so einen Neutronenstern entdeckt, der erhält eine Urkunde und eine Erwähnung im Fachartikel.
Tägliche Arbeit als Motivation
Und was treibt Bruce Allen an? Was motiviert ihn, jeden Tag aufs Fahrrad zu steigen und zum Institut zu radeln, 15 Kilometer hin und 15 wieder zurück? Es sind, antwortet er, gar nicht so sehr die großen Ziele und Visionen.
"Man macht Wissenschaft, weil es Spaß macht. Das bedeutet: Die Ergebnisse selbst sind eigentlich nicht das Hauptziel. Von Tag zu Tag arbeitet man über kleine Probleme. Die tägliche Arbeit – das ist die Motivation."
"Man macht Wissenschaft, weil es Spaß macht. Das bedeutet: Die Ergebnisse selbst sind eigentlich nicht das Hauptziel. Von Tag zu Tag arbeitet man über kleine Probleme. Die tägliche Arbeit – das ist die Motivation."