Bernd Enderling ist Geschäftsführer des Betonwerks Milmersdorf in der Uckermark im Nordosten Brandenburgs, nahe der polnischen Grenze. Früher war es eines der größten Betonwerke der DDR, heute stellen hier noch 60 Arbeiter Vollmontagedecken und Treppen her. 1.000 Kunden, auch in Hamburg und Lübeck – und entnervend langsames Internet: 20 PC-Arbeitsplätze müssen sich zwei kümmerliche DSL-Leitungen mit jeweils 768 Kilobit teilen. Dabei muss ein Betonwerk heutzutage große Datenmengen bewältigen, nämlich Baupläne und Konstruktionszeichnungen. Geschäftsführer Bernd Enderling ist ein großer, kräftiger Mann mit kurzen, weißen Haaren, der nicht zu Gefühlsausbrüchen neigt.
"Fast alle unsere Daten kommen mittlerweile per Internet. Sämtliche Ingenieurbüros, die mit diesen Plänen arbeiten, arbeiten auch alle so. Mit den jetzigen Anschlussbedingungen sind wir da natürlich im Hintertreffen."
Ein Mailanhang von 20 Megabyte, das dauert, bis der Plan sich öffnet. Systemadministrator Manfred Peil braucht gute Nerven, wie die gesamte Büro-Belegschaft: Sie improvisieren, arbeiten abends eine Stunde länger oder kommen am Wochenende rein.
"Dann rufen die Kunden an: 'Ja, wir haben es abgeschickt' und es ist eine halbe Stunde vorbei und es ist immer noch nicht da."
"Das macht einmal keinen guten Eindruck und zweitens arbeitet sich das ja nicht. Der andere sitzt am Telefon irgendwo im Ingenieurbüro und will über diese Zeichnung sprechen und hier sieht die keiner, weil das ewig lange dauert, bis die auf dem Bildschirm erscheint beziehungsweise bis wir es auspacken können."
Das Betonwerk liegt am Rand des Örtchens Milmersdorf, zwei Kilometer von der Dorfstraße entfernt am Waldrand. Im Ort hat die Telekom von der nahen Kleinstadt Templin aus unlängst moderne Glasfaserkabel verlegt, erzählt Enderling. Er und seine Kollegen konnten aber nur neidisch zuschauen, denn das Werk liegt zu weit weg vom Verzweigerkasten, als dass durch die alte Kupferleitung noch nennenswerte Leistung ankäme.
"Auf Grund der Situation, dass das mittlerweile schon wie viele Jahre geht, ist das für uns natürlich total deprimierend. Wir haben schon mit dem Landkreis gesprochen, der Landrat wollte sich einsetzen. Der Erfolg ist jetzt, dass wir zumindest eine Zusage haben, dass wir zum Juno die nötigen Anschlüsse bekommen. Diesen Jahres! Das möchte ich mal betonen!"
Jahrelang hat sich in diesen Regionen nichts bewegt
30 Kilometer nördlich in der Kreisstadt Prenzlau am schönen Unteruckersee ist Roland Thom im Amt für Kreisentwicklung zuständig fürs Digitale. In den landschaftlich idyllischen Weiten der Uckermark mit ihren sanft gewellten Hügeln und vielen Seen haben fast 35 Prozent der Haushalte keinen schnellen Zugang ins Netz. Denn in einer ländlichen Region, die so groß wie das Saarland ist, aber nur dünn besiedelt, lohnen sich für die Provider die hohen Investitionskosten nicht: Je nach Gelände kostet es nach Angaben der Telekom 50.000 bis 70.000 Euro, einen Kilometer Glasfaserkabel zu verlegen. In diese "Wirtschaftlichkeitslücke" sind weite Teile der Uckermark gefallen und nun abgeschnitten von einer Ressource, die heut zu Tage ebenso existenziell ist wie fließendes Wasser oder Strom.
"Wenn Investoren anfragen, dann hört man natürlich immer: Habt ihr Flächen? Habt ihr Fachkräfte? Aber genauso wie die Nähe zum Kunden zählt auch, welche Kommunikationsnetze hier vorhanden sind. Also das ist einfach ein Standardpunkt, der immer abgefragt wird, von jedem Investor."
