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Brasilien
Neuer Boss, neuer Skandal

An der Spitze des brasilianischen Fußballverbandes sitzt ein neuer Präsident: Marco Polo Del Nero. Pünktlich zu seinem Amtsantritt erschien die Meldung über ein dubioses Immobilien-Geschäft - nicht der erste Korruptionsvorwurf in der Verbandsgeschichte.

Von Carsten Upadek |
    Der neue Präsident des brasilianischen Fußballverbandes, Marco Polo Del Nero, auf einer Pressekonferenz am 16. April 2015.
    Seit 16. April 2015 neuer Präsident des brasilianischen Fußballverbandes: Marco Polo Del Nero. (dpa / picture alliance / Marcelo Sayao)
    Bei der Pressekonferenz zu seinem Amtsantritt blieb Marco Polo Del Nero nach außen ruhig. Nein, er mache sich keine Sorgen über eine etwaige Ermittlung. Seinen ersten Auftritt an der Spitze des mächtigsten brasilianischen Sportverbandes, der CBF, hatte er sich aber bestimmt anders vorgestellt - als begleitet von Angriffen durch Erzfeind Romário, dem ehemaligen Fußballer-Idol. Nach einem Zeitungsartikel verdächtigt der auf seiner Facebook-Seite Del Nero der Steuerhinterziehung. Autor des Berichts ist der Journalist Sergio Rangel. Der erklärt: "Präsident Marco Polo Del Nero hat für 1,6 Millionen Euro ein Apartment von Wagner Abrahão gekauft, einem Geschäftspartner der CBF."
    Nicht der erste Korruptionsvorwurf
    Abrahão verdient als Partner mit der CBF jedes Jahr mehr als 30 Millionen Euro. Außerdem ist er eine schillernde Figur in den zahlreichen Korruptionsskandalen und faulen Deals der Verbands-Geschichte. Seine verkaufte Penthaus-Luxussuite mit Meerblick befindet sich in bester Lage in Rios In-Viertel Barra das Tijuca.
    "Bei der Transaktion hat Del Nero knapp 1,5 Millionen Euro bezahlt und hat ein anderes fast identisches Penthaus im gleichen Haus für 120.000 Euro dazugegeben. Das nenne ich ein sehr vorteilhaftes Geschäft für Wagner Abrahão. Er hat das Geld für eine Luxuswohnung bekommen und eine zweite Luxuswohnung dazu."
    Völlig überteuert, bescheinigten dem Journalisten Rangel Anwälte. Doch Marco Polo Del Nero sieht darin kein Problem. Sein altes Apartment habe eh einer dringenden Renovierung bedurft: "Wenn Sie etwas haben, das mich interessiert, dann kaufe ich es. Es ist doch nicht so, dass deswegen gleich alles illegal und schmutzig ist."
    Verdacht auf Steuerhinterziehung
    Doch genau den Verdacht hegt Ex-Weltfußballer Romário. Auf seiner Facebook-Seite verdächtigt er Del Nero der Steuerhinterziehung. Romário ist inzwischen Bundes-Senator und Sportausschuss-Präsident. Seit Jahren versucht er einen Untersuchungsausschuss gegen den brasilianischen Fußball-Verband einzurichten. Dabei geht es um Sponsorengelder der Fluggesellschaft TAM in Millionenhöhe. Die landeten auf den Konten von Unternehmer Wagner Abrahão, statt in den nachprüfbaren CBF-Kassen. Dazu hatte Romário bei seiner Wahl im Oktober dem Deutschlandfunk gesagt:
    "Der Untersuchungsausschuss befindet sich laut dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses in einer Warteschlage. Letztes Mal, als ich mich mit ihm getroffen habe, war er an dritter Stelle und ich hoffe, dass der Präsident gut über die Situation nachdenkt und den Ausschuss einsetzt."
    Doch das ist bisher nicht geschehen. Erst im März wurde Romário verurteilt, 6000 Euro Strafe zu zahlen, weil er über Del Nero und dessen Vorgänger José Maria Marín gesagt hatte, sie verdienten „100 Jahre Gefängnis". Via Facebook verkündete er nun zu Del Neros Amtsantritt: „Es geht ein mieser Präsident und kommt ein noch mieserer!"
    "Del Nero musste sich selten Wahlen stellen", sagt Journalist Rangel. "Er hat sich über die Hinterzimmer hochgearbeitet, um an die Macht zu kommen." Nun ist er mit 74 Jahren ganz oben und hat den brasilianischen Fußball in einer schweren Krise geerbt: Die Vereine sind hoch verschuldet, die Stadien fast leer und die Spieler begehren auf gegen den Verband. Dazu kommt das Trauma aus dem 1:7 gegen Deutschland während der WM. Und dann ist da noch Del Neros Erzfeind Romário: der hat am Freitag wegen des dubiosen Penthaus-Deals die Staatsanwaltschaft gegen ihn eingeschaltet.