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Braunkohlebergbau
Großes Polizeiaufgebot im Hambacher Forst

Im Hambacher Forst in der Nähe von Düren ist die Polizei seit dem Morgen im Großeinsatz: In dem Waldgebiet wollen Mitarbeiter des Energiekonzerns RWE Barrikaden wegräumen, die dort von Umweltaktivisten errichtet worden sind. Die Hundertschaften sollen sie dabei schützen. Dennoch könnte die Lage eskalieren.

Von Vivien Leue | 05.09.2018
    Polizisten im Lager von Aktivisten und Braunkohlegegner im Hambacher Forst
    RWE will den Hambacher Forst roden, um dort Braunkohle abzubauen (dpa-Bildfunk / Oliver Berg)
    Wie ist die Lage vor Ort?
    Aktuell sieht es so aus, dass der Energiekonzern RWE im Wald Forstwege freiräumen möchte – und zwar, um die Verkehrssicherheit im Wald wieder herzustellen. RWE gehört dieses Waldstück und damit ist der Konzern dafür verantwortlich, dass zum Beispiel im Fall eines Notfalles Rettungswagen in den Wald kommen.
    Dafür müssen die breiten Forstwege frei sein – und das sind sie nicht, weil dort Barrikaden stehen. Zum Teil wurden die Wege mit hohen Holz-Konstruktionen überbaut – von den Waldbesetzern, aus Protest. Weil im Wald Aktivisten leben – es gibt dort etwa 50 Baumhäuser – müssen solche Arbeiten wie heute immer polizeilich geschützt werden, denn die Aktivisten versuchen, die Arbeiten zu behindern. Deshalb dieser Polizei-Großeinsatz.
    Warum ist die geplante Abholzung des Hambacher Forstes so umstritten?
    RWE darf ab dem 1. Oktober dieses Waldstück roden, um das Gelände dann später für den Braunkohle-Tagebau zu nutzen. Es gibt eine entsprechende Erlaubnis der zuständigen Behörden. Dagegen hat allerdings der Umweltschutzverband BUND geklagt und sagt: Solange diese Klage nicht entschieden ist, darf RWE in dem Wald keinen einzigen Baum fällen. Deshalb ist die Situation jetzt so angespannt. Es wird befürchtet, dass die Arbeiten heute eben doch nicht nur der Verkehrssicherheit dienen, sondern dafür da sind, den Wald zum Roden vorzubereiten.
    Außerdem tagt in Berlin die Kohlekommission und verhandelt gerade über den Braunkohle-Ausstieg und die Kommissionsmitglieder sagen: Solange wir hier über den Ausstieg aus der Braunkohle verhandeln, sollen doch bitte keine weiteren Fakten geschaffen, also auch keine Wälder gerodet werden.
    Die Behörden sagen, es gibt ein hohes Gewaltpotenzial unter den Waldbewohnern. Erwarten Sie, dass die Lage dort eskaliert?
    Sowohl Umweltschutzverbände als auch die Waldbesetzer haben in den letzten Wochen über Soziale Medien mobilisiert und zur Unterstützung des Braunkohle-Protestes im Hambacher Forst aufgerufen. Das NRW-Innenministerium sagt, diesem Aufruf sind auch gewaltbereite Linksextremisten gefolgt, die entweder jetzt auf dem Weg in den Wald sind, oder schon dort sind.
    Es gibt da also eine etwas unübersichtliche Gemengelage: Es gibt Wald-Besetzer, die überwiegend durch "zivilen Ungehorsam", also vor allem durch Blockaden, eine Räumung des Waldes verhindern wollen. Es gibt viele Bürger und Anwohner, die zum Beispiel auf Demos und durch Unterschriftenaktionen für den Erhalt des Waldes kämpfen. Aber ist gibt eben auch möglicherweise gewaltbereite linke Aktivisten. Es wird schon davon gesprochen, dass es Bilder wie beim G20-Gipfel in Hamburg geben könnte. Das kann ich mir ehrlich gesagt gerade nicht vorstellen.
    Aber es wird sicherlich noch zu heftigen Konfrontationen kommen, spätestens wenn dann tatsächlich der erste Baum gefallen ist. Und diese Konfrontationen können dann auch Tage oder Wochen dauern. Wie viel Gewalt dann zu sehen sein wird, das hängt sicherlich auch davon ab, wie sehr es beide Seiten schaffen, eben doch noch zu deeskalieren.