Jahre lang hat sich vor allem in den ländlichen Regionen kaum etwas bewegt. Thom betrachtet darum das Ausbauprogramm "Breitband 2020" der Landesregierung im fernen Potsdam mit Wohlgefallen: Damit sollen die rund 4.000 Sorgenkinder unter den Kabelverzweigern flott gemacht werden, die bislang weniger als sechs MegaBit pro Sekunde Geschwindigkeit im Download liefern. Das Surfen im Schneckentempo soll für 400.000 unterversorgte Haushalte in Brandenburg ein Ende haben. Mehr als 1.500 Kilometer Glasfaserkabel müssen dafür zwischen Elbe und Oder verlegt werden.
"Mit der Glasfaserstrategie wird wirklich ein großer Schritt nach vorne gemacht. Gerade eben für die ländlichen Regionen liegen ja besondere technologische Chancen im Breitband, und das betrifft zum Beispiel auch die Heim- und Telearbeit, um auch zu Hause Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, dann natürlich auch die Telemedizin als Ergänzung zu dem immer dünner werdenden Ärztenetz hier in der Region, und dann natürlich noch E-Government. Das wäre dann vielleicht auch die nächste Chance, um Behördengänge jederzeit von zu Hause oder von unterwegs erledigen zu können."
"Breitband 2020" soll alle "Wirtschaftlichkeitslücken" schließen. Um die Provider dorthin zu bringen, wo sie nicht von sich aus tätig werden, hat das Land sie mit knapp 70 Millionen Euro aus EU-Töpfen gelockt. Thorsten Fritz, Referatsleiter digitale Infrastruktur im Potsdamer Wirtschaftsministerium:
"Wir haben ja ein völlig neues Verfahren eingeführt in Brandenburg. Entgegengesetzt zu allen anderen Bundesländern haben wir sehr große Lose ausgeschrieben, Planungsregionen, weil wir gesagt haben: Wir sind eine sehr strukturschwache Region. Wir haben mit verschiedensten Förderprogrammen über kommunaler Ebene festgestellt, dass ein sogenanntes Rosinenpicken einsetzt: Interessante Kommunen werden dann noch genommen, und uninteressante Kommunen, das sind Kommunen mit wenig Haushalten und hohen Erschließungsstrecken, das heißt, man muss die Glasfaser über lange Wege heranführen, haben dann gar kein Angebot mehr gekriegt."
Nun fließen zu 75 Prozent Fördermittel, zu einem Viertel finanzieren die Provider die teuren Erdarbeiten für die neuen Glasfaserkabel. In vier der fünf Planungsregionen ist das nach einer europaweiten Ausschreibung die Deutsche Telekom, nur eine ging an die Firma DNS:NET. Die Kommunen müssen weder eigene Mittel aufbringen noch selber Anträge stellen.
Rainer Genilke ist in der oppositionellen CDU-Fraktion im Potsdamer Landtag der Sprecher für digitale Infrastruktur. Die rot-rote Landesregierung habe den Internet-Ausbau viel zu lange aufgeschoben, kritisiert er. Statt von Grenzwerten der Vergangenheit auszugehen, müsse man eine zukunftssichere Breitbandstrategie an kommenden Ansprüchen ausrichten, sagt Genilke - und verweist auf das Ziel der Bundesregierung, bis 2018 immerhin 50 MegaBit bereit zu stellen.
"Es ist letztlich ruckzuck in ein, zwei Jahren mit Verdoppelung der Datenmengen zu rechnen. Wenn wir die einfach hochrechnen, reden wir im Grunde tatsächlich 2018, 2020 von 100 Mbit, die da liegen müssten, und nicht von sechs. Unter diesem Gesichtspunkt muss man auch sehen, dass alles, was man heute tut, nicht zum Nachteil kommender Generationen sein kann. Aber wir haben in Brandenburg nach wie vor das Problem, diese Mbit-Zahlen tatsächlich auch in die Häuser hineinzubringen. Das ist nach wie vor ungeklärt, die letzte Meile ist immer noch ungeklärt."
"Wir haben dieses Programm 2009 aufgelegt, damals haben alle 2 Mbit propagiert. Wir waren die Ersten, die sechs Mbit genommen haben."
Erwidert Thorsten Fritz vom SPD-geführten Wirtschaftsministerium.
