Durch das Feuer in der Fabrik, die hauptsächlich für KiK produzierte, waren im September 2012 in Karachi mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen. Der Berliner Anwalt Remo Klinger reichte die Klage im Namen von drei Hinterbliebenen und einem gesundheitlich beeinträchtigten früheren Arbeiter der Fabrik beim Landgericht Dortmund ein. "Das deutsche Unternehmen KiK hatte seine Produktion quasi vollständig ins Ausland ausgelagert", sagte Klinger. "Mit der nun eingereichten Klage kehrt die Globalisierung nach Deutschland zurück." KiK hat seinen Sitz im westfälischen Bönen bei Dortmund. Klinger meinte, ein Urteil müsse auf Grundlage des pakistanischen Rechts gefällt werden.
Angebot nicht ausreichend
Die Kläger werden in dem Verfahren von der Hilfsorganisation Medico International und dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR) beraten und finanziell unterstützt. Eine Gruppe von Überlebenden und Hinterbliebenen hatte zuvor ein Angebot des Unternehmens als nicht ausreichend abgelehnt. Die Kläger verlangen je 30.000 Euro Schmerzensgeld.
In der Klageschrift heißt es nun, KiK sei für die "katastrophalen Brandschutzvorkehrungen" in dem Fabrikgebäude mit verantwortlich. Unter anderem hätte Vertretern von KiK, die das Gebäude besucht hätten, auffallen müssen, dass dort Notausgänge fehlten und zahlreiche Fenster mit Eisen vergittert gewesen seien. Es ist die erste Zivilklage dieser Art in Deutschland. Medico International spricht von einem Präzedenzfall.
Kik weist Mitverantwortung für Brand zurück
Eine KiK-Sprecherin erklärte auf Anfrage, das Unternehmen habe schon eine Million US-Dollar bereitgestellt und sei zu weiteren Hilfszahlungen bereit. Man fühle zwar eine "moralische Verantwortung", weil in der Fabrik zum Zeitpunkt des Unglücks Kleidung für KiK produziert worden sei. "Eine ursächliche Mitverantwortung für die Brandkatastrophe wird hingegen zurückgewiesen", hieß es in einer Stellungnahme.
KiK gilt als Hauptauftraggeber der abgebrannten Fabrik Ali Enterprises. Das Unternehmen kaufte nach eigenen Angaben 70 Prozent der Produktion. Noch ist die Ursache der Brandkatastrophe nicht geklärt. Zahlreiche Arbeiter erstickten oder verbrannten aber, weil viele Fenster in der Fabrik vergittert und Notausgänge verschlossen waren.
(fwa/tzi)