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Braunkohleproteste
Klimaschützer machen Druck im Rheinischen Revier

Es war wieder ein heißes Wochenende im Rheinischen Revier. Tausende Klimaschützer hatten sich am Tagebau Garzweiler versammelt, um dafür zu demonstrieren, dass Deutschland schon bald aus der Kohle aussteigt. Die Polizei wird der Großeinsatz noch länger beschäftigen.

Von Franjo Galunic |
Polizisten stehen neben Bahngleisen, die von Umweltaktivisten besetzt wurden.
Klimaschutz-Aktivisten blockieren die Gleise einer Kohlebahn im rheinischen Braunkohlerevier (dpa)
Es war wieder ein heißes Wochenende im Rheinischen Revier. Das lag nicht nur am Sommerwetter, sondern ganz allgemein am Klima. Denn Tausende Klimaschützer haben sich am Tagebau Garzweiler versammelt, um dafür zu demonstrieren, dass Deutschland schon bald aus der Kohle aussteigt.
Mit dabei waren unter anderem "Fridays for Future" und Greenpeace. Die Polizei wird der Großeinsatz aber noch länger beschäftigen. Das Aktionsbündnis Ende Gelände erhebt schwere Vorwürfe gegen sie, erklärt Pressesprecherin Kathrin Henneberger.
"Das Bündnis 'Ende Gelände' hat einen Aktionskonsens, der klar besagt, wir gefährden keine Menschenleben, wir werden uns ruhig und besonnen verhalten. Die Polizei jedoch, das war bei den letzten Aktionen so, das war leider auch dieses Wochenende wieder so, setzt unverhältnismäßig Polizeigewalt, um uns zu hindern. Mit Pfefferspray und Schlagstöcken."
Knochen- und Kieferbrüche auf Seiten der Aktivisten
Mehrere Braunkohlegegner hätten dadurch Knochenbrüche erlitten und mindestens einer einen Kieferbruch. Außerdem seien mehrere Dutzend Aktivisten leicht verletzt worden.
Die Polizei Aachen, die bei den Einsätzen die Leitung hatte, will den Vorwürfen nachgehen, sagt Pressesprecher Andreas Müller
"Wir können auf jeden Fall versichern, dass, wenn wir Anhaltspunkte haben oder Hinweise haben, dass es da tatsächlich zu Straftaten gekommen ist seitens der Polizei, die nehmen wir sehr, sehr ernst. Da wird auch ein Ermittlungsverfahren dann eingeleitet. Vorher muss man allerdings, bevor man sich die Einzelfälle anschaut, natürlich prüfen, woher kommen diese Bilder, woher kommen diese Vorwürfe und tatsächlich auch die Umstände in Ruhe analysieren und auswerten."

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werde man gegen die betroffenen Beamten Strafverfahren einleiten. Doch auch 16 Polizisten wurden bei dem Einsatz verletzt, vor allem, als Aktivisten Polizeiketten durchbrachen.
Polizisten stehen in der Braunkohlengrube Garzweiler hinter einem Hügel, und halten nach eingedrungenen Aktivisten Ausschau. 
Die Polizei steht nach den Braunkohleprotesten in der Kritik (dpa/David Young)
Trotzdem spricht Ende Gelände von einem sehr erfolgreichen Wochenende, denn über 6.000 Menschen sei es gelungen in den Tagebau Garzweiler einzudringen und die Nord-Süd- und die Hambachbahn zu besetzen. Mehrere Kraftwerke im Revier waren deshalb vom Kohle-Nachschub abgeschnitten. Für die Aktivisten eine Motivation wiederzukommen:
"Ich werde auf jeden Fall wiederkommen, weil, solange Kohlekraft am Netz ist und betrieben wird, ist es eine Pflicht als kritischer Mensch dagegen was zu tun."
"Ich komme wieder, solange bis der Kohleausstieg eingeleitet wird, und zwar nicht erst in 20 Jahren, sondern deutlich früher, und zwar jetzt."
"Spaß gemacht hat's auf jeden Fall und dabei wäre ich auch wieder."
In diesem Jahr keine neuen Proteste geplant
In diesem Jahr hat Ende Gelände bisher keine neuen Proteste im Rheinischen Revier geplant. Aber das vergangene Wochenende war der Start für eine neue Widerstandswelle, so Pressesprecherin Kathrin Henneberger. Sie werde in diesem Sommer an verschiedenen Orten in Europa zu spüren sein.
"Und im Herbst werden wir Anfang September in Venedig sein, um gegen die großen Kreuzfahrtschiffe zu demonstrieren. Und Mitte September geht's weiter gegen die IAA in Frankfurt. Denn wir müssen in allen Sektoren ran. Der Ausstieg aus der Kohlekraft ist erst der Anfang. Wir müssen überall massiv CO2-Emissionen reduzieren."
Umweltaktivisten verlassen das Gelände der Nord-Süd-Kohlebahn, die sie zwei Tage lang blockiert hatten.
Nach Ende der Proteste hoffen die Anwohner wieder auf Ruhe (dpa)
Von Protesten hat das kleine Dorf Keyenberg erst mal genug. Hier fanden an diesem Wochenende die meisten Demonstrationen statt, weil der Ort für den Tagebau Garzweiler abgebaggert werden soll. Jetzt sind viele Bewohner froh, dass bei ihnen wieder Ruhe einkehrt
"Dass es vorbei ist, ist sehr gut, damit wir hier in Ruhe weiter wohnen können, solange es halt möglich ist."
"Viel Jubel, Trubel, viel Polizei, viel Krawall. Für so einen kleinen Ort zu viel."
"Teilweise sind wir froh, dass es vorbei ist, weil wir schlecht in die Dörfer reinkommen. Aber andererseits sind die Proteste gut."