"Dass sechs Mbit ein Leistungsspektrum sind, was natürlich irgendwo zu wenig ist, das sehen wir genauso. Das Problem ist nur: Wir haben jetzt 100 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren an Investitionen. Plus den privatwirtschaftlich zugesicherten Investitionen kommen wir auf über 200 Millionen Euro an Investitionen in den Breitbandausbau in Brandenburg innerhalb von drei Jahren. Selbst Bayern schafft das nicht mit seinem Zwei-Milliarden-Programm, weil sie natürlich über Kommunen gegangen sind, während wir große Lose ausgeschrieben haben."
Mit "Breitband 2020" werde Brandenburg bei der Internet-Versorgung bundesweit einen Spitzenplatz erringen, freut sich die Landesregierung aus SPD und Linke. Der CDU-Politiker Rainer Genilke dagegen meint: Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet.
"Der Vorwurf, den ich mache ist, einfach nicht zu Ende gedacht zu haben. Das heißt, wo ist dann VDSL möglich? Mit welchen Bandbreiten kann ich denn welchen Ort wie erreichen? Wurde denn mal tatsächlich durchgerechnet: Was kostet es, in jeden Haushalt Lichtwellenleiterkabel zu legen oder zum Beispiel diese Kupferleitungen auf drei-, vierhundert Meter maximal zu begrenzen, damit schnelles Internet möglich ist? Das wurde überhaupt noch nicht betrachtet! Und sich dann hinzustellen und zu sagen: ‚Ich hab die Kabelverzweiger erschlossen' und sagen, wir haben alles gemacht, was in unseren Kräften steht, aber den Rest müsst ihr jetzt alleine machen – damit wird es nicht getan sein."
Ständiger Datenstau ist die Folge
Das Oberstufenzentrum in Werder. Das vom Wasser der Havel malerisch umspülte Städtchen hat 25.000 Einwohner, ist bekannt wegen des Baumblütenfestes und liegt nur zehn Kilometer vom Zentrum der Landeshauptstadt Potsdam entfernt. Das Oberstufenzentrum ist eigentlich gut ausgestattet: Für seine 1.300 Schüler kann Schuldirektor Kurt Thiel mit der stattlichen Zahl von 250 Computern aufwarten.
Kurt Thiel, Schulleiter Werder: "Die auch alle ins Netz können, wenn wir es dann zur Verfügung hätten. Wir bilden also in den verschiedensten Berufen aus, wo einfach die Nutzung des Internets zwingend notwendig ist. Unser Problem besteht einfach darin, dass wir eine supertolle Infrastruktur in der Schule haben, wir haben interaktive Tafeln, aber wir verbringen leider einen ganzen Teil unserer Zeit damit, dass wir im Unterricht darauf warten, dass wir ins Internet kommen."
Denn wer denkt, langsames Internet gebe es nur an der Peripherie Brandenburgs, der irrt. Das große Schulzentrum wurde am Rand der Stadt auf einen Hügel gebaut, mit schöner Aussicht auf die Havel. Doch wegen der Entfernung zum nächsten Verteilerkasten kommen nur fünf MegaBit an. Und die müssen sich alle 250 Rechner teilen. Ständiger Datenstau sei die Folge, klagt Thiel.
"Die Situation ist schon lange so und man glaubt das eigentlich gar nicht, dass es in solcher Stadt wie Werder so ein Problem gibt. Aber ja, daran leiden wir einfach. Viele Lehrbuchverlage bieten ja mittlerweile ganz viele Sachen an, die man online nutzen kann – das bleibt bei uns einfach auf der Strecke. Da haben wir keine Chance. Der Lehrer kann sich darauf überhaupt nicht verlassen. Wenn er zu Hause seine Vorbereitung macht und sagt: Okay, da mache ich mal einen Hyperlink rein und dann klicke ich mal drauf, dann können die Schüler sich das raussuchen – das kann leider schiefgehen. Und das ist eine echte Sorge für die Kollegen."
Zum Beispiel für Axel Theuer, der Informatik - und wie heute - Wirtschafts-Unterricht gibt.
"Wir haben ja auch schon alle Anbieter abgeklappert, also von Kabel Deutschland bis über die E.DIS, keiner kann uns für einen vernünftigen Preis das hier anbieten. Das geht nicht, weil es jedes Mal mit Kabelverlegung verbunden ist. Und das ist eben so teuer, dass sie sagen: Nein, danke, das lohnt sich am Ende nicht für die paar Grundgebühren, die wir dann am Ende der Leitung noch abgreifen."
