Die Bundesregierung hat den mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Bayern scharf verurteilt. Die Vorfälle in der Nähe von Nürnberg hätten wahrscheinlich einen fremdenfeindlichen Hintergrund, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz. Wenn sich der Verdacht erhärten sollte, sei dies eine abscheuliche Tat, betonte sie. "Ich kann im Namen der Kanzlerin sagen, dass es keine Hetze gegen Gläubige - welcher Religion auch immer - geben darf. Es gibt in Deutschland keinen Platz für Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit."
Ähnlich äußerte sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz. Damit zeigten die Täter ihre abgrundtiefe Menschenfeindlichkeit, sagte Özoguz in Berlin. "Und das in einer Zeit, in der Frauen, Männer und Kinder im wahrsten Sinne um ihr Leben rennen. Sie brauchen unseren Schutz und die Möglichkeit zu einem sicheren Leben."
Erzbischof Schick und Caritas entsetzt
Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick betonte, keine gesellschaftliche oder politische Gruppierung dürfe "auch nur den Hauch des Eindrucks erwecken, dass Gewalt gegen Fremde toleriert wird". Er hoffe, dass sich andere Wohnräume finden werden: "Wir müssen Ängste abbauen und Flüchtlinge nicht als Feinde sehen, die uns bedrohen, sondern als Freunde", sagte der Erzbischof.
Bayerns Diakoniepräsident Michael Bammessel sagte, "wer durch feige Brandanschläge Wohnungen vernichtet, die für Menschen in Not gedacht sind, kann nur ein Menschenfeind sein". Ähnlich äußerte sich Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl.
Herrmann (CSU) kündigt Konsequenzen an
"Es ist ganz offensichtlich Brandstiftung, und diese Hakenkreuzschmierereien lassen den Verdacht zu, dass es sich hier um rechtsradikale Täter handeln könnte", sagte Bayern Innenminister Joachim Herrmann im Bayerischen Rundfunk. Der CSU-Politiker kündigte einen besseren Schutz der Einrichtungen für Asylbewerber in Bayern an und sicherte zu, die Behörden würden alles tun, um die Täter zu identifizieren.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verurteilte die mutmaßliche Brandstiftung als schändliche Tat. Braunes Gedankengut habe "keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft". Bayern zeichne sich aus durch die Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Bürger "für diejenigen, die im Freistaat Schutz vor Krieg und Verfolgung und Obhut in Frieden suchen".
Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung
Die Gebäude in Vorra bei Nürnberg waren in der Nacht durch Brände stark beschädigt worden. Nach gefundenen Hinweisen auf Brandbeschleuniger vermutet die Kripo eine Brandstiftung. Auch der Staatsschutz ermittelt. An einem der Gebäude wurden Hakenkreuze und andere fremdenfeindliche Schmierereien entdeckt. In den vergangenen Monaten haben sich am Ortsrand von Vorra offenbar regelmäßig mutmaßliche Neonazis getroffen, erklärte der Bürgermeister.
Die Gebäude - eine leerstehende Gaststätte, eine Scheune und ein leerstehendes Wohnhaus - waren umgebaut worden, im Februar hätten rund 80 Menschen dort einziehen sollen. Eine Anwohnerin hatte den Brand in der Gaststätte entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Kurze Zeit später wurde bemerkt, dass auch die anderen Gebäude in Flammen standen. Es gelang der Feuerwehr rasch, den Brand zu löschen.
Ein Feuerwehrmann erlitt bei den Löscharbeiten leichte Verletzungen. Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf etwa 700.000 Euro. Die Häuser sind nun unbewohnbar.
(bor/stfr/ach)