Weißer Kittel, weiße Hose und natürlich weiße Gesundheitslatschen - Friederike Büssow sieht in ihrer Arbeitskleidung schon aus wie ihre zukünftigen Kollegen. Noch ein paar Monate, dann wird die Medizinstudentin ganz regulär als Ärztin am Klinikum in Eberswalde arbeiten. Ein lang geehrter Traum, die sie nicht allein finanzieren muss.
"Studieren hätte ich bestimmt auch so gekonnt, aber es hat natürlich Einiges erleichtert. Klar, man hat viel mehr Zeit für die Uni, natürlich auch für andere schöne Dinge nebenbei, und es war auch ein schönes Gefühl zu wissen, dass man da nach dem Studium einen Ansprechpartner hat."
Friderike Büssow hat ein Stipendium der "Gesellschaft für Leben und Gesundheit" im Nordosten von Brandenburg ergattert. Der Krankenhausbetreiber unterstützt seit zehn Jahren bis zu fünf Medizinstudierende aus der Region mit 500 Euro pro Monat - wenn sie sich ihrerseits bereit erklären, nach dem Abschluss drei Jahre an einer Einrichtung der Gesellschaft zu arbeiten. Eine Win-win-Situation, sagt Personalchefin Liane Träudler.
"Wir suchen natürlich immer Ärztenachwuchs für unsere Krankenhäuser und da wir ja auch in der Region junge Menschen haben, die Medizin studieren, haben wir gedacht, wir versuchen diese jungen Leute in der Region zu halten und für uns zu begeistern und denen ermöglichen wir dann ein Stipendium."
So ähnlich sieht das auch Wilhelm-Günther Vahrson, Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, kurz HNE. Die Fachhochschule vergibt regelmäßig über 40 Deutschland-Stipendien. Ein Förderprogramm, für das sie 50 Prozent der Fördergelder selbst einwerben muss- und zwar von regionalen Partnern. Der HNE gelingt das seit Jahren überdurchschnittlich gut, freut sich der Präsident einem. In Eberswalde werden mehr Studierende gefördert als an anderen vergleichbaren Hochschulen im Land.
"Wir versuchen, dort unsere hellsten Köpfe an uns zu binden aber auch um damit nach außen wirksam zu werden. Wir hoffen, dass bei zunehmender Konkurrenz unter den Hochschulen um gut Studierende, das Kriterium, die haben Stipendien, das Tröpfchen sein kann, das dann die Entscheidung in eine Richtung beflügeln kann."
Den Wettbewerb um die besten Studierenden fühlen gerade die kleinen Hochschulen in Brandenburg. Berlin ist meist nicht weit, deshalb müssen die abgelegeneren Hochschulstandorte etwas mehr zu bieten haben. Vor allem, weil die herkömmliche Hilfe zur Studienfinanzierung immer weniger greift: Seit mehreren Jahren beantragen immer weniger Studierende in Brandenburg BAföG. 17,5 Prozent sind es zurzeit, vor vier Jahren waren es noch 19 Prozent. Im Wissenschaftsministerium in Potsdam erklärt sich das Pressesprecher Stephan Breiding einerseits mit der Demografie.
"Andererseits gab es eben auch verschiedene Änderungen der sogenannten Bedarfsätze und der Freibeträge, d. h. auch bei den Eltern gab es Änderungen die zu einer Einkommenserhöhung geführt haben und dadurch eine BAföG-Antragstellung nicht mehr möglich machten oder nicht mehr nötig machen."
Das heißt: Für viele Brandenburger Studierende ist das BAföG immer weniger attraktiv. Deshalb versuchen einige Brandenburger Hochschulen, gezielt mit den Stipendienprogrammen gegenzusteuern und davon doppelt zu profitieren: Beispiel Europa-Universität Viadrina. Sie holt über Stipendien genau die Studierenden nach Frankfurt Oder, die die Uni für ihr besonderes Profil braucht, erklärt Petra Weber, Leiterin der Abteilung für Internationale Angelegenheiten.
"Profil der Viadrina war ja schon immer Brücke nach Osten und Ausrichtung nach Osten. Das kann man eigentlich nur manche, wenn man auch Studierende aus diesen Ländern hat und zukünftige Wissenschaftler, die eben diese Brücke bauen können im akademischen Sinne und deshalb ein starker Fokus der Stipendien auf diese Region. Dazu braucht man Studierende und Wissenschaftler aus diesen Regionen. Und deshalb ein starker Fokus der Stipendien auf dieses Profil."
Julia Sedijewa zum Beispiel kommt eigentlich aus Russland. Jetzt macht die 25-jährige Ihren Master in Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt.
"Ich habe mich vor meinem Studium beworben, bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Und über dieses Stipendium habe ich von der Internet Seite der Viadrina erfahren."
Deutsche Studierende an der Viadrina können sich für Stipendien bewerben. Allerdings: Auch sie müssen sich für das spezifisch nach Osteuropa und Zentralasien ausgerichtete Profil der Europa-Universität engagieren.
Über 170 Stipendien pro Semester vergibt die Hochschule an der Oder. An der technischen Hochschule Wildau sind es immerhin 30, an der Universität in Cottbus 31.
In der Summe ergibt sich so in Brandenburg eine steigende Zahl von Förderprogrammen, die eine Alternative zum BAföG bilden. An dessen Förderquote von 17 Prozent reichen sie noch nicht heran, aber die Angebote wachsen stetig.