Derweil wird im Unterricht jede Internetrecherche zu einem Vabanque-Spiel. Von der Aufgabe, den Jugendlichen Medienkompetenz beizubringen, mal ganz zu schweigen. Mobile Funklösungen wie LTE kommen auch nicht in Frage, sagt der Wirtschaftslehrer.
"Das ist für uns auch noch zu teuer am Ende. Jedes Handy ist praktisch schneller im Internet als wir an der Schule. Mitunter muss man natürlich, das geht nicht konsequent, aber durchaus, darauf zurückgreifen, dass die Schüler ihr eigenes Handy zum Recherchieren ihrer Unterrichtsinhalte im Unterricht nehmen."
Fabian Weichert begegnet damit in der Schule demselben Dilemma wie zu Hause.
"Also mir würde es schon ausreichen, wenn mein Dorf, das heißt Krielow, mal besser ausgebaut wird. Weil, momentan haben wir echt fast gar kein Internet. Das Einzigste, was wir haben, ist momentan einfach bloß so ein Router. Selbst der ist einfach total schlecht, also ich hab echt fast gar kein Internet. Sobald zwei Menschen im Internet sind, ist es mit dem Internet vorbei, also dann muss man ungefähr fast zwei, drei Minuten warten, ehe überhaupt sich eine Seite öffnet. Streams gucken oder so, das kann man eigentlich vergessen."
Um solche Zustände zu beenden, dürfe die Datenautobahn der Zukunft nicht am Verteilerkasten enden, meint Marco Albrecht, der IT-Referent der IHK Potsdam.
Marco Albrecht, IHK Potsdam: "Mit jedem Meter Kupfer, der dazwischen liegt, wird die Stärke des Signals, das übertragen wird, entsprechend schwächer, sodass es dort eigentlich gelten muss, das vorhandene Kupferkabel durch Glasfaser zu ersetzen. Ziel muss am Ende des Tages sein, also Glasfaser bis zum Endkunden. Weil, dann lassen sich Bandbreiten im Gigabit-Bereich übertragen."
Es gibt nicht mal Handyempfang
Doch weil das Kostspielige am Breitbandausbau die Erdarbeiten sind, wäre diese Lösung sehr teuer, vor allem in einem Flächenland wie Brandenburg, das das größte der neuen Bundesländer ist. Wirtschafts-Institute schätzen, dass Glasfaser bis ins Haus in ganz Deutschland 70 bis 80 Milliarden Euro kosten dürfte. Investoren bestehen aber heutzutage auf einer gut ausgebauten Datenautobahn, betont der Wirtschaftsinformatiker Marco Albrecht. In einem Breitband-Bedarfs-Atlas hat er 10.000 Unzufriedene gesammelt.
"Wir haben auch schon mit Unternehmen zu tun gehabt, die sich mit Abwanderungsgedanken getragen haben, weil sie sagen: 'Wir werden von unseren Kunden, Lieferanten, Partnern als rückständig wahrgenommen, wir können nicht kommunizieren', und deswegen sehen wir das, dass heute leistungsfähige Breitbandnetze eine Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und positive Entwicklung von Regionen und Kommunen geworden ist."
Die Landesregierung setze zunächst auf eine digitale Grundversorgung und sie könne auch nicht alles regeln, hält Thorsten Fritz vom Wirtschaftsministerium dagegen.
"Also wenn Sie darauf angewiesen sind, dass Sie hohe Übertragungsleistungen, bleiben wir mal beim Architekturbüro, was sich jetzt gerne in der Uckermark am See seine Inspiration holen möchte ... gibt es ein Programm der Deutschen Telekom, Company to Connect. Es gibt kein einziges Unternehmen, was nicht den Anschluss bekommt, den es braucht. Es ist eine Frage des Preises am Ende des Tages, was Sie bereit sind, für diesen Anschluss zu bezahlen.
Und da das Betriebskosten sind, werden Sie natürlich 100, 150, auch 200 Euro pro Monat für einen Anschluss, weiß ich nicht, 50, 100 Mbit zahlen müssen, den Sie brauchen. Aber diese Möglichkeit besteht, wird aber überhaupt nicht wahrgenommen."
In Michendorf, ebenfalls nur eine Viertelstunde mit dem Auto von Potsdam entfernt, werkelt Jens Fromm zwischen Computergehäusen, Tablets und Festplatten. Er hat eine Firma für Computer-Service und hadert seit Jahren mit seinem Zugang ins Netz.
