Ob die großen Autobauer selbst oder deren Zulieferer - fast alle kündigen mittlerweile drastische Sparprogramme oder Stellenstreichungen an. Einer Studie zufolge summieren sich die Abbaupläne in der Autoindustrie mittlerweile auf knapp 50.000 Stellen. Und Studienautor Ferdinand Dudenhöffer, Branchenexperte von der Universität Duisburg-Essen, meint, dass dies nur der Beginn einer noch größeren Welle sei:
"Wir werden die nächsten drei bis vier Jahre mit Job-Abbau-Ankündigungen und mit noch schlimmeren Dingen rechnen müssen; zum Teil mit Betriebsstilllegungen. Also, das wird keine einfache Zeit werden die nächsten Jahre."
Lage so schlecht wie seit zehn Jahren nicht
Das deckt sich mit anderen Erhebungen - etwa der aktuellen Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Die wird nächste Woche veröffentlicht, Medienberichten zufolge beurteilen darin die Unternehmen der Autoindustrie Geschäftslage und Aussichten auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren.
In dieser Woche etwa hat Continental ebenfalls angekündigt, Wertminderungen und Abschreibungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro vornehmen zu müssen. Der Zulieferer dürfte in diesem Jahr rote Zahlen schreiben und plant, im kommenden Jahrzehnt 7.000 Stellen in Deutschland abzubauen.
Krise geht von China aus
Da die Autoindustrie zentral für die hiesige Wirtschaft ist, hat deren Krise auch negative Folgen für andere Wirtschaftszweige - etwa die chemische Industrie oder die deutschen Maschinenbauer. So stellt Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des Maschinenbauverbandes VDMA, zu den jüngsten Daten in seiner Branche fest:
"Unser zweitgrößter Markt ist China, hier haben wir nur ein mageres Plus von zwei Prozent einfahren können. Aber auch das ist beachtenswert. Denn die chinesische Wirtschaft leidet unter dem Handelsstreit mit den USA und verliert immer weiter an Schwung."
Der Handelsstreit und der Rückgang der Nachfrage in China ist es denn auch, der der Autoindustrie aktuell am meisten zu schaffen macht. Denn China ist der wichtigste Automarkt der Welt. Zudem befindet sich die Autobranche aber auch mitten in einem grundlegenden Wandel hin zu neuen Technologien und Antriebstechniken. Das kostet Investitionen und ist ein Problem angesichts bescheidener wirtschaftlicher Aussichten. Deswegen müssen die Unternehmen eben auf die Kostenbremse treten.
Lauffeuer von der Auto- auf andere Branchen?
Wenn sich dieser Schrumpfprozess weiter in anderen Bereichen niederschlägt, könnte das die Ursache der nächsten Rezession sein, glaubt Ferdinand Dudenhöffer.
"Bisher war es immer so, das große Konjunkturkrisen zum Beispiel durch die Finanzwelt 2009 ausgelöst worden sind. Aber jetzt ist es das erste Mal, nach unserer Einschätzung, dass - ausgehend von China - die Welt Stück für Stück nach unten geht. Und der große Punkt in China ist der deutliche Rückgang des Automobilgeschäftes, der ursächlich mit den Zollkriegen von Amerika zusammenhängt. Also: Es ist das erste Mal, dass die Automobilindustrie die weltweite Rezession einleitet."
Um dem etwas entgegen zu setzen empfiehlt Dudenhöffer, sich China gegenüber zu öffnen und enger zusammenzuarbeiten. So müsse man etwa das Rad bei Batterietechnologien nicht neu erfinden. Stattdessen sollte man beispielsweise anstreben, solche Fabriken gemeinsam mit chinesischen oder koreanischen Herstellern zu bauen.