"Oh, moon of Alabama, we now must say good-bye ..."
"Ich habe plötzlich einen sehr schönen Einfall gehabt, an dessen Ausführung ich jetzt arbeite. Titel: 'Mahagonny', ein Songspiel nach Texten von Brecht."
Eigentlich wollen die beiden aufstrebenden jungen Künstler, Bertolt Brecht und Kurt Weill, eine richtige Oper schreiben. Weill hatte mit kleineren Werken erfolgreich reüssiert, Brecht war mit Gedichten und Theaterstücken aufgefallen. Doch zunächst entsteht das "Songspiel", eine 35-minütige Zusammenstellung von vertonten Gedichten.
"Man war besoffen von dem, was man gesehen, gehört und erlebt hatte, und selbst Otto Klemperer konnte nicht davon lassen, immer wieder zu singen 'Oh moon of Alabama'."
"Ich habe plötzlich einen sehr schönen Einfall gehabt, an dessen Ausführung ich jetzt arbeite. Titel: 'Mahagonny', ein Songspiel nach Texten von Brecht."
Eigentlich wollen die beiden aufstrebenden jungen Künstler, Bertolt Brecht und Kurt Weill, eine richtige Oper schreiben. Weill hatte mit kleineren Werken erfolgreich reüssiert, Brecht war mit Gedichten und Theaterstücken aufgefallen. Doch zunächst entsteht das "Songspiel", eine 35-minütige Zusammenstellung von vertonten Gedichten.
"Man war besoffen von dem, was man gesehen, gehört und erlebt hatte, und selbst Otto Klemperer konnte nicht davon lassen, immer wieder zu singen 'Oh moon of Alabama'."
So beschreibt der Theatermann Hans Curjel den Eindruck, den die phänomenale Lotte Lenya 1927 auf die Zuhörer machte.
Auf der Erfolgswelle der Dreigroschenoper
Der Erfolg ermutigt die beiden jungen Wilden, jetzt wollen sie mehr. Dabei stehen sie der klassischen Form der Oper eigentlich reserviert gegenüber, beide misstrauen einer auf Identifikation fußenden Empfindungsästhetik. Sie machen Brüchigkeit zu einem ästhetischen Prinzip, und nach der "Dreigroschenoper", dem Megahit der Zwanzigerjahre, entsteht knapp zwei Jahre nach der Uraufführung des Songspiels die Oper vom "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny".
"Es ist ganz bewusst eine Art, Neue Musik auf der Basis von etwas ganz anderem, also nicht wie Schönberg auf der Basis von 12-Ton-Reihen, sondern hier eine Musiksprache aufzugreifen, die aus einem ganz anderen Kontext kommt, sie zu verändern und in die ernste Musik zu verpflanzen."
Der Musikhistoriker Stefan Drees.
"Weill greift Aspekte auf, die man aus der damaligen populären Tanzmusik kennt, er benutzt das Gerüst vom Foxtrott, er benutzt Instrumente von Tanzorchestern, also er richtet sich vom Tonfall her und von der Stilistik an der populären Musik seiner Zeit aus. […] Brecht macht jetzt ein Libretto für Weill und spinnt diese Geschichte aus, macht dazu eine Erzählung über ein modernes Sodom und Gomorrha im Grunde, wo die ganzen Glücksspieler, das ganze Gesindel hinkommt, um sein Geld zu verspielen, also eine Geschichte um die Probleme, wir sind in der Weimarer Republik, die es damals auch politisch gab."
Die Geschichte fasziniert auch heute noch, scheint beinahe aktueller denn je. Eine Gruppe verfolgter Gangster gründet eine paradiesische Stadt des Glücks. Doch es ist ein komplexes und widersprüchliches Modell von Lebensglück, das in Mahagonny gelebt werden soll: Orientiert an vor allem männlichen Bedürfnissen nach Sex und Alkohol, ohne Verbote, im Dienste eines hemmungslosen Genusses.
"Denn es ist die Wollust der Männer, nicht zu leiden und alles zu dürfen."