"Also bis vor kurzem hatte ich noch eine 2000er-Internetleitung, jetzt habe ich eine 6000er-RAM-Technik von der Telekom. Das ist für eine Computerfirma reichlich wenig und man ärgert sich deshalb, weil öffentliche Gelder für schnelles Internet bereitgestellt werden und es tut sich alles doch recht wenig oder recht schwerfällig."
Die Gemeinde Michendorf hat in der Vergangenheit schon einmal Fördergelder für die Internetverbindung bekommen. Damals fand man zwei MegaBit auseichend. Und weil man laut EU nicht zwei Mal für das gleiche Infrastrukturprojekt gefördert werden kann, geht Michendorf diesmal leer aus – so wie Dutzende andere Kommunen auch, die sich vor Jahren schon engagiert haben für ihre Datenautobahnen. Die entpuppen sich jetzt als Sackgasse.
Im Digital der ganz Ahnungslosen saßen bis vor kurzem die bedauernswerten Einwohner des kleinen Dorfes Schönow in der Uckermark. Weil Schönow in einer Senke liegt, gibt es hier keinen Handyempfang. Und der Kabelverzweiger fürs Internet steht am Waldrand, erzählt Bauzeichner Oliver Schröder, der auch schon für das Betonwerk im Milmersdorf gearbeitet hat.
"Deshalb hatten wir hier noch DSL mit 375 kbit und welche, die am anderen Ende des Dorfes wohnen, die hatten gar nichts mehr. Da kam wirklich nichts an. Die hatten nur Internet über Telefonleitung, also IDSN mit 64 kbit/s. Was man jetzt auf dem Handy hat, wenn die Flat alle ist (lacht). Wenn wir Bilder hin- und hergeschickt haben oder einen Bauantrag weggeschickt haben, konnte man zwischendurch mal eine rauchen gehen und einen Kaffee trinken, bis die Datei weg war."
Großer Tag: Glasfaser kommt ins Dorf
Doch dann entschieden sich die Stadtwerke im nahen Schwedt ein Kabel nach Schönow zu legen, ganz unabhängig vom Landesförderprogramm. Um das Terrain nicht der Telekom zu überlassen, wird gemunkelt. Im November 2014 kam die Glasfaser ins Dorf, ein großer Tag für Oliver Schröder.
"Es läuft alles schneller und einfacher (lacht). Die E-Mail-Arbeit morgens hat sich von einer Stunde auf zehn Minuten verkürzt und mal zehn Fotos verschicken dauert jetzt nur noch eine Minute, statt vorher eine halbe Stunde. Also es ist schon eine enorme Erleichterung."
Und auch für den Rest des Dorfes hat sich das Leben globalem Standard angenähert:
"Man kann jetzt an einer Multimedia-Gesellschaft, wie sie überall zu sehen, teilnehmen mit Maxxdome, Amazon, was es alles gibt. Das kann man jetzt endlich nutzen. Hier konnte im Dorf bis November niemand ein Youtube-Video gucken, war im Prinzip hier im Dorf unbekannt, weil nicht guckbar."
Und vor allem mit Blick auf die Jugendlichen in Brandenburgs Dörfern sei der Ausbau dringend nötig, meint Oliver Schröders Vater Gerd:
"Damit die Orte am Leben bleiben, damit sich junge Leute hier auch ansiedeln können. Wenn die auf Grundstückssuche sind und erfahren, hier ist kein schnelles Internet, hier ist kein stabiler Handyempfang, dann kommen die nicht, dann werden die Dörfer hier irgendwann aussterben. Und das wollen ja alle verhindern."
"Und dann kommt ja jetzt die Generation nach, die schon jetzt 20 Jahre Internet nutzt und für die ist es schon richtig wichtig. Weil, die wollen ja dann auch im Alter noch das Internet nutzen. Die sind es ja jetzt gewohnt. Also es wird immer wichtiger, schnelles Internet. Vor allen Dingen haben wir jetzt hier 50.000 und das ist ja für eine Großstadt schon wieder lächerlich. Die belächeln uns ja. Die sind ja jetzt bei 100.000 und mehr."
"Es geht ja schon in Richtung zweihundert- bis dreihunderttausend, weil die Datenmengen immer größer werden und das nicht ausreicht. Eigentlich ist das jetzt schon so ein bisschen Nachholen, aber für die Zukunft ist das auch kein Wert. Aber momentan sind wir darüber glücklich."
"Total, total glücklich!"