Jen steht vor ihrem großzügigen Kleiderschrank.
"Das ist meine Sammlung von Kleidern als Brautjungfer. Das hässlichste habe ich in der Hand. Das Top ist hellbraun mit ganz vielen anderen Farben, der untere Teil tiefes Schwarz. Dieses auberginefarbene Kleid hatte ich vor mehreren Jahren mal an. Es hat aber so viele Schichten, dass es darin glühend heiß wird - kein Lieblingsstück von mir."
Bis die Hochzeitslocken läuten, kann so viel schief gehen. Die richtige Kleiderwahl ist dabei noch das kleinste Problem. Stress, Stress, Stress - wie im Film "Brautalarm". Die aus Florida stammende New Yorkerin Jen Glantz nutzt ihre vielfältigen Hochzeitserfahrungen nun beruflich: Sie ist professionelle Brautjungfer.
"Ich war Brautjungfer für so viele Freunde. Eines Abends fragten mich sogar gleich zwei entfernte Freunde, ob ich das für sie machen wollte. Das fand ich schon ein wenig seltsam. Ich erzählte das meiner Mitbewohnerin und die sagte: Jen - du machst das so gut, du bist eine Professionelle!"
Die heute 29-Jährige fand das gar nicht so abwegig warum nicht auch für gänzliche fremde Bräute antreten?
Mit der Braut zum Altar laufen: ab 2.000 Dollar
Sie veröffentlichte eine Anzeige im Netz - und war sprachlos. Binnen Tagen, so erzählt die schlanke, groß gewachsene Frau, hätten sie Hunderte von Anfragen erreicht. Die Geschäftsidee war geboren und scheint auch heute noch - drei Jahre danach - zu funktionieren.
Titel: "Bridesmaid for Hire". Brautjungfer zu buchen. Jens Tagessatz beginnt bei 1.200 Dollar. Soll sie tatsächlich mit der Braut zum Altar laufen, sind mindestens 2.000 Dollar fällig. Und falls sie auch noch eine Rede halten soll, fallen nochmals 175 Dollar an. Die Brautjungfer gibt es auch via Blog oder als Buch - wenn schon, denn schon.
"Einfach gesagt, ist eine professionelle Brautjungfer eine unverlangte Therapeutin für die Braut, persönliche Assistentin, Managerin für die Brautfeier - und schließlich eine Friedensstifterin. Denn ich war noch auf keiner Hochzeit, wo es nicht viel Drama gab."
Für das viele Geld ist Jen auch bereit zu lügen
Was sie nicht ist, sagt Jen Glantz auch ganz klar: keine Hochzeitsplanerin. Ihr gehe es um die Menschen, nicht um den richtigen Ort oder das beste Essen. Sie sei die Freundin, die man immer schon erträumt habe. Nun gut: vielleicht erträumt hat ohne die dicke Rechnung im Gefolge. Aber was heißt das schon in einer Stadt, in der man für die unmöglichsten Dinge bezahlt. Zum Beispiel dafür, sich für ausgefallene Backwaren in die Schlange zu stellen, den Kinderwagen zu reinigen oder den Hund auszuführen.
Für das viele Geld ist Jen auch bereit zu lügen und - falls gewünscht - als echte Freundin der Braut mit einer völlig erfundenen Identität aufzutreten. Diese 'bezahlte Fremde' möchte übrigens auf keinen Fall so heiraten wie ihre Kundinnen.
"Ich möchte keine Brautjungfern - das sollte ganz allein meine Mutter übernehmen. Und da ich so viele Hochzeiten erlebt habe, möchte ich nur eine einfache Party mit Pizza und Live-Musik - eher eine unkonventionelle Hochzeit."