"Es ist ganz bewusst eine Art, Neue Musik auf der Basis von etwas ganz anderem, also nicht wie Schönberg auf der Basis von 12-Ton-Reihen, sondern hier eine Musiksprache aufzugreifen, die aus einem ganz anderen Kontext kommt, sie zu verändern und in die ernste Musik zu verpflanzen."
Der Musikhistoriker Stefan Drees.
"Weill greift Aspekte auf, die man aus der damaligen populären Tanzmusik kennt, er benutzt das Gerüst vom Foxtrott, er benutzt Instrumente von Tanzorchestern, also er richtet sich vom Tonfall her und von der Stilistik an der populären Musik seiner Zeit aus. […] Brecht macht jetzt ein Libretto für Weill und spinnt diese Geschichte aus, macht dazu eine Erzählung über ein modernes Sodom und Gomorrha im Grunde, wo die ganzen Glücksspieler, das ganze Gesindel hinkommt, um sein Geld zu verspielen, also eine Geschichte um die Probleme, wir sind in der Weimarer Republik, die es damals auch politisch gab."
Die Geschichte fasziniert auch heute noch, scheint beinahe aktueller denn je. Eine Gruppe verfolgter Gangster gründet eine paradiesische Stadt des Glücks. Doch es ist ein komplexes und widersprüchliches Modell von Lebensglück, das in Mahagonny gelebt werden soll: Orientiert an vor allem männlichen Bedürfnissen nach Sex und Alkohol, ohne Verbote, im Dienste eines hemmungslosen Genusses.
"Denn es ist die Wollust der Männer, nicht zu leiden und alles zu dürfen."
Am Ende versucht Gott einzuschreiten
Brechts Verherrlichung eines ungehemmten, antibürgerlichen, ursprünglichen Lebens, wie er es schon in dem frühen Stück "Baal" gestaltet hatte, trifft sich mit einer zunehmend gesellschaftskritischen Haltung. Er weiß sehr wohl, dass ein solches Lebens- und Stadtmodell sich nur in einer kapitalistischen, ausschließlich am Geld ausgerichteten Ordnung realisieren lässt - die dann ihr eigenes Scheitern sogleich mit einschließt.
"Können einem toten Mann nicht helfen."
Der wirtschaftliche Niedergang, ein drohender Hurrikan, der Sieg skrupelloser Unmoral, ein kafkaesk parteiischer Justizapparat: In der paradiesischen "Netzestadt" - eine Anlehnung an das biblische Wort vom Menschenfischen - erscheint der totale Untergang geradezu zwangsläufig. Am Ende versucht sogar Gott persönlich - wenn auch als "Spiel im Spiel" - einzuschreiten, doch auch er muss scheitern. Seine Drohung mit Höllenqualen bewirkt bei den Männern in Mahagonny nichts: Die Hölle habe man schon auf Erden. Die Oper, die am 9. März 1930 in Leipzig ihre wild umtoste Premiere erlebt, schließt mit der geradezu dystopischen Erkenntnis: Dem Menschen ist nicht mehr zu helfen. Da stand der Welt, Europa, Deutschland, das Schlimmste noch bevor.
"Können einem toten Mann nicht helfen."
Der wirtschaftliche Niedergang, ein drohender Hurrikan, der Sieg skrupelloser Unmoral, ein kafkaesk parteiischer Justizapparat: In der paradiesischen "Netzestadt" - eine Anlehnung an das biblische Wort vom Menschenfischen - erscheint der totale Untergang geradezu zwangsläufig. Am Ende versucht sogar Gott persönlich - wenn auch als "Spiel im Spiel" - einzuschreiten, doch auch er muss scheitern. Seine Drohung mit Höllenqualen bewirkt bei den Männern in Mahagonny nichts: Die Hölle habe man schon auf Erden. Die Oper, die am 9. März 1930 in Leipzig ihre wild umtoste Premiere erlebt, schließt mit der geradezu dystopischen Erkenntnis: Dem Menschen ist nicht mehr zu helfen. Da stand der Welt, Europa, Deutschland, das Schlimmste noch